Das Zerbrochene Schwert
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Die Zeit der Wikinger nähert sich dem Ende. Die Anhänger des "Weißen Christos" (Christus) sind auf dem Vormarsch und die alte Religion wird verdrängt. So heiratet auch Orm, ein Freisasse aus Jütland, eine christliche Prinzessin. Während er auf Beutefahrt ist, wird das Schicksal seiner Familie jedoch untrennbar mit dem Feenreich zwischen Asen und Jötünen verwoben.
In einer Nacht stiehlt der Elfengraf Imric Orms ungetauften Sohn und ersetzt ihn durch ein Wechselbalg. Auf seiner Namensfeier taucht jedoch ein Bote aus Asgard auf und überreicht ein Geschenk der Götter: Ein zerbrochenes, eisernes Schwert und verkündet, der junge Skafloc, wie Imric seinen Ziehsohn nennt, werde dringend einer solchen Waffe bedürfen. Da Imric böses in der Waffe fühlt, lässt er es von Zwergen, denen das Eisen nichts ausmacht, in ein tiefes Verlies bringen und versiegelt es.
Skafloc wächst schnell heran, schneller als alle alterslosen Elfen, lernt die Künste der Waffe und der Magie, tritt vor den Erlkönig und kehrt zurück. Doch auch der Wechselbalg, Valgard, wird zum Mann, unnatürlich kräftig und agressiv, ein gefürchteter Berserker. Im Racheplan einer Hexe verankert tötet er seine Brüder und flieht zu den Trollen, die einen vor langer Zeit geschlossenen Frieden nutzen, um ein neues Heer gegen Alfheim zu führen.
Valgard und Skafloc treffen in der Halle des Trollkönigs aufeinander, als die Elfen einen Späh- und Angriffstrupp senden. Skafloc, der nichts über seine wahre Herkunft weiss, sieht in Valgard nur einen Doppelgänger, der bald schon zu seiner Nemesis wird. Valgard ist voll des Hasses auf all seine Blutsverwandten und der ausbrechende Krieg zwischen Elfen und Trollen kommt ihm nur Recht, um sich auch an seinem wahren Vater Imric zu rächen.
Zunächst entkommt Skafloc aus Trollheim, zusammen mit einem Mädchen, das seine Geliebte wird. Unheilvoll ist die Prophezeiung des Kriegsgottes Tyr, dass es ein düsterer Tag sein wird, wenn Skafloc seine Abstammung erfährt...
Der Krieg steht gegen die allein stehenden Elfen, immer weiter rücken die Trolle mit ihren Verbündeten - Kobolden, Dschinns und andere Söldner von weither - vor und die Elfenschlösser fallen. Die Zeit, da die uralte, böse Klinge Tyrfing neu geschmiedet wird ist nahe - und vielleicht bringt sie sogar das Ragnarök...
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten
Andersons Zerbrochenes Schwert wurde von Heyne in der Serie "Meisterwerke der Fantasy" neu aufgelegt - und es verdient diesen Titel. Nicht weil es das beste ist, denn es gibt Bücher, die mich mehr fesselten, sondern weil es nach so langer Zeit nach seiner Erstveröffentlichung (1971) nichts an seinem Reiz verloren hat und durch die Mischung von Fantasy und Mythologie vermutlich auch nicht wird. Die vorliegende Ausgabe wurde von Anderson lediglich leicht überarbeitet und um einige Adjektive erleichtert, wie er selbst in einem Vorwort schreibt.
Anderson entführt den Leser in die alte Welt der Nordmannen, als die Götter aus Asgard noch über die Erde streiften und die Wikinger zu Beutefahrten aufbrachen. Das Feenreich ist noch einigermaßen mächtig - der Glaube an Christos hat weder Dschinne, noch Elfen, Trolle, Sidhe oder Jötünen vernichtet. Jedoch werden sie schwächer und rüsten sich zu einem Krieg von möglicherweise epischer Breite. Wer "Das zerbrochene Schwert" liest, darf keine Elben von Tolkienscher Güte und Größe erwarten. Anderson orientierte sich sehr viel näher an der Vorlage, die auch Tolkien für seine Zwecke benutzte: Die Elfen der nordischen Mythologie; grausame, eigennützige Wesen, die zwar erhaben sind, aber Intrigen lieben und Menschen verachten - der Schwächere wird versklavt und ausgebeutet. Andersons Reich der Elben steht den Trollen in diesem Gebiet um nichts nach.
Die gesamte Geschichte ist logisch gehalten, die Reaktionen und Aktionen der Protagonisten vollkommen nachempfindbar, sei es Valgards Zorn über sein verlorenes Elfenerbe oder die plötzliche Erkenntnis, dass er seine Ziehfamilie Familie doch liebte. Innehalten ließen mich nur einige wenige Stellen, an denen die Zusammenhänge etwas unklar sind, wie z.B. das Herunterkommen von Trollen, ohne dass gesagt wird, von wo sie herunterkommen oder eine blutende Frieda - dass ihre Wunden erneut aufbrachen wird verschwiegen. Man kann es sich allerdings denken, wenn man im ersten Augenblick auch die Stirn runzeln mag.
Liebhabern der nordischen Mythologie ist dieses Buch absolut zu empfehlen; Leute, die Elfen nur als hübsche und edle Gestalten des Lichts sehen wollen, sollten die Finger davon lassen - es würde ihnen keine Freude bereiten. Für alle anderen mag es sich auch lohnen: in jedem Fall ist es ein gutes Fantasywerk mit halb-historischem Hintergrund, das, wie bereits gesagt, wohl auch in einigen Jahrzehnten noch Bekanntheit genießen wird.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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