Duell
Duelle und Zweikämpfe sind in der Fantasy oft anzutreffen, sei es bei Auseinandersetzungen im Laufe der Handlung oder als großes Finale zwischen Held und Gegenspieler. Zweikämpfe im engeren Sinne schließen jedoch zufällige Begegnungen aus. Ein Regelwerk und/oder ritualisiertes Vorgehen werden wichtig. Im Vordergrund steht gerade bei wichtigen Entscheidungen der schicksalhafte Sieg oder die Vorstellung der Ehre, mitunter auch Rache.
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Was ist ein Zweikampf?
In der Fantasy sind Kämpfe relativ häufig. Damit von einem Zweikampf oder Duell gesprochen wird, müssen meist mehrere Bedingungen erfüllt sein:
- Der Kampf muss zwischen zwei Personen stattfinden.Weiteren Personen ist eine Einmischung verboten.
- Die Kombattanten müssen sich des Kampfes gewahr sein und durch eine Forderung "legitimiert" sein.
- Die Konfrontation ist direkt.
Diese Bedingungen sind die Regel. Ein größeres Gefecht kann meist auch in mehrere Zweikämpfe unterteilt werden; sobald jedoch eine Person gegen mehrere Kämpft, ist die Bezeichnung Zweikampf offensichtlich fehl am Platze, selbst wenn es festgelegte Regeln gibt. Das Verbot der Einmischung gilt meist, bis der Kampf entschieden ist - bei einer Niederlage ist medizinische Hilfe erlaubt, ebenso kann ein Sekundant mitunter die Aufgabe erklären.
Das Gewahrsein des Kampfes schließt Angriffe aus dem Hinterhalt oder z. B. durch Assassinen aus. Technisch gesehen ist dies auch ein Kampf zwischen zweien, scheitert aber ebenfalls daran, dass sich eine Partei des Angriffs nicht gewahr ist und daher grundsätzlich im Nachteil. Eine Forderung kann dabei auch sehr leger erfolgen, durch bloße Aufforderung und damit Gelegenheit zur Verteidigung des Geforderten.
Der dritte Punkt schließt lediglich Fernduelle aus, bei denen der Sieg von A und B gegen Dritte X bzw. Y darüber entscheidet, wer von A oder B als Endsieger gilt.
Gemein ist den meisten Zweikämpfen ein gewisser Ritus. Es kann aber durchaus sein, dass eine Partei gar nicht kämpfen möchte, sondern durch Umstände oder Erwartungen dazu gezwungen wird. Klassisches Beispiel ist hierbei der Gegenspieler, der vom Held am Ende gestellt wird. Aber auch gesellschaftliche Zwänge können jemanden zum Duell zwingen, dessen Ausgang meist ein bestimmter Grad von Verletzung oder der Tod ist.
Aspekte des Zweikampfs
In einen Zweikampf spielen viele Aspekte hinein, insbesondere wenn es vor Publikum geschieht. In martialischen Gesellschaften ist der Sieg im Kampf ein Beweis der eigenen Fähigkeiten, der Kampfstärke und des Mutes. In Kriegervölkern ist ein Anführer meist zwangsläufig ein guter Krieger, denn nur so kann er sich den Respekt seiner Gefolgsleute sichern.
Auch die Ehre spielt eine bedeutende Rolle. Ein Krieger-Ethos verlangt geradezu, sich einer Herausforderung zu stellen, will man nicht als feige gelten und das Gesicht verlieren. Dies sieht man auch in frühneuzeitlichen und späteren Romanen, in denen Gentlemen es geradezu als Pflicht betrachten, sich zu duellieren. Andernfalls würden sie in der guten Gesellschaft geschnitten.
Jedoch gibt es hier gerade durch den Aspekt der Ehre Ausnahmen: Bestimmte Bevölkerungsgruppen galten schlicht als unehrenhaft und ein Duell mit diesen war undenkbar. Ebenso gilt es als ehrlos, jemanden zum Kampf zu fordern, der offensichtlich keinerlei Chancen hat; mitunter beschädigt dies sogar die Ehre des Herausforderers.
Letztlich spielt insbesondere der Wille einer höheren Instanz eine Rolle, sei es Gott oder das Schicksal. Wer schön ist und fähig, der ist auch gut und dem stehen die Götter bei - insbesondere bei einem Gerichtskampf - und geben ihm den Sieg.
Zweikampf als Finale
In Geschichten mit einem einzelnen Helden beinhaltete das Finale oft einen Zweikampf. Der Protagonist findet schließlich den, den er lange Zeit gesucht hat. Häufig hat diese Begegnung ein starkes persönliches Element: Der einstige Bauernsohn trifft den Plünderer, der seine Familie tötete; der Krieger trifft endlich auf den Mörder seiner Frau.
In der poetischen Gerechtigkeit siegt der Held hier in der Regel. Im Hinblick auf die Bereitschaft seines Gegners zum Zweikampf gibt es jedoch große Unterschiede. Häufig führen Ehre oder Hybris dazu, dass ein Oberschurke freiwillig den Kampf annimmt, insbesondere wenn direkter Kampf ein Teil seines Lebens ist.
