Fairytale Fantasy

Fairytale Fantasy, hier:

Fairytale Fantasy oder Märchenfantasy ist eine Untergattung von Mythic Fiction. Sie greift stark auf Motive und Figuren des Märchens zurück. In ihr bekommt die böse Stiefmutter eine Vorgeschichte, der jüngste Sohn weitere Facetten und auch andere Figuren werden runder und entfernen sich vom Archetyp des Märchens.

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Fairytale Fantasy ist in wörtlicher Übersetzung Märchen-Fantasy. Diese Art der Fantasy greift stark und deutlich sichtbar auf Motive und Figuren zurück, die man in Märchen findet: die böse Stiefmutter, der jüngste Sohn, archetypische Helfer oder auch die gesamten Plots von Märchen. Fairytale Fantasy ist eine spezifischere Form von Mythic Fiction oder Mythic Fantasy. Mit dem direkten Bezug auf bekannte Märchen ist Fairytale Fantasy zudem in hohem Maße intertextuell.

Der Übergang zu "normaler" Fantasy ist fließend: Vieles in der Fantasy ist vom Märchen inspiriert. Von Fairytale Fantasy spricht man jedoch nur, wenn märchenhafte Elemente deutlich zum Ton oder Wesen des Werkes beitragen. Nicht zur Fairytale Fantasy gehören daher Fantasy-Romane, die lediglich ein Element eines Märchens als Ausgangspunkt nehmen und verwenden. Basiert jedoch die ganze Erzählung auf einem Märchen, sei es als Satire, Modernisierung oder Umdeutung eines Märchens, ist es Fairytale Fantasy.

Vom Märchen setzt sich Fairytale Fantasy dadurch ab, dass eine individuelle Person, ein Autor der Schöpfer ist. Zudem sind die Figuren, Orte, Ereignisse und Wesen (die gesamte Welt) deutlicher ausformuliert als im Märchen, das auf feststehende Typen und eine vage Welt ohne echte Zeit und ohne echten Ort zurückgreift.

Abgrenzung zum Märchen

Gegenüber dem Märchen ist Fairytale Fantasy „moderner“: Charaktere haben in der Regel Namen und Persönlichkeiten. Sie sind nicht auf das archetypische Figurenbild des Märchens beschränkt und lernen hinzu. Häufig löst sich auch die reine Gut/böse- bzw. Richtig/falsch-Zeichnung des Märchens auf. Die modernere Fairytale Fantasy bietet wie manche Fantasy Raum für moralische Zweifel und Doppeldeutigkeit.

Schwerer wird die Abgrenzung zu Kunstmärchen, also jenen „Märchen“, die nicht aus Volkserzählungen zusammengesucht wurden, sondern von Dichtern bewusst an jenen Stil angelehnt verfasst wurden. Fairytale Fantasy könnte eventuell als moderne Version oder Weiterentwicklung einer Linie Märchen -> Kunstmärchen -> Fairytale Fantasy gesehen werden. Auf dieser Linie finden sich zum Beispiel die Sammlung der Grimms, Basile oder Perrault (Märchen), gefolgt von Kunstmärchen a la Tieck über frühe märchenhafte Fantasy wie MacDonalds Lilith, dem Phantastes, der Light Princess oder dem Golden Key, und zuletzt die modernen Fairytale Fantasy Geschichten.

Varianten und Merkmale der Fairy Tale Fantasy

Die Definition der Fairytale Fantasy gelingt am einfachsten in der Abgrenzung zum Märchen, aus dessen Fundus sie sich bedient. Sie bedient sich aus einer relativ beschränkten Anzahl bekannter Motive und Figuren, wandelt diese jedoch häufig ab.

Märchentypen zu Figuren

Die Figuren des Märchens haben keine Namen: Der Prinz, der jüngste Sohn, die Königstochter – Ausnahmen sind selten und stehen meist mit dem Aussehen oder Fähigkeiten der Figuren im Zusammenhang (Schneewittchen, Dornröschen). Die Figuren der Fairytale Fantasy haben in der Regel individuelle Namen.

Mit diesen Namen nehmen sie individuelle Eigenschaften an. Dadurch verändert sich die Geschichte gegenüber dem Märchen: Der namenlose jüngste Prinz hat nun einen eigenen Charakter, einen Hintergrund, Wünsche und Träume, die seinen Charakter motivieren. Die Archetypen des Märchens werden in der Fairytale Fantasy zu komplexeren Charakteren. Ihr Ursprung bleibt mehr oder minder deutlich sichtbar.

Komplexere Welten

Auch die Komplexität der Welt nimmt zu. Das Märchen spielt in einem zeitlosen Raum, dem “Es war einmal …” des klassischen Anfangs. Fairytale Fantasy verortet die Geschichte klarer: Sie spielt in einer (Fantasy-) Welt mit Namen. Nebenfiguren haben normale Arbeit; Königreiche stehen in politischer und wirtschaftlicher Abhängigkeit zu anderen.

High Fantasy, Historische Fantasy oder auch Contemporary (Urban) Fantasy können gleichzeitig Fairytale Fantasy sein und tragen zum Gesamtton eines Werkes bei. So kann Historical Fairytale Fantasy die “wahre” Geschichte von Schneewittchen erzählen - und eventuell auch, wie sie zum Märchen wurde. Urban Fantasy könnte die Märchen in ein modernes Setting verlegen (z. B. die Grimms Märchen Updates). High Fantasy erlaubt die Schaffung einer komplett neuen Welt basierend auf einem oder mehreren Märchen.

