Bluttrinker
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Seit langer Zeit ist der Göttervater Aurelion in die Niederhöllen verbannt. Doch er hat sich nicht mit seinem Schicksal abgefunden und macht einen Sterblichen zu seinem Avatar: Verheerung soll über die Welt kommen, die Götter gestürzt werden. Wie zu erwarten hat die Welt im Allgemeinen etwas dagegen. Bald sieht sich der Avatar Karandras den Vertretern der Menschenvölker gegenüber, mit Unterstützung von Elfen, Zwergen und dem Magier Gordan. Doch in den eigenen Reihen lauert ein dunkles Geheimnis und der Heerführer selbst ist allein von seinem Wunsch nach Rache getrieben.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
"Bluttrinker" bringt, wie von Stephan R. Bellem schon gewohnt, solide Fantasy. Allerdings bringt der Roman – auch das nicht neu – nicht "überraschenden Wendungen", die der Rückentext ankündigt. Sobald eine Wendung eintritt ist der weitere Verlauf zunächst recht vorhersehbar. "Bluttrinker" ein solider Vertreter seiner Gattung: ein Buch, das man sowohl lesen als auch auslassen kann; ein Buch dessen Lektüre man nicht bedauert aber auch ein Buch, an das man sich nicht wirklich erinnert.
Was wie ein gänzlich neuer Roman klingt ist in Wahrheit das Prequel zu den „Chroniken des Paladins“, der Geschichte Tharadors. Hier geht es um Throndimar, der Karandras besiegte und zum Engel wurde. Ja schön, ich habe gerade das Ende verraten - aber "Bluttrinker" schielt mit mehr als einem Auge auf die Leser der Chroniken. Charaktere werden wiederentdeckt, manches bekommt einen anderen Geschmack – und Throndimar ist ganz und gar nicht das, was man von einem Engel erwartet. Auch in diesem Roman bleiben die Charaktere schablonenhaft und kommen nicht über Archetypen hinaus – auch hier biete Bellem das, was man von ihm kennt: weiser Magier mit Agenda, Elf, ein Bauer der in Windeseile zum Überkrieger mutiert usw.
Und was hat das ganze mit Bluttrinkern zu tun? Springt der Autor auf die inzwischen leicht abklingende Vampir-Manie auf? Gewissermaßen, allerdings ist der Roman-Titel insgesamt kurios: Er bezieht sich auf einen Nebenplot, der auch hätte wegfallen können – aber auch interessant ist. Bellem erzählt von einer kranken Monarchin, die immer schwächer wird und zunächst durch blutiges Fleisch, dann durch pures Blut am Leben erhalten wird, bis schließlich eine weitere Möglichkeit entdeckt wird, sie zu retten. Diese Entstehungslegende sticht deutlich aus dem hervor, was die Massenmedien in jüngster Zeit zu Vampiren anboten, hat eine eigene Logik (und Ähnlichkeit mit einigen "echten" Vampirlegenden) und ist auch interessant. Der Titel jedoch ist eher zweifelhaft: Wenn das Titel gebende Element lediglich einen Schurken zweiter Klasse etwas gefährlicher macht und auch wegfallen könnte, dann läuft etwas schief. Der Titel weckt falsche Erwartungen – und diese zu enttäuschen ist immer schlecht. Überdies verpasst er den Anschluss an die Chroniken des Paladins.
Immerhin geht der Blutsauger-Plot im Haupthandlungsstrang auf. Am Ende laufen mehrere Handlungen zusammen; Hinweise auf Querverbindungen gibt es zuvor, aber ie Zusammenführung wird zuletzt dich zu abrupt. Springt die Handlung zunächst zwischen Fürsten, Heerführer, Magier, Zwergen sowie Ogern, Goblins und weiterer Einzelfiguren, so konzentriert sie sich zum Schluss auf Tharador und seine Begleiter. Die Handlung wird plötzlich zu schnell: alles passt zusammen, alles ist da; und dann ist auch das Ende da. Der Abschluss kam mir zu unvermittelt. Der große Held wird von einem Augenblick zum nächsten vom getriebenen Rachedämon zum göttlichen Rächer; eine erwartete lange Belagerung wird einfach vermieden. Es wirkt falsch: zu schnell.
Mit "Bluttrinker" beweist Stephan R. Bellem einmal mehr einen soliden Stil ohne schwerwiegende Mängel und mit deutlichen Verbesserungen gegenüber seinen ersten Werken; dennoch kommt er nicht über gute Solidität hinaus. Er kann eine Geschichte erzählen, die man gerne weiter liest, aber gegen Ende scheint er zu viel Druck zu bekommen, die Handlungsstränge zusammenzuführen und kann ihnen nicht gefühlt nötige Zeit geben, sich zum Ende zu entwickeln. "Bluttrinker" zielt als Prequel auf die Leser der "Chroniken des Paladins" und wer diese mochte kann hier wieder zugreifen. Der Roman bietet solide Fantasy, zwar mit einigen neuen Ideen, aber ohne große Überraschungen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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