Romaunce

Ritterroman (Romaunce): Yvain und Gawain

Ritter-Roman, Höfischer Roman, Romaunce oder Romanze können alle das gleiche Bezeichnen. Mit Romanzen im Sinne von Liebesgeschichten oder Romantic Fantasy haben sie in dieser Bedeutung aber nur indirekt etwas zu tun. Ursprünglich bezeichnete Roman oder Romanze einen Text, der in der Gemeinsprache verfasst wurde statt in Latein. Hier ist genauer eine spezifische Art dieser Texte gemeint - Romane mit und über Ritter.

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The Knight's Tale

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Sir Gawain and the Green Knight

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Höfische Ritter-Romane sind geprägt von der höfischen Kultur des Mittelalters und zehren sowohl aus keltischen und antiken als auch aus orientalischen Quellen. Die Lebenswelt am Hofe wird idealisiert; Inhalt sind meist mehrere Abenteuer (aventiuren) eines oder mehrerer Ritter. Eine Verbindung zur heutigen Romanze gibt es durch den Minnedienst an der geliebten Dame. Der heutigen Fantasy ist der Ritterroman durch die Tendenz der Verfasser verbunden, vielfältige fantastische Elemente einzufügen.

Quellen der Romaunce waren vor allem die mündliche Überlieferung des Volksglaubens sowie religiöse Praktiken und Überbleibsel aus der Antike. Sie wurden vermischt mit der Wirklichkeit des damaligen Lebens und den damals aktuellen. Idealen.

Die drei Matières der Romanzen

Es gibt drei große Themenkomplexe des Ritterromans: Die Matière de Rome, die Matière de Bretagne und die Matière de France. Sie unterscheiden sich trotz Gemeinsamkeiten (insbesondere der deutlich andere Anspruch an Historizität) sowohl in der Regionalität als auch im hauptsächlichen Thema.

Die Matière de Rome

Die Matière de Rome handelt nicht nur von Rom, sondern auch von anderen Helden der Antike (daher auch, seltener: Antikenroman). Ihre Helden sind Alexander der Große, Aeneas, die Städte von Theben und Troja.

Die Gattung entstand vermutlich im 12. Jahrhundert und erlange schnell ihre Blütezeit: Im Laufe des 12. Jahrhunderts wuchs das Interesse an der Antike. Stoffe und Figuren wurden meist literarischen und pseudohistorischen Werken der römischen und griechischen Antike übernommen.

Auf historische Genauigkeit wurde jedoch kein Wert gelegt: Die Werke waren überfüllt mit Anachronismen. Dies galt nicht als Makel: Im Gegensatz zum modernen Historischen Roman war Historizität kein Qualitätsmerkmal. Typische Themen sind vorchristliche Eroberungen, die jedoch stark kreuzzugähnlich dargestellt wurden und damit eher der Lebenswirklichkeit des Publikums ähnelten als den historischen Vorbildern.

Jenes Publikum waren vor allem Fürsten und Könige sowie deren Hofstaat. In der Verbindung von ritterlichen Heldentaten und dem Themenkomplex der Liebe sehen manche Forscher eine Zwischenstufe zwischen den älteren chansons de geste (Heldenlieder) und dem höfischen Roman; oft wird sie jedoch mit den anderen beiden Matières zum höfischen Roman gezählt.

Zu den bedeutendsten Romanen zählen:

  • der Roman de Thèbes (ca. 1150, anonym);
  • der Roman d'Éneas (ca. 1160) (anonym);
  • der Roman de Troie von Benôit de Sainte-Maure (ca. 1165);
  • und der Roman d'Alexandre (ca 1120-1180) von einem gewissen Alberich von Pisancon, über den außer dem Namen kaum etwas bekannt ist.

Offensichtlich ist, dass diese Romane vor allem in Frankreich gediehen. Von dort strahlten sie ins restliche Europa aus.

Die Matière de Bretagne

Die bekannteste und populärste Ausprägung der Matière de Bretagne ist der Artus-Roman bzw. die Artus-Legende. Stark vereinfacht ist diese Materie "alles Mittelalterliche mit Artus" und ist synonym zur Arthurian Romance.

Natürlich ist dies zu einfach gegriffen: Die Matière de Bretagne assimilierte eine Vielzahl anderer Geschichten aus Britannien und der Bretagne, darunter auch keltische und britische Legenden. König Artus wurde dabei zum zentralen Drehpunkt: Andere historische Legenden wurden angepasst und von dieser Erzählung überdeckt.

