Superhelden

Superheld

Superman, Hulk, Thor, Batman und viele mehr: So richtig in das normale Fantasy-Schema passen sie nicht, begegnen einem aber auch nicht auf dem Weg zur Arbeit. Sie sind eine ganz eigene Gattung, leihen sich aber Themen und Fertigkeiten aus anderen - vor allem Science-Fiction und Fantasy, aber auch Horror und Krimi. Dabei werden die Gattungen oft vermischt, nicht zuletzt durch alternative Interpretationen und Crossovers.

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The Nazi Island Mystery

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Teuflisches Genie

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Der Aufstieg der Superhelden ist untrennbar verbunden mit Comics (siehe unten, Zeitalter der Comics und Superhelden). In der Form, wie wir sie heute kennen, begannen die Superhelden in den 1930er Jahren. Im Gegensatz zur meisten Fantasy spielten sie nicht in einer anderen Welt, sondern in der gegenwärtigen, haben also meist eine engere Verbindung zur Urban/Contemporary Fantasy.

Charakteristisch für frühe Superhelden ist die klare Unterteilung in Gut und Böse: Superhelden jagen normalerweise Verbrecher oder schützen die normalen Menschen gegen weltweite Bedrohungen. Erst in jüngerer Zeit gibt es düsterere Themen und Makel in den Helden, zusammen mit alternativen Perspektiven zum Beispiel durch die Schurken.

Superhelden haben nicht immer übernatürliche Kräfte. Manchmal nutzen sie auch Technologie. Fast immer haben sie jedoch eine Geheimidentität und treten in einem charakteristischen Outfit oder Kostüm.

Insgesamt ist der Tod der Feinde in Superhelden-Geschichten recht selten. Am Ende wird der Schurke zwar gefangen, aber dies ist nur ein Ausschalten auf Zeit. Ein echter, definitiver Tod einer bekannten Figur hat auch aufgrund dieser Seltenheit einen großen Effekt. Auch der Held überlebt meist. Viele Superhelden-Geschichten erscheinen als Reihe mit dem immer gleichen Held bis dieser schließlich an einen Nachfolger übergibt.

Geschichten über Superhelden sind eine recht flexible Gattung. Ihre Reihen und Kontinuitäten überlappen sich bisweilen: Einige Superhelden treten normalerweise in ihren eigenen Geschichten auf, aber durch Anspielungen ist klar, dass ein anderer Superheld in der gleichen Welt existiert. Gelegentlich kommt es auch zu gemeinsamen Geschichten und Auftritten bis hin zu Crossovers in denen die normalerweise unterschiedlichen Welten der Superhelden vermischt werden.

Ebenfalls typisch für die lange laufenden Reihen sind Retcons und Reboots:

  • Bei einem Retcon (Retroactive Continuity = Rückwirkende Kontinuität)wird die Erklärung für ein bestimmtes Ereignis nach dem eigentlichen Ereignis geändert. Durch neue Erklärungen oder Informationen ergibt sich eine deutlich andere Lage der Dinge. Dies ist nicht einfach eine andere Perspektive oder Interpretation einer Figur, sondern eine "objektive" Änderung von dem, was wirklich geschah.
  • Ein Reboot hingegen startet mit einer etablierten Figur bzw. einem etablierten Universum und schafft die Geschichte der Figuren komplett neu, in der Regel mit einem bestimmten Twist wie den dunkleren Batman von The Dark Knight Returns.

Sind Superhelden-Geschichten Fantasy?

Die Zuordnung von Superhelden-Geschichten zu anderen Gattungen ist problematisch. In einer stark vereinfachenden Sicht kann man sie entweder Fantasy oder Science-Fiction zuordnen.

In diesem Fall bleiben dennoch einige Helden problematisch, etwa Batman, der weder übernatürliche Fähigkeiten hat (Fantasy) noch wirkliche Zukunftstechnologie nutzt (Science-Fiction). Stattdessen trainiert er und verfügt über Ausrüstung, die durchaus auch heute denkbar ist. Natürlich wird dies gelegentlich überreizt, weshalb Batman doch wieder in Richtung Science-Fiction tendiert.

