Jonathan Strange & Mr. Norrell

Für manche gehört Magie untrennbar zur Fantasy. In Low Magic Settings ist sie jedoch kaum oder gar nicht vorhanden - und hat gerade daher ihren Preis. Wenn Magie dann doch einmal auftaucht, hat sie meist große Wirkung, sei es wegen ihres Effekts oder weil sie so selten ist. Einig Leser mögen Low Magic Welten, weil diese unserer ähnlicher sind.
Es gibt keine gute oder universal gültige Definition für Low Magic. Das liegt einerseits daran, dass keine absolute Aussage ist, sondern eine Skala zwischen keine Magie und mächtige Magie überall im Alltag. Andererseits dass es verschiedene Merkmale gibt, auf die sich das "Low" beziehen kann.
Diese 3 Merkmale sind:
Gerade das dritte Merkmal ist dabei als Hilfsmerkmal zu betrachten, die anderen beiden können auf durchaus unterschiedliche Richtungen laufen. Hier kommt die Wirkung hinzu:
Der dritte Faktor wird interessant, wenn Magie und Technologie einander vergleichbar sind und in Summe gleich mächtig - nur in Einzelsituationen mal besser und mal schlechter. Auch ein solches Setting wirkt oft wie Low Magic, solange die Magie nicht übermäßig präsent ist. Dies gilt auch für Welten, in denen Magie gewissermaßen nur eine Zutat in komplexeren Dingen ist, z. B. bei Alchemie.
Am Ende kommt viel auf das Gefühl an, das die Welt vermittelt. Bei vielen Werken ist es ziemlich klar, ob sie Low Magic sind oder nicht, aber in den großen Grauzonen geht es vor allem darum, wie es sich anfühlt - und hier unterscheiden sich die Meinungen.
Daher einige Beispiele von Buchreihen und Einzelromanen:
Im Kontrast zu diesen ist das Setting von D&D und damit der meisten dieser Romane definitiv High Magic: Magier überall, täglich Zauber ohne weitere Kosten, Artefakte überall und teils sehr mächtig.
Im obigen Beispiel habe ich den Herrn der Ringe als Beispiel für Low Magic erwähnt. Aber bedeutet Low Magic nicht auch Low Fantasy? Keineswegs, auch wenn die beiden eine sehr große Schnittmenge haben: Ein Low Fantasy Roman mit High Magic ist eher schwer vorstellbar; High Fantasy mit Low Magic hingegen problemlos. Der Grund ist einfach: Low Fantasy Welten sind meistens realistischer und enger an unsere Welt angelehnt - und hier finden sich meist keine Feuerbälle.
Der Herr der Ringe ist dabei das beste Beispiel. Wie viele mächtige Magie und wie viele Szenen mit dieser lassen sich im ganzen Buch beobachten? Eher wenige.
Grundsätzlich kann Low Magic in jedem Fantasy-Genre auftreten. In einigen ist es jedoch besonders verbreitet. Zu diesen gehört erwähnte Low Fantasy, die nur wenige Änderungen gegenüber unserer empirischen Welt zeigt. Historische Fantasy fügt oft eine geringe Prise Magie hinzu und fällt damit ins Raster. Bei Gaslight Fantasy ist dies schon Teil der Definition. Auch Mythen, Mythic Fiction, Fairytale Fantasy und klassische Märchen fallen fast immer in diesen Bereich. Es gibt Magie, aber sie ist nicht sonderlich verbreitet - dennoch akzeptiert jeder den magischen Kochtopf oder das sprechende Tier.
Einzelne auftretende mythische Wesen wie Greifen oder Drachen führen ebenfalls nicht zwangsläufig weg von einem Low Magic Setting - meist sind diese Wesen dann aber näher an Tieren als an durch und durch magischen Wesen.
Geradezu ironisch: Urban Fantasy ist eher selten Low Magic. Denn hier ist die Magie zwar verborgen, aber überaus mächtig. Man kann hier Harry Potter als Beispiel nehmen: In der Zaubererwelt wird so gut wie alles magisch bewirkt. (In der Muggle-Welt hingegen nicht; die Romane spielen aber weit überwiegend in der Zaubererwelt und daher dominiert dieser Eindruck.)
Ein weiterer Faktor, der Low Magic von High Magic unterscheidet ist der Preis der Magie. In vielen Geschichten kommt die Magie quasi aus dem Nichts. Jemand hat natürliches Talent oder lange studiert - nun kann er zaubern. Manchmal nahezu unbegrenzt, vielleicht nur durch Konzentrationsfähigkeit beschränkt; ein andermal braucht er regelmäßig Erholung. In Rollenspielen wird dies durch tägliche Zauber-Slots oder Magiepunkte dargestellt. Weitere Elemente sind meist nur bei mächtigster Magie nötig.
In manchen Augen wird Magie auf solch kostenlose Art billig und beliebig und verliert von ihrem Flair. In Low Magic Settings fordert die Magie hingegen einen echten Preis und Opfer. Meist ist der Preis für mächtige Magie so groß, dass regelmäßiges Nutzen undenkbar ist. Dies geht über das Verwenden von physischem Reichtum heraus und kann begrenzte oder unersetzbare Ressourcen benötigen, womöglich noch in Konjunktion mit bestimmten Ereignissen (Sonnenfinsternis, Samhain ...) u. ä. Ein Beispiel für Low Fantasy Magie knüpft diese an Lebenskraft. Der Magier kann sein eigenes Leben verkürzen (oder seinen Körper schwächen) - oder Tiere oder gar Menschen opfern, was nicht nur moralisch-ethisch, sondern auch rechtlich fragwürdig ist.
Wissenschaftlich inkliniert könnte man den 1. Satz der Thermodynamik anführen: Die Energie in einem System bleibt konstant; also muss auch die Magie ihre Energie irgendwoher beziehen und kann nicht einfach aus Nichts entstehen. In Low Magic zeigt der Preis der Magie diese Kosten an.
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