Beispielsweise könnte Artus' Halbschwester Morgan Le Fey eine Assimilation der irischen Göttin Morrigan sein. Die Erzählungen um Tristan und Isolde und das versunkene Reich Lyonesse sind ursprünglich eigenständige Geschichten, fanden aber ihren Weg an den Hof Artus'. Auch andere berühmte Krieger wurden an die Tafelrunde gesetzt,

Wie beim Antikenroman herrschte ein anderes Verständnis der Historizität als heute. Ein "Autor" wurde ebenfalls nicht als kreativer Schöpfer betrachtet. Es war vollkommen normal und keinesfalls ehrenrührig, bei anderen Schreibern zu "stehlen" - und dem eigenen Bedarf nach anzupassen. So ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Grund für das Entstehen der Matière de Bretagne und des Artusmythos' der Wunsch nach einer eigenen Nationalmythologie Britanniens war. Dies wird auch in Edmund Spensers Faerie Queene (1590/1596) deutlich, die Artussage und Christentum in Versen zu einem (erfolgreichen!) Lob-Epos auf Elisabeth I. verknüpft und sie als Nachfahrin Artus' darstellt.

Der Artusmythos erfreut sich bis heute einer großen Beliebtheit. Bedeutend waren:

  • die französischen Ritterepen des Chretien de Troyes (ca. 1140-1190);
  • der englische Le Morte D'Arthur von Thomas Malory (1485);
  • und das in einer einzigen Handschrift überlieferte Sir Gawain and the Green Knight (ca. 1400);
  • sowie im Deutschen der Erec (ca. 1180/90) und der Iwein (ca. 1200) des Hartmann von Aue;
  • der Tristan des Gottfried von Straßburg (ca. 1200);
  • und der Parzifal des Wolfram von Eschenbach (ca. 1200-1210).

Letztgenannter baut auf einem unvollendeten Werk Chretiens de Troyes auf und wurde später von Richard Wagner aufgegriffen. (Siehe auch unten: Moderne Ritterromane)

Die Matière de France

Im Deutschen findet man die Erzählungen der Matière de France auch als Französische Heldenepik oder chansons de geste. Wörtlich übersetzt bedeutet dies Lieder von Kriegstaten. Hier ist aber kein Gesang gemeint, sondern der typische freie Vortragsstil von Spielleuten mit musikalischer Begleitung. Der Stoff stammt aus altfranzösischen Quellen und war neben dem Artusroman (s. o.) die erfolgreichste epische Gattung ihrer Zeit. Später wurde das Material in viele unterschiedliche Darstellungsarten umgeformt, bis hin zur Oper. In Deutschland sind diese Erzählungen gerade im Vergleich zu Artus relativ unbekannt.

Die Matière de France lässt sich in drei Zyklen teilen:

  1. Die Geste du roi (dt. Königs- oder Karlszyklus) erzählt von Charlemagne (Karl dem Großen) als Streiter für das Christentum und seinem Sohn Ludwig dem Frommen. In diesem Teil ist auch das Rolandslied enthalten, das hierzulande vielleicht bekannteste Einzelstück mittelalterlicher französischer Literatur. Meist geht es um Kriegszüge gegen die Heiden, d. h. in diesem Falle die Araber oder Mauren in Spanien und die Kreuzzüge.
  2. Im Zentrum von La Geste de Garin de Monglane steht nicht etwa die Figur aus dem Titel, sondern sein angeblicher Urenkel Guillaume d'Orange. Daher findet sich auch die Bezeichnung La Geste de Guillaume d'Orange. Die Chansons dieser Geste berichten von den Abenteuern jüngerer, nicht erbberechtigter Söhne, die als fahrender Ritter unter einem schwachen Herrscher Ruhm und Ehre im Kampf gegen die Ungläubigen (d. h. Muslime) suchen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Zyklen ist dieser zusammenhängender; Nebengeschichten gehen stets von einer klaren Haupthandlung aus.
  3. Die Geste de Doon de Mayence hat den Titelcharakter unter Ungerechtigkeit leiden und in die Rebellion führen.