Writer's Digest führt alle Superhelden auf eine Verschmelzung der beiden Gattungen Fantasy und Science-Fiction zurück, wobei ein einziges Fantasy-Element reiche, um in diese Gattung zu fallen. Einzelne solche Elemente können Fans zudem verwirren - wobei starke Elemente beider Gattungen kaum ein Problem darstellen, sofern dies von Beginn an klar ist. Der Film Das fünfte Element sei so Science-Fiction mit Leeloo als einzigem Fantasyelement und funktioniere hervorragend. (Quelle, englisch)

Eine solche duale Unterteilung halte ich jedoch für vereinfachend und oft problematisch. Gerade durch häufige Durchmischung stellen Superhelden-Geschichten für mich eine eigene Gattung dar, die zudem ein ganz eigenes Gefühl vermittelt: Selbst der geschickteste Krieger einer Fantasy-Serie fühlt sich anders an als der eine Superheld und das liegt nicht nur am Setting. Auch die Absolutheit, mit der ein einziges Fantasy-Element eine Geschichte zu Fantasy mache, möchte ich nicht teilen. Es erinnert mich zu sehr an die oft müßige Diskussion zwischen Hard Science-Fiction und Soft Science-Fiction. Diese kann interessant sein und manche Leser schätzen das eine über das andere; aber in der Grundlage führt es kaum weiter und würgt manche Betrachtung durch Dogmatismus ab.

Dies gilt umso mehr, da die Unterscheidung komplexer ist. Superheldengeschichten tragen nicht nur Anteile von Fantasy, Mystery und Science-Fiction in sich, sondern auch von Krimi. Mythische Elemente spielen oft eine Rolle und sind mitunter verwoben mit Erklärungen der Weltursprünge und Geschichte. Mythisch-Magische Erklärungen tendieren dabei natürlich Richtung Fantasy (Thor, Doctor Strange, Wonder Woman ...); Militär, Technologie und Aliens hingegen Richtung Science-Fiction (Spiderman, Superman, Iron Man, die X-Men) wobei hier öfter gemischt wird. Hinzu kommen aber gute Prisen Horror (Constantine) oder Spionagethriller sowie zahlreiche Crossover, welche die Elemente weiter vermischen.

Superhelden und Setting

Superhelden gehören nahezu ausschließlich in die moderne Welt. Zwar gibt es manchmal Episoden, in denen Superhelden in eine andere Welt geraten oder in eine andere Zeit, aber dies ist genau das: eine besondere Episode; Abwechslung und Kontrast zum Normalen. Und natürlich gibt es bereits erwähnte Crossovers, die einen Superhelden auch in ein ganz anderes Setting führen. Insgesamt wirken Superhelden dort aber wie Fremdkörper - Figuren mit ähnlicher Macht oder Kraft sind in ihnen traditionell anders.

Superhelden in einer Fantasywelt?

Man stelle sich zudem einmal die Frage, was ein Superheld in einer Fantasywelt wäre. Damit meine ich nicht Superman, der in Mittelerde auftaucht, sondern einen Superhelden, der aus dieser Welt selbst stammt und als solcher gesehen wird. Aragorn? Elben? Gandalf und die Zauberer (eigentlich das Äquivalent von Engeln)?

Ähnliche Einzelfiguren findet man in fast jeder Fantasy. Sie sind überlebensgroß - aber Krieger wie Conan, Magier wie Elminster oder mythische Helden wie Siegfried würde man nicht als Superhelden bezeichnen. Sie sind Magier, Runenmeister, mächtige Krieger, Halbgötter. Sie sind Helden. Aber ohne das Super-. Ihre übermenschlichen Kräfte gehören zur Welt. Und ihre Identität ist nur selten geheim. Das gilt auch für ihre Feinde, die dunkle Magie beherrschen oder gar selbst Wesen der Finsternis sind.

Dies kann man nun zurückführen auf die Gattung an sich: Möglicherweise sind Superheldengeschichten weniger reine Gattung als eine Art von Geschichte, bei der eine bestimmte Art von Charakter im Zentrum steht: ein Charakter, der über Kräfte oder Fertigkeiten verfügt, die andere nicht besitzen und die nicht zur Welt der Geschichte selbst gehört. Diese Kontrastwelt ist in der Regel dann eher unsere reale Welt; es besteht somit eine Nähe zur Urban Fantasy und Superhelden sind Teil der Phantastik im weiteren Sinne.

Gegner von Superhelden

Typischerweise kämpfen Superhelden gegen Superschurken, die ebenfalls übernatürliche Kräfte und Mittel verwenden, und so überhaupt erst zu einer weltweiten Bedrohung werden. Weitere Schwierigkeiten entstehen den Superhelden oft dadurch, dass sie ihre Identität geheim halten müssen oder wollen um ein normales Leben zu führen. Inzwischen gibt es aber auch einige Varianten.

Superschurken gegen Normalos

Ein besonderer Reiz entsteht oft dadurch, dass ein normaler Mensch gegen einen Superschurken antreten muss. Der Mensch ohne besondere Kräfte ist somit von Beginn an in der Rolle des Underdogs. Der besondere Reiz entsteht dadurch, dass er in jeglicher Hinsicht unterlegen ist - selbst wenn man weiß, dass der Schurke zuletzt nicht (vollends) triumphieren kann.

