Kryson - Die Schlacht am Rayhin
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Der grausame Eroberungsfeldzug der Rachuren und ihrer Chimären hat den Kontinent Ell verwüstet; das Überleben der Nno-bei-Klan steht auf dem Spiel. Eine Entscheidungsschlacht ist unumgänglich, will man den Rachuren nicht erlauben in die Kernlande der Klan vorzudringen, die natürliche Grenze ist der Fluß Rayhin. Auf Anraten des Magiers Sapius schließen sich die zerstrittenen Klan zusammen und wählen einen Feldherrn aus einem uralten Orden: Madhrab, ein Bewahrer, ein unvergleichlicher Kämpfer und von den Göttern der Klan mit der Gabe des Kriegers gesegnet. Doch eine weit größere Gefahr droht die Welt Kryson zu vernichten: Der Dunkle Hirte, einer der Brüder Saijkalrae, welche Magiern ihre Macht geben, droht zu erwachen. Doch für alle außer Sapius gehören die Saijkalrae ins Reich der Legenden. Die Schlacht gegen die Rachuren muss geschlagen werden - doch kommt danach eine nur noch grausamere, fremdere Art der Sklaverei?
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Bernd Rümmelein hat sein Können bereits in Kurzgeschichten bewiesen, die ebenfalls zu Hörbüchern wurden. Bei dieser Ver-Hörbuchung wird eine Formel genutzt, die schon zuvor Erfolgreich war und die Geschichten noch verbessern konnte - hier sei noch einmal auf das herausragende "Des Kriegers Herz" verwiesen. Gesprochen wird die ungekürzte Fassung von über 1000 Minuten Länge(!) erneut von Johannes Steck; und Corvus Corax steuern musikalische Untermalung bei.
Ein großes Problem ist für viele Autoren der Wechsel von Kurzgeschichte zu Roman. Viele verlieren sich in langem Erzählen und zu viel Exposition, nun da sie mehr Zeit haben, alles auszuschmücken. Dies ist zunächst auch ein Problem Rümmeleins: die ersten Paar Stunden sind relativ stark mit Hintergrundinformationen gefüllt. Glücklicherweise strickt der Autor sie immer noch entlang einer aktiven Handlung und verzichtet im weiteren Verlauf auf übermäßige Erklärung. In Teilen hilft hier die "Rahmenhandlung", welche den Leser zu Beginn und Ende vom Rayhin wegführt und einen zweiten Schauplatz zeigt, an dem andere Probleme ihren Schatten voraus werfen. Im Verlauf der Haupthandlung kommt es immer wieder zu kleineren expositorischen Einflechtungen. Diese sind nicht immer gelungen; manchmal fragt man sich was etwas sein soll und bekommt es dann gesagt. In anderen Fällen erklärt Rümmelein gar nicht und es ist auch nicht nötig: unter einem "Baumwolf" kann man sich auch so etwas vorstellen. Manchmal ist jedoch das Gegenteil der Fall: Einiges wird unnötig wiederholt. Dies sind nicht ganze Szenen oder Berichte sondern immer einmal wieder ein bis zwei Sätze. Ich fand mich jedoch öfter denken: "Das weiß ich doch, wozu noch einmal?" Dieser Gedanke kam öfters und ein nennenswerter Perspektivenwechsel fand nie statt - wurde hier das Gedächtnis der Leser/Hörer unterschätzt?
Teile der Handlung sind sehr vorhersehbar - das stört aber kein Bisschen: Ü-ber-haupt-nicht, um es noch einmal ganz besonders zu betonen. Das ist teilweise erstaunlich, da Kryson auf 6 Bände konzipiert ist - und bei 1000 Hörminuten des ersten Teils sind auch hier keine 100-Seiten-Häppchen zu erwarten. Die neue Welt überzeugt, auch atomsphärisch, wobei vieles noch im Dunklen liegt. Man hört von der Existenz eines zweiten Kontinents, aber dieser hat noch keine Bedeutung; die Bluttrinker werden erwähnt und werden wichtig werden; die Brüder Saijkalrae sind bislang ebenfalls nur Randfiguren. Eine Überladung durch zu viele Personen kann Rümmelein vermeiden: Gut ein Dutzend Charaktere ist zentral für die Handlung und unter diesen stechen etwa acht besonders hervor, der Rahmen bringt drei weitere in konzentriertes Licht. Den Überblick kann man so gut wahren - fraglich ist, ob es dem Autor auch in weiteren Teilen gelingt. Viele Werke leiden unter dem "Rad der Zeit"-Problem unendlich ausufernder Handlungen. Aber dies bleibt für die Zukunft abzuwarten; in jedem Fall sind einige zukünftige Entwicklungen bereits deutlich vorgezeichnet.