Solche Schurken ziehen es mitunter vor, besiegt zu werden als zu betrügen. Von jener Sorte gibt es allerdings genug: Manche lassen andere auf den Kampf einwirken, setzen verbotene Waffen oder Mittel wie Gift ein. Dies wird in der Regel als bösartiger, ehrloser Betrug ausgelegt. Pragmatisch mag man sich allerdings fragen, weshalb sich mancher Schurke einen Zweikampf stellen sollte, wenn er offensichtlich unterlegen ist. Solche Schurken interessiert Ehre oder ähnliches nicht.
Nach einer langen Suche kann es auch sein, dass ein Held in besten Jahren einem gealterten Feind gegenüber steht, der allein dadurch unterlegen ist. Hier zeigt sich häufig, dass Rache die treibende Kraft war, Genugtuung für etwas, das womöglich im Krieg normal war und hundertfach passierte. Die Moral in solchen Duellen ist öfters grau und grau, egal ob es tatsächlich zu einem finalen Zweikampf kommt oder nicht.
Gerichtskampf
Ebenfalls verbreitet und manchmal mit dem Finale einhergehend ist der Zweikampf als Gerichtskampf. Dieser stammt ursprünglich aus dem Holmgang der germanischen Stämme, wurde später zum ritterlichen Gerichtskampf uns schließlich zum Ehrenduell. Die Grundidee ist, dass Schicksal, Gott oder Götter demjenigen beistehen und zum Sieg verhelfen, der im Recht ist. Der Gerichtskampf hat also starke Elemente eines Gottesurteils.
Mittelalterlicher Gerichtskampf
Während historische Gerichtskämpfe stark formalisiert waren, vereinfachen Fantasy-Gerichtskämpfe dies oft stark. Moderne Romane sehen die Entscheidung durch Kampf häufig kritisch.
Berufskämpfer
Ein oft auftauchendes Element sind Berufskämpfer oder Champions. Dies bedeutet, dass der Beschuldigte nicht selbst kämpft, sondern jemand anderes dies für ihn übernimmt - möglicherweise auch auf beiden Seiten.
Naheliegend wäre der Vorwurf der Feigheit, dahinter steckt aber oft Pragmatismus: Ein gealterter Ratsherr kann sich schlicht nicht mit einem durchtrainierten Krieger messen. Und ein König (oft mehr Verwalter als Krieger) hat nicht die Zeit, sich ausreichend fit zu halten, um einem durchtrainierten Kämpfer Paroli bieten zu können.
Ein Stellvertreter tut der Idee, dass Gott das Recht unterstützt, indes auch keinen Abbruch.
Zweikampf als Unterhaltung und Training
Nicht nur in mittelalterlichen Settings, sondern zu allen Zeiten, ist ein Zweikampf auch immer ein Schauspiel, das viele Menschen anzieht. Dabei muss es sich nicht um einen Gerichtskampf handeln: Auch ein Faustkämpfer auf dem Jahrmarkt oder der heutige Boxsport und andere Kampfsportarten sind letztlich eine Variante.
Ritterturniere, bei denen eins gegen eins gekämpft wird, sind eine häufige Version, die zugleich Volksbelustigung und der Übung an den Waffen dient. Diese Duelle gehen jedoch nur selten bis zum Tod, sondern enden mit Niederschlag, erstem Blut, Aufgabe o. ä.
Andere Duelle
Klassische Fantasy-Duelle finden mit Waffen statt: Schwert, Schild, Speer, Axt. In Romanen, die in späteren Jahrhunderten angesiedelt sind, kommen auch Pistolen zum Einsatz; aber nicht jeder ist in der Lage, mit Waffen umzugehen, die Körperkraft erfordern. Gehören zwei Personen einer ähnlichen Profession an, gibt es daher immer wieder alternative Formen.
Magier etwa duellieren sich mit Zaubern, in einem Geistes- oder Willensduell. Ähnliches gilt für Priester, denen ihre Gottheit Macht verlieh. Diverse Spiel- und Turnierformen sind ebenfalls denkbar und entfernen die blutig-gefährliche Komponente ähnlich unserem heutigen Sport. Hierunter Fallen beispielsweise auch "Duelle" im Bogenschießen - üblicherweise wird nicht aufeinander geschossen, sondern auf Zielscheiben.
Realer Hintergrund
Zweikämpfe gab es zu allen Zeiten und aus verschiedensten Gründen . Gerichtliche Legitimation erfuhr der Zweikampf aus dem germanischen Holmgang. Dabei sollte man nicht an ein Faustrecht denken, bei dem der Stärkere jederzeit erkämpfen kann, was er möchte. Vielmehr war ein solcher Kampf fest in Prozesse eingebunden und erforderte die Zustimmung des Gerichtsherrn.
Schon ab dem 13. Jahrhundert wurde der Gerichtskampf jedoch kirchlich verboten und war ohnehin weniger beliebt - Folter zur Wahrheitsfindung nahm seinen Platz ein.
Ab der frühen Neuzeit schließlich verlagerte sich das (oft illegale) Duell in den Privatbereich. Die Idee der Ehre rückte stärker in den Vordergrund.
Quellen und Verweise
- Titelbild: Efill Skallagrimson im Holmgang mit Berg-Önundr, Gemälde von Johannes Flintoe, via Wikimedia Commons, Public Domain.
- Gerichtskampf Marschalk/Haschenacker: Gerichtskampf, ca. 1544, heute in der Bayerischen Staatsbibliothek Cod. Icon 393. via Wikimedia Commons, Public Domain.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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