Humoristischer Fantasy: Bruch bekannter Typen

Eine besondere Spielart, die eigene Erwähnung verdient, ist die humoristische Fantasy. Archetypen der Fantasy und Märchenelemente sind beliebt, weil sie bekannt sind. Autoren können sich darauf verlassen, dass Leser sie ohne Erklärung verstehen und eine bestimmte Erwartungshaltung haben: Der jüngste Sohn wird Erfolg haben, wo seine älteren Brüder versagten. In der Humoristischen Fantasy stellt er sich aber vielleicht als Schwester heraus - oder als Idiot, der nur durch Glück erfolgreich.

Dies wären sehr harmlos, kleine Brüche. Diese lassen sich auch mit größeren Auswirkungen weiterspinnen: Das Schwert von Hauptmann Karotte (Scheibenwelt) sollte eigentlich magisch sein. Aber es ist komplett ohne Magie, nur sehr, sehr scharf - und gerade dadurch effizient. Auch weiß jeder, dass Karotte der rechtmäßige Thronerbe ist - nur hat er kein Interesse, diesen zu beanspruchen. Diese und weitere Brüche kontrastieren mit dem, was "normalerweise" erwartet wird.

Manche Bands aus dem Mittelalter-Umfeld nutzen Märchen auch als Basis für ihre Lieder. Metnotstand im Märchenland von Feuerschwanz könnte man durch Titel, Thema und auftretende Figuren auch als musikalische Fairytale Fantasy beschreiben. Hier sitzen bekannte Märchenfiguren gemeinsam in einer Taverne, außerhalb ihrer Märchen und recht durstig:

Revisionistische Bearbeitung und Umdeutungen

In der humoristischen Fantasy kann es zum Rollentausch kommen, in dem die "Helden" plötzlich die Bösen sind. Revisionistische Fairytale Fantasy gelingt aber auch ohne Humor. In dieser Spielart löst sich die Schwarz-Weiß-Malerei des Märchens auf. Die Charaktere sind deutlich komplexer.

Ein Kinofilm-Beispiel ist Malificent - Die Dunkle Fee: Hier ist die dreizehnte, "böse" Fee nicht ausschließlich böse; es hat einen Grund, dass die Schurken so wurden, wie sie sind. Und manchmal sind die Taten der "Guten" daran schuld, frei nach dem Motto Die Sieger schreiben die Geschichte.

Solcherart erfahren "böse" Charaktere eine Validierung ihres Verhaltens. Gute Charaktere stehen zweifelhafter dar und mancher Held scheint rückblickend recht eigennützig gehandelt zu haben. Revisionistische Märchenumdeutungen geben einen Anreiz, Bekanntes zu hinterfragen und neu zu interpretieren, statt es als gegeben hinzunehmen.

Moderne Märchen?

Nach den Kunstmärchen gibt es auch "moderne Märchen". Dies sind Geschichten wie Der Zauberer von Oz oder Der Kleine Hobbit). Meist werden diese Werke als Fantasy und Kinder-/Jugendbuch eingeordnet. Fairytale Fantasy wirkt unpassend: Moderne Märchen haben sich sehr weit vom Märchen gelöst, setzen nicht auf tradierte Erzählungen, sondern schaffen gänzlich neue. Natürlich ist auch hierbei möglich, mehr oder weniger märchenhafte Elemente zu verwenden.

Modernisierungen

Modernisierungen nehmen die bekannte Handlung eines Märchens und versetzen sie in die heutige Zeit. Wesentliche Merkmale des Märchens bleiben dabei erhalten; die Handlung ist sehr nahe am Original. Häufig bekommen die Figuren Namen und die Handlung findet an einem bekannten Ort statt, der jedoch keine wesentliche Rolle spielt. (In Romanen der Jetztzeit ist eine Zeitlosigkeit und Ortslosigkeit nur schwer möglich.) Die Merkmale der zeitgenössischen Literatur überlagern die Konventionen des Märchens jedoch nur in Teilen. Beispiele für diese Art Märchenbearbeitung finden sich in den Grimms Märchen Updates.

Problem: Wo beginnt Fairytale Fantasy?

Ein Problem bleibt: Bei allen Spielarten der Fantasy können Märchenelemente Verwendung finden. Aber es gibt keine klare Grenze, ab der ein Werk Fairytale Fantasy ist. Dies ist auch Grund dafür, dass kaum ein Buch als Fairytale Fantasy vermarktet wird. Verlage greifen lieber zu klareren Kategorien, um die Erwartungshaltung der Leser zu erfüllen. So finster, so kalt trägt zum Beispiel einfach die Bezeichnung "Roman". (Fantasy passt nicht ganz; Mystery oder Phantastik sind problematisch; historische Elemente sind vorhanden.) Dieses Vermeiden der Bezeichnung führt wiederum direkt dazu, dass sich keine klare Vorstellung davon bilden kann, was ihn ausmacht.

Der Buchrückentext, manchmal auch der Titel, gibt häufig Hinweise darauf, ob ein Roman Fairytale Fantasy ist. (Auch der Übergang zur Mythic Fantasy, die auch Sagen und Legenden verarbeitet, ist fließend.) Harte Kriterien sind hingegen wenig sinnvoll. Eine subjektive Einschätzung scheint sinnvoller. Bei vielen Texten des Genres merkt man es, wenn man sie vor sich hat (ähnlich wie bei einem Gedicht). Es sind Motive und Handlungen aus Märchen, von Geschichten, die "jeder" kennt, nicht nur eine bestimmte Gruppe. Dies führt allerdings dazu, dass die letztendliche Einordnung subjektiv bleibt.

Quellen und Verweise

Titelbild: "Holda, die gütige Beschützerin" aus Nordisch-germanische Götter und Helden (1882, F. W. Heine), von Unbekannt via Wikimedia Commons, PD.

Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Genre-Info wurde veröffentlicht am und zuletzt geändert am .

 
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