"Kryson" zeichnet ein dunkles Bild. Wie typisch für die Gattung Fantasy gibt es Kampf und Krieg und Heldentaten - aber kaum Glanz und Glorie, und dies ist allen zu Beginn klar: Egal wie die Schlacht ausgeht, selbst bei einem Sieg werden die Klan derart dezimiert sein, dass die nächste Ernte zwangsläufig eine Hungersnot bringen wird. Magie ist ebenfalls keine Lösung und mit Problemen behaftet. Kryson ist eine Welt am Abgrund, weit entfernt von der Balance, welche der Name Ausdrückt. Typische Schablonen der Fantasy tauchen auf, und ohne gewisse Typen wie den Magier oder den Krieger oder den Kriegsherrn kommt ein Roman der letztlich immer noch Fantasy ist, einfach nicht aus. Jedoch gelingt es Rümmelein, den Figuren etwas Eigenes zu geben – und auch wenn die Grenze zwischen Gut und Böse zunächst sehr eindeutig ist, sprechen verschiedene Bemerkungen gegen eine so einfache binäre Unterteilung. Die Welt von Kryson kann hier durchaus zum Nachdenken über verschiedene Dinge anregen und hat einen höheren Anspruch als der durchschnittliche Fantasy-Roman; das Werk richtet sich an ältere jugendliche bis erwachsene Leser.
Die Lesung durch Johannes Steck ist gelungen. In 99% der Fälle kann man die Stimmen sehr deutlcih unterscheiden und auch passend nennen. Nur im restlichen Prozent gibt es leichte Probleme. Hier klangen zwei Stimmen sich manchmal zu ähnlich und ich dachte, der jeweils andere spräche, beispielsweise beim Heerführer Madhrab und einem seiner Kameraden. Rechtfertigen kann man dies auf zweierlei Art: erstens sind beide Krieger, vermutlich vom Körperbau her ähnlich und somit auch recht wahrscheinlich von ähnlicher Stimmlage; zweitens gehen irgendwann jedem die verschiedenen Nuancen der Stimme aus und Johannes Steck ist hier trotz mancher Ähnlichkeit beachtlich. Dies ist immer noch ein Hörbuch - kein Hörspiel, auch wenn die Musik von Corvus Corax eine Tendenz zu letzterem schafft. In der ersten Hälfte dient die Musik meist nur zur Überleitung und ist vom gesprochenen Text losgelöst. In der zweiten Hälfte scheint man etwas mutiger geworden zu sein und nutzt die Musik auch als Hintergrundmusik zur Handlung. Dieser Mut sollte für die weiteren Teile beibehalten werden, denn es ist absolut gelungen und bereitet keine Probleme beim Verstehen Stecks. Sicher, das Projekt würde ohne Musik auskommen, aber wie bei "Des Kriegers Herz" ist Corvus Corax ein herausragendes Extra.
Ein großes Übel haben die 16 CDs. Klar, lieber viele CDs und tolle Qualität als nur eine und schreckliche - aber 16CDs sind 16CDs - wer wie ich auf MP3-Player hört, muss sich darauf einstellen, eine halbe Stunde mit dem umwandeln der Dateien zu verbringen. Wer im Auto o.ä. von CD hört muss mehrere mitnehmen und wechseln. Beim Umwandeln gibt es das weitere Problem, dass die Titel nicht benannt sind, abgesehen von der Durchnummerierung der Tracks. Wer mit iPod umwandelt sollte daher CD für CD wandeln und jeweils danach in extra Ordner verschieben oder er steht am Ende mit 16 "Track 1"s da. Von Seiten der Produzenten wäre es hier enorm hilfreich, zumindest die Tracks zu nummerieren (etwa "Kryson 01-01" bis "Kryson 16-10"). iTunes hat hier überhaupt seltsame Probleme und beharrte mehrfach darauf, statt des korrekten Tracks einen anderen zu spielen, der bereits früher abgespielt wurde - selbst Löschen und korrekt Ersetzen führte hier zum alten Fehler, den eine eindeutige Track-Benennung vermeiden würde. Eine DVD-Version oder ein Download-Vertrieb neben der CD-Variante scheinen mir potentiell nützlich. Im Ist-Zustand von 16 CDs scheint Kryson vor allem für einen stationären CD-Spieler gedacht, bei dem Wechseln etwa alle Stunde keine Probleme macht. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, wann ich zuletzt einen reinen CD-Spieler gesehen habe.
Diese technische Seite geht nicht in die Wertung ein, da sie letztlich nicht auf Seiten der Produktion zu suchen ist sondern beim Nutzer, der verschiedene Abspielmethoden wählt, von denen verschiedene MP3-Player heutzutage einen großen Teil ausmachen dürften. Spielt man die CDs in einem puren CD-Spieler ab gibt es keinerlei Probleme.
Abschließend bleibt zu sagen: "Des Kriegers Herz" empfahl ich als klasse Fantasy. Das war eine Kurzgeschichte. Und damit war eben auch die Hörversion kurz. Hörbücher von High Fantasy sind nach wie vor rar und zu sagen, dass Kryson unter diesen eine Empfehlung ist, hieße kaum etwas - etwa so viel dass Fantasy-Fans hier endlich neuen Hörbuch-Nachschlag bekommen. Ich gehe stattdessen einen Schritt weiter: Selbst wenn sich der Markt mit High Fantasy-Hörbüchern füllen sollte, braucht sich "Die Schlacht am Rayhin" keineswegs verstecken. Möge jeder Fantasy-Fan zugreifen, so er ein Hörbuch sucht!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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