Innerhalb der Chansons de Geste gibt es auch weitere Unterteilungen und Unterscheidungen (z. B. Karlszyklus - Aufrüherepen - Wilhelmszyklus oder Kreuzzugzyklus - Lothringer-Geste - Nanteuil-Geste). Die detaillierte Behandlung dieser Klassifizierungen, die auch vom Betrachtungswinkel abhängt, sei hier wissenschaftlicher Auseinandersetzung überlassen.

Im ursprünglichen Zentrum des Zyklus' steht der Konflikt zwischen Franken und Mooren/Sarazenen mit zahlreichen Kampf- und Kriegsberichten. Wichtige Figuren sind Charlemange und seine Paladine, insbesondere Roland und sein Freund Oliver. Im Laufe der Zeit wurde der Kern des Zyklus jedoch mit zahlreichen Elemente von Fantasy und Magie erweitert.

Stets spürbar bleibt der große Einfluss des Feudalismus, ebenso das Christentum in seiner Ideologie der Kreuzzüge. Die Sarazenen gelten dabei zwar stets als unzweifelhafte Feinde, werden aber durchaus als ehrenhaft und würdige Gegner dargestellt.

Nichtzyklische und Unabhängige Romanzen

Neben den drei großen Matières des Mittelalters gibt es zahlreiche "kleinere" Werke, die sich nicht eindeutig in einen dieser Zyklen einordnen lassen. Viele dieser Werke stehen einem der großen Zyklen nahe, unterscheiden sich jedoch in Figuren, Themen und anderen Elementen. Einige sind eine andere nationale Ausprägung, die nie die Größe der Matières erreichte.

Die Erzählungen um den spanischen Nationalheld El Cid im Cantar de mio Cid (12. Jhd.) haben so zum Beispiel Nationalismus im Zentrum, erreichten aber nie die Ausmaße der drei Matières.

Geoffrey Chaucers Canterbury Tales (1387-1400) könnte man als späte Form bekannter Geschichten sehen, die eine Vielzahl an Themen aufgreifen. Beim walisischen Mabinogion herrscht hingegen Ungewissheit, ob es nicht möglicherweise eine Inspiration für spätere Artus-Erzählungen war.

Irische Erzählungen um Cú Chulainn, die Sidhe (Fae) und andere Helden wurden teils in spätere Werke integriert. Losgelöst aus England existieren noch die Abenteuer von Robin Hood, die jedoch einen deutlich anderen Charakter haben und mehr auf das gemeine Volk als den Adel zielen.

Marie de France' Bisclavret (12. Jhd.) stammt aus dem bretonischen oder keltischen Sagenkreis und ist noch nicht in eine der größeren Zyklen integriert. Übrigens entstanden viele der "französischen" Werke in England, wo die herrschende Klasse lange Zeit Französisch sprach.

Ebenfalls losgelöst bestehen die germanische Heldendichtung mit Nibelungenlied und Dietrichsepik sowie Versdichtung und mündliche Überlieferung.

Häufige Motive

Viele Themen, Motive und Figuren immer wieder auf und nehmen neben den Hauptthemen und Figuren unterschiedliche Formen an. Auch innerhalb eines einzigen Werks treten einige Szenen immer wieder auf. In längeren Werken wie Malorys Morte Darthur wiederholen sich so sogar ganze Sätze.

Abenteuer und Konflikt sind für fast alle Geschichten zentral, daher trifft man auf fahrende Ritter auf der Suche nach Questen. Sie treffen auf andere Ritter und messen sich im Kampf, retten edle Damen und kämpfen gegen Ungeheuer (wie Riesen oder Drachen) und wilde Menschen oder böse Zauberer und Zauberinnen. Auch mit Löwen und Tieren messen sie sich. Bisweilen erlangen sie die Hand der Erretteten.

Ein Thema insbesondere in der Matière de Bretagne ist das Streben nach Guten Taten, die Suche nach Gott. Sich im Kampf zu beweisen und Ruhm zu ernten, ist für alle wichtig; gelegentlich spielt auch das Erlangen von Weisheit und Wissen eine Rolle. Markant ist aber auch hierbei der stete Kampf von Gut gegen Böse.

Im Gegensatz zu modernen Romanen oder Nacherzählungen spielt das Individuelle (trotz wiederkehrender Helden!) eine geringe bis keine Rolle. Schon im Mittelalter wurden die Erzählungen so auch aktuellen Vorstellungen angepasst. Das bedeutet nicht zwangsweise, dass die Gegebenheiten wirklich so waren wie dargestellt: Primär mussten die Dichter ihren Mäzenen und Auftraggebern gefallen. Das gelang oft mit einer idealisierten Darstellung, die von der Realität eine deutliche Distanz hatte.

