Die Spiegelzwillinge
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Die Zwillingsbrüder Seth und Hadrian Castillo wollten eigentlich nur einen Urlaub in Europa verbringen und eigentlich ist es nicht allzu schlecht. Doch plötzlich wird Seth Opfer eines Mordanschlags - und findet sich in einer anderen Realität wieder, die gänzlich anderen Gesetzen folgt als unsere. Das an sich ist nicht ungewöhnlich - doch Seth und Hadrian sind einander ähnlicher als gewöhnliche Zwillinge: Sie sind Spiegelzwillinge und ihre Trennung über die zwei Reiche hinweg leitet einen Kataklysmus ein, welcher beide Reiche auf immer verändern wird und alte Mythen auferstehen lässt. Und Seths Tod ist natürlich kein Zufall...
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Ich tat diesem Buch unrecht: Es lag mehrere Monate auf meinem Lesestapel aber immer wieder griff ich lieber zu anderem. Warum? Der Klappentext lässt das Buch allzu normal erscheinen und das wird ihm keineswegs gerecht. Die ersten paar Seiten zeigen noch die Welt wie wir sie kennen, doch was dann folgt kann man am besten beschreiben mit einem Chaos aus Anspielungen auf die verschiedensten Mythologien. Ein weiterer Grund, das Buch wegzulegen war der Titel, "Spiegelzwillinge" - erst später merkte ich, dass es "DIE Spiegelzwillinge" heißt und dieser schnöde Artikel ließ es mich auch anders betrachten: Stadt einem eher enzyklopädisch anmutendem Schlagwort (jeder weiß doch, was Spiegelzwillinge sind? Ein einzelnes Wort klingt so selbstverständlich!) wurde der Roman nun zu einer Episode - Die Spiegelzwillinge, und um was es bei diesen genau geht, das steht selbstredend im Buch.
Episode ist auch genau das richtige Wort, um mit der eigentlichen Rezension anzufangen: "Die Bücher des Kataklysmus EINS" gibt die Serie ja bereits vor; zudem ist dieses Buch das Prequel zu einer Trilogie des Autors, den "Books of the Change" (Bücher des Wandels). Der Autor betont in einem zweiseitigen Nachwort, dass eine Kenntnis dieser Bücher nicht notwendig ist und dass das zweite Buch des Kataklysmus eine Fortsetzung sowohl dieses Werkes als auch der Books of the Change sein wird - die Zeit, welche die Books of the Change abdecken, wird dabei vermutlich übersprungen. Kennen muss man diese tatsächlich nicht - ich habe sie auch nie gelesen. Man bekommt an einigen Stellen den Eindruck, dass es irgendwie weitergeht, dass mehr dahinter steckt. "Die Spiegelzwillinge" hängt zum Schluss im Leeren - und das ist absolut wörtlich gemeint. Die Haupthandlung wird abgeschlossen, teilweise sehr radikal, teilweise sehr verwirrend; es gibt einen Epilog der die Geschichte ausklingen lässt. Das Gefühl, um ein vernünftiges Ende betrogen worden zu sein, kann der Autor vermeiden. Und doch... würde ich eine Emotion nennen müssen, die das Werk zusammenfasst, es wäre "Konfusion".
Die Spiegelzwillinge sind keine einfache Lektüre. Wer keine Ahnung von irgendeiner Mythologie hat, der nimmt besser gleich ein anderes Werk. Ein Großteil des Lesegenusses kommt hier durch den Wiedererkennungswert der Mythen und Legenden. Diese sind nicht in der ursprünglichen Form sondern alle gewandelt und verdreht, einem "Dark Urban Fantasy" Setting angepasst. Keine der Veränderungen wirken brutal; sie passen, und auch die Erklärung, dass die Menschen sich ihre Legenden nach dem Verschwinden der Magie selbst zurechtbogen, überzeugt. Ein gewisses Wissen über Legenden ist auch hilfreich, da einige Dinge schlicht nicht ausgesprochen werden. Für ein gedankenloses Lesen zwischendurch ist "Die Spiegelzwillinge" daher nicht geeignet - in der Tat schlug ich sogar einmal ein Lexikon auf. Kritisieren mag man zuletzt noch Vorhersehbarkeit. Das Hinauslaufen auf eine große Konfrontation ist Genre-Standard und auch hier der gröbste Plot - aber dann ist es alles doch wieder ganz anders; "das" Oberschurke macht keinen gewagten Auftritt, es ist nicht alles gut sondern... ja... gute Frage eigentlich. Das Schicksal spielt seine Rolle. Oder vielmehr eine seiner Rollen die alle Rollen sind. Und es gibt einen vernünftigen Abschluss der Handlung - aber keine Klärung des Verbleibs aller Charaktere und auch keine Erklärung der "ultimativen Entscheidung" wenn man sie so nennen will. Klingt kompliziert? Dann klingt es so, wie es klingen soll, denn wenngleich immer logisch sind die Mythen und Geschichten in diesem Roman eben verdreht und bisweilen kompliziert.
"Die Spiegelzwillinge" bietet anspruchsvolle Fantasy, die viele Mythen verschiedenster Kulturen verarbeitet und verändert. Der Roman ist weniger eine Queste nach großem Ruhm sondern vielmehr der Versuch, zu verstehen, was eigentlich passiert - und wie man das Chaos vermeiden kann. Auf dieser Suche nach Verständnis begleitet der Leser die Charaktere. Empfehlenswert für Leser mit mythologischen Kenntnissen, die auch gerne einmal (chaotisch) mitdenken und die zum Abschluss keine absoluten Erklärungen benötigen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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