Antischurken

Eine weitere sehr neue Variante stellt nicht mehr den überragenden und ethisch einwandfreien Helden ins Zentrum, sondern den Schurken. Ähnlich einem Antiheld begegnet der Leser so einem Schurken, der nicht ins normale Schema passt.

Möglicherweise war dieser Antischurke sogar einmal ein Held und hatte gute Gründe für sein Handeln. Vielleicht wurde er enttäuscht, verlor das rechte Maß oder die Perspektive. Dabei entdeckt man in diesen Schurken Eigenschaften, die man eher bei einem Helden erwartet.

Viel Grau und moralische Ambivalenz sind charakteristisch für diese Spielart, die auf weltenrettende Helden meist verzichtet - und auch die Frage aufkommen lässt, ob die Schurken allein für ihr Tun verantwortlich sind oder nicht in mancher Hinsicht einen validen Standpunkt vertreten.

Zeitalter der Superhelden

Die Entwicklung der Superhelden begann relativ spät und ist direkt mit der Erfolgsgeschichte der Comics verknüpft. Meist spricht man hier von Zeitaltern mit nicht immer klaren Grenzen.

Goldenes Zeitalter

Das Goldene Zeitalter der Comics beginnt ab ca. 1938 mit der Etablierung von Superman als Archetyp. Ihm folgten viele andere und ähnliche Helden. Schon jetzt entstanden Comics zu zahlreichen Genres.

Silbernes Zeitalter

Das Silberne Zeitalter der Comics reicht von 1956 bis ca. 1970. Nach dem Zweiten Weltkrieg gerieten Comics zunächst in Verruf und wurden für straffälliges Verhalten verantwortlich gemacht. In Amerika entstand die Comic Code Authority als "moralischer Wächter". Horror, Romance, Western und Tiergeschichten nahmen ab, blieben aber ebenso präsent wie Science-Fiction, Aliens, Magie und Götter. Als neues Zielpublikum wurden junge Kinder entdeckt. Stilistisch nahm die gleichzeitig entstehende Pop Art Einfluss.

Bronzenes Zeitalter

Der Übergang zum Bronzenen Zeitalter der Comics wird an verschiedenen Ereignissen festgemacht:

  • Die Übergabe der Green Lantern Comics an einen Nachfolger aufgrund fallender Verkaufszahlen (1970);
  • der Tod von Spidermans Freundin Gwen Stacy als massiver Schock und symbolisches Ende (1969);
  • ein Preisanstieg (1969);
  • oder Jack Kirbys letzte Ausgabe der Fantastic Four (September 1970);
  • sowie Mort Weisingers letzter Superman-Comic (August 1970).

Will man ein vorausdeutendes Ereignis wählen, so ist Gwen Stacys Tod das passendste. Denn das Bronzene Zeitalter ist dem Silbernen Zeitalter ähnlich, allerdings düsterer, grittiger. Neben dunklen Handlungselementen werden zunehmend soziale Probleme thematisiert. Daneben kommt es vermehrt zu Anthologien und Zusammenschlüssen mehrerer Superhelden zu Teams - teils sogar von Figuren verschiedener Herausgeber.

Mondernes Zeitalter

Sein Ende fand das Bronzene Zeitalter 1985/86 mit markanten Revitalisierungen von Produktlinien: DCs Crisis on Infinite Earths beendet das Multiversum-Konzept und vereinfachte den Zugang besonders für neue Leser. Mit The Dark Knight Returns (dt.: Batman - Die Rückkehr des Dunklen Ritters) erhält Batman einen düsteren Twist. Ein paar Jahre später erscheinen die Watchmen. Schaut man zum Konkurrenten Marvel, entsteht hier mit Secret Wars 1984 ebenfalls eine neue Reihe.

Seit Mitte der 1980er Jahre spricht man daher vom Modernen Zeitalter - bisweilen auch vom Dunklen Zeitalter der Comics. Es kommt zu immer mehr Redesigns, oft kommerziell motiviert. Dazu zählt auch der Transfer in andere Medien wie Film und Computerspiele. Fantasy, Horror, Antihelden nehmen zu - ebenso wie die Popularität von Comics, die den Mainstream erreichen.

Einige Autoren wie Gaiman, Moore und Miller tun sich besonders hervor. Auch wenn Comics selbst heute für viele noch als "ähem-Zeugs" gelten: Comics haben sie sich gesellschaftlich etabliert und manche Mainstreamserie wurde erst nach ihrem Erfolg zum Comic. Seit den 2000er-Jahren ist zudem der Einfluss japanischer Comics (Mangas) spürbar - inklusiver ihrer eigenen Art von (Super-)Helden.

Quellen und Verweise

Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Genre-Info wurde veröffentlicht am und zuletzt geändert am .

 
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