Ritterroman und Realität

Nach der Idee des realistischen Romans bilden Erzählungen die Realität und Lebenswirklichkeit einer Zeit ab. Zwar fließen einige zeitgenössische Dinge in die Romaunces und umgebende Werke ein, von abgebildeter Realität ("Mimesis") kann jedoch kaum die Rede sein. Zwar galt beispielsweise Geoffrey of Monmouths History Regum Britanniae bzw. De gestis Britonum oder History of the Kings of Britain (dem Namen nach ein "Geschichtsbuch") als authentisch, ist aber bestenfalls pseudohistorisch.

Die Matières und Erzählzyklen wurden zudem über die Zeit mit fantastischen und wundersamen Figuren, Wesen und Ereignissen angereichert. Merlin ist nur ein solches, prominentes Beispiel. Möglicherweise gehr er auf eine einzige Erwähnung zurück - beim erwähnten Geoffrey (Prophetiae Merlini, Buch 7 seiner History).

Neben eindeutig erfundenen exotischen/mythischen Wesen spiegelt sich die Lebenswirklichkeit allerdings tatsächlich in einigen Dingen wieder: Alexander tritt in den Antikenromanen mehr als mittelalterlicher Feudalherr auf denn als antiker Eroberer. Natürlich ist auch das anachronistisch - nur eben so, wie es zur Zeit der Erzählung war, nicht des Erzählten. Dass Dinge in der Vergangenheit anders waren, anders gesehen wurden, wird sehr selten erwähnt. Ohnehin hielt dies die Schreiber der Zeit kaum dabei auf, eine Geschichte so zu erzählen, wie sie gerade von ihnen benötigt wurde und ihrem Publikum gefällt.

Ritterroman und Fantasy

Zusammen mit Einflüssen aus Märchen und Schauerroman (Gothic Novel) sind die höfischen Romane und Rittergeschichten ein Vorläufer der Fantasy. Dies ist in vielen Motiven deutlich, seien es fantastische Wesen oder die Ausrichtung auf kämpferische Auseinandersetzung, Ruhm und Ehre sowie dem Konflikt von Gut gegen Böse. Die größte Veränderung betrifft hier vielleicht die Art, wie die Erzählungen wahrgenommen und als (nicht) real betrachtet werden.

Die Fantasy geht zudem stärker auf das Individuelle ein, das in der klassischen Romaunce ähnlich dem Märchen fast gänzlich fehlt. Hier werden dem Helden auch individuelle Gedanken, Zweifel und Probleme beschieden - und der Held ist nicht mehr immer gut.

Rittergeschichten in der Frühen Neuzeit

In der frühen Neuzeit waren es vor allem Sir Walter Scott, Alfred Lord Tennyson und Co, die mit ihren Werken den Weg für die spätere Fantasy bereiteten. Schon sie greifen einzelne Ritter heraus und erzählen sowohl von deren Abenteuern als auch in parallelen Handlungen vom Leben "damals". Eine Anpassung auf die zeitgenössische Lebenswirklichkeit findet damit nicht mehr statt. Die Figuren handeln stattdessen ihrer Zeit angemessen - dies ist der Weg zur Gattung des Historischen Romans.

Neben diesem historisierenden Weg fügen andere Werke wundersame Geschehnisse, Magie und Zauberinnen ein. Sie wollen in diesem Sinne nicht abbilden, was echt war, und entwickeln sich dadurch eher in Richtung der späteren Fantasy.

Moderne Fantasy und Ritterromane

Die moderne Fantasy ist nicht zwangsläufig ein Roman mit oder über Ritter. Dennoch bedient sie sich vieler Motive, die bereits in den Romanzen häufig wiederkehrten. Oft findet man die gleichen Archetypen, wobei einzelne Autoren bekannte Ritter mit individuellen Zügen und Eigenheiten ausstatten.

