Historischer Roman

Historischer Roman

Historische Romane spielen in der Vergangenheit unserer Welt und erzählen eine fiktive Geschichte. Dabei verwenden sie keine übernatürlichen Elemente und halten sich in der Regel an die Gegebenheiten der Zeit und echte Ereignisse. Gleichzeitig haben sie jedoch keinen Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit oder Beweisbarkeit. Ein historischer Roman kann zwar direkt im Umfeld bekannter Personen wie Julius Cäsar spielen, ebenso gut aber die Figur eines gänzlich unbekannten, fiktionalen Bauern oder Sklaven ins Zentrum stellen.

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Der Pompejaner

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Entstehung

Der Historische Roman wie wir ihn heute kennen hat Vorläufer im Barock, wurde jedoch vor allem durch Sir Walter Scott geprägt. Das Romantische Interesse seiner Zeit zeigte dabei restaurative Tendenzen und hatte stark politische Implikationen.

Maßgeblich für Scott war, mittels Historischer Romane Geschichte für die Massen erlebbar zu machen. Dem dienten vor allem Kriegsschilderungen mit einer Verlebendigung des Stoffes um eine mit Fakten gefüllte Geschichte: von den Historikern die Fakten; vom Schriftsteller die Unterhaltung. Scotts Protagonisten waren dabei nicht die großen Anführer, sondern mittlere Charaktere der Gesellschaft, die in die historischen Ereignisse verstrickt werden. Diese sind moralisch einigermaßen gefestigt, jedoch nicht so mitreißend wie die Helden anderer Gattungen. Noch heute prägt diese Einstellung Romane wie Die Säulen der Erde, Der Medicus, Die Wanderhure und viele mehr, darunter zahlreiche Bestseller und Werke der Weltliteratur.

Eine andere Sicht, die noch stärker von historischer Korrektheit abweicht, vertrat Alfred de Vigny. Er hält die Idee, die ein Roman vermittelt, für wichtiger als historische Korrektheit. Abweichungen sind daher auch als bewusstes Stilmittel zulässig - auch in der Interpretation jener berühmten Personen, die Scott als Protagonisten vermeidet.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Gattung trivialisiert, oft im Sinne einer wachsenden Nationalisierung. Historizität galt als wichtig, aber zunehmend als Mittel zur Auseinandersetzung mit der eigenen Gegenwart.

Unserer Welt, wie sie einst war

Historische Romane können in jeder Epoche unserer Gesellschaft spielen. Sinnvoll ist natürlich nur eine Zeit, zu der es auch Aufzeichnungen oder Relikte gibt, aus denen die Zeit rekonstruiert werden kann. Oft werden die damaligen Gepflogenheiten durch die Sicht des jeweiligen Autors betrachtet, die jeweils geltenden Normen angewandt.

Neben dem Blick auf die Gesellschaft spielen auch Technologien und Erfindungen häufig eine Rolle.

Verwandte Gattungen

Eine Abgrenzung zu anderen Gattungen ergibt sich in mehreren Richtungen. Der Historische Roman ist kein Sachbuch - er unterhält mit einer Geschichte vor historischem Hintergrund, opfert Korrektheit aber meist der Dramaturgie unter.

Er ist auch keine Fantasy - wobei bewusste Anachronismen nach einigen Verständnissen zulässig sind. Eine Überschneidung von Fantasy und Historischem Roman bildet die Historische Fantasy, die zusätzliche mystische Elemente hinzufügt. Auch Fantasyromane, die viele mittelalterliche Elemente historisch korrekt aufgreifen, bleiben Fantasy. Ebenso haben Gaslight-Fantasy und Steampunk ihre eigene Atmosphäre und Merkmale, auch wenn vielfach Historisches in sie einfließt.

Ein Historischer Roman ist weder Feuilleton noch Autobiographie, kann aber sehr wohl in Form einer erfundenen Biografie (z. B. Ich, Claudius) verfasst werden. Am entfernten Ende des historischen Romans könnte man die Paläofiction sehen, Geschichten von Jägern und Sammlern, bevor es eine Geschichtsschreibung gab. Dies überdehnt den Begriff "historisch" jedoch spürbar.

Bildungsfunktion mit Gefahr

Manchen gilt ein Historischer Roman als besserer Roman, der auch etwas über frühere Zeiten lehrt. Manchen gilt absolute Korrektheit als Qualitätsmerkmal. Ihnen sollte man in Erinnerung rufen, dass Historische Romane keinen Wahrheitsanspruch haben. Je nach Autor nimmt die Unterhaltung eine wichtigere Funktion ein, überwiegt tendenziell aber.

Zwar kann man aus historischen Romanen durchaus etwas lernen, sollte die Fakten aber lieber mit einer verlässlichen Quelle überprüfen. Vereinzelt verfassen Autoren auch ein Nachwort, in dem sie bewusste Abweichungen zu historischen Fakten auflisten, richtigstellen und erklären.

Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Genre-Info wurde veröffentlicht am und zuletzt geändert am .

 
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