Wie schon oben beschrieben ist das Wiederaufbereiten des Stoffes eine alte Methode. Neue Varianten der Artus-Sage lassen sich zu fast jeder Zeit finden. Dabei erfolgt auch eine Neubewertung und die -betrachtung aus der jeweils zeitgenössischen Sicht des Autors. So leidet insbesondere die Matière de France unter der Neubewertung der Kreuzzüge. Das verhindert aber keineswegs neue Bearbeitungen wie z. B. von Ludovico Ariosto 1516 als Orlando furioso (Der rasende Roland).

Sowohl die größeren Stoffe als auch kleinere Einzelwerke oder gar einzelne Figuren werden gelegentlich "neu entdeckt" und neu erzählt. Nach der frühen Neuzeit, in etwa ab der Romantik, wandelt sich auch die Einstellung zum dargestellten Stoff.

  • Die Distanz zur Lebenswirklichkeit der fiktiven Figuren zu einem modernen Leser wird deutlich größer. Es bilden sich in den folgenden Jahrhunderten mehrere Gattungen heraus: Der Historische Roman versucht, die damaligen Umstände abzubilden.
  • Oft trifft man aber auf Abenteuerromane (in Ermangelung eines besseren Sammelbegriffs), die im Zweifelsfall Akkuratheit der Unterhaltung unterordnen. Ausschmückungen, wundersame Gegenstände oder Wesen sind hier die Regel.
  • Im 20. Jahrhundert schließlich bildet sich die Fantasy im heutigen Sinne, die gerade die wundersamen, magischen, mystischen Begebenheiten als Kern haben.

Zwischen diesen dreien gibt es viele Mischformen und Unterschiede in der Einteilung, mal präziser, mal umfassender ("Phantastik" im weiten Sinn) und mit vielen Grauzonen und Übergängen.

Vergleicht man die Quellen, wurden die Geschichten um Artus und die Ritter der Tafelrunde am häufigsten revitalisiert. Die französischen Helden stehen deutlich zurück; und die Antike wurde erst in jüngerer Zeit als Quelle für Fantasy-Geschichten entdeckt.

Ritterromane ist bei letzteren eigentlich der falsche Ausdruck: Fantasyromane mit "antikem" Hintergrund nutzen die damaligen Gegebenheiten zur Gestaltung der Welt. Die Monster der griechisch-römischen Mythologie bieten gegenüber den oft verwendeten Monstern des Mittelalters zudem eine gewisse Exotik. Einige dieser Wesen wie Minotauren, Harpyen oder Hydren wurden inzwischen ebenso zu Standardwesen der Fantasy wie Drachen.

Moderne Fantasy formuliert einzelne Figuren oder bestimmte Facetten oft sehr komplex aus. Im Bereich des Jugendbuchs oder der Heroic Fantasy/Sword and Sorcery trifft man aber noch oft auf Strukturen, die dem eher simplen, formulaischen Ablauf einer mittelalterlichen Heldenqueste stärker ähneln: Der Held ist zweifellos gut, sein Feind eindeutig böse. Eine nach der anderen löst der Held seine Aufgaben, überwindet Hindernisse und triumphiert in einem Endkampf. Er ist moralisch und ethisch der Sieger. In einer leicht komplexeren Version lernt der Held auf seiner Abenteuerreise noch etwas dazu und steht so als besserer Mensch dar als zuvor.

Quellen und Verweise

  • Titelbild - Yvain and Gawain: Yvain kämpft gegen Gawain, bearbeitetes Bild einer Miniatur aus Chrétien de Troyes Yvain (ca. 1295, Princeton University Library, Garrett MS. 125) via Wikimedia Commons, PD.
  • Alexander der Große und Flughunde: aus Thomas von Kents Roman de Toute Chevalerie (Originalkünstler unbekannt) in der Bibliothèque nationale de France, via Wikimedia Commons, PD.
  • König Artus und die Ritter der Tafelrunde: photographische Reproduktion aus dem Folio 610v der Bibliothèque nationale de France, via Wikimedia Commons, PD.
  • Orlando Furioso: Büsten-Druck von Orlando Orlando aus 'Orlando Furioso', ca. 1550-1599, Bild durch das Rijksmuseum Amsterdam, via Wikimedia Commons, PD.
  • Siegfrieds Tod: aus Illustrierte Literaturgeschichte von Otto von Leixner, Leipzig 1880, via Wikimedia Commons, PD.
  • Ivanhoe: Illustration by Charles Edmund Brock for Ivanhoe by Sir Walter Scott (London: Service & Paton 1897) aus der British Library, via Wikimedia Commons, PD.
Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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