Nemesis: Die Zeit vor Mitternacht, Geisterstunde [Audio]
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Kurz & Knapp
- Viele Standardelemente
- Unwirkliche Atmosphäre
- Weder Grusel noch insgesamt fesselnd
Drei Männer und drei Frauen werden eingeladen auf die Burg Crailsfelden. Sie haben sich nie zuvor gesehen, doch die Hoffnung auf das Erbe eines exzentrischen Millionärs verbindet sie. Dieses Erbe ist aber nicht einfach mit ein paar unterschriebenen Dokumenten erlangt sondern hat ungewöhnliche Anforderungen: Nur die können Erbe werden, die heiraten und zudem einen geistig gesunden Erben zeugen.
Als ob dies noch nicht genug ist, gibt es weitere Bedingungen zu erfüllen - oder vielmehr eine Auslese, denn immerhin könnten sich ja drei Paare bilden. Bevor es jedoch dazu kommt, verschwindet die einzige Person, die mehr weiß, in einem eigentlich vergitterten Brunnenschacht; Fledermäuse stiften Unruhe; und alle potenziellen Erben werden von Albträumen verfolgt - und Frank, der Protagonist und Erzähler, sogar von Visionen. Plötzlich scheint die Burg wie eine Falle zu sein - und niemand weiß, was eigentlich vor sich geht oder was sie tun sollen.
Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.
Der erste Hörbuchteil von Nemesis vereint die beiden ersten Bücher der gleichnamigen Serie, Die Zeit vor Mitternacht und Geisterstunde; die Lesung ist gekürzt, jedoch fallen die Kürzungen nicht weiter auf. Gelesen werden die Bücher von Johannes Steck, der in die Rolle des Ich-Erzählers schlüpft.
Abgegriffene Elemente
Nemesis formiert unter Fantasy/Horror - und kann leider nicht überzeugen. Ja, die Elemente einer Schauergeschichte sind da: die alte Burg, eine ungeklärte Vergangenheit, eine Erbschaft mit Bedingungen und unerklärliche Geschehnisse, die auch zum Ende des Auftaktes unerklärlich bleiben und ins Phantastische zu deuten scheinen.
Einiges findet eine mundane Erklärung, anderes bleibt gänzlich offen. Spannung wird immer wieder erzeugt, verliert sich jedoch in allzu abgegriffenen Plot-Elementen: ein Nazi-Goldschatz, der irgendwann einmal auftaucht, ist einfach schon ausgelaugt.
Interessanter und sicher von zentraler, auch weiterer Bedeutung sind hingegen die Albträume, die den Protagonisten in eine vergangene Zeit - ein vergangenes Leben? - zu führen scheinen. Aber auch diese können die Neugier nicht nachhaltig reizen.
Zielgruppenproblem?
Teilweise kann die mangelnde Spannung auch zielgruppenbedingt sein: Nemesis richtet sich an Jugendliche. Laut Verlag allerdings "ab 16 Jahre" und für diese dürfte in der heutigen Zeit der Horror auch recht lau sein.
Gewalt und Blut kommen zwar vor, werden aber stark abgedämpft. Für erfahrener Leser (oder Hörer) ist vieles einfach schon einmal da gewesen und kaum etwas hat einen wahrhaftigen "Huch"-Effekt. Auch die grobe Handlung (gefangen im Schloss; Fluchtversuch; Was-ist-eigentlich-los-Frage) ist nicht neu und kann somit wenig punkten. (Warum ausgerechnet der Name der griechischen Göttin der Rache als Titel herhält, wird übrigens nicht klar.)
Mittelmäßige Handlung
Die Handlung ist bekannt und die konkrete Umsetzung konnte mich nicht packen. Sie bleibt "solide" aber ist kaum mehr. In Erinnerung bleiben einige Charaktere, hier insbesondere Ed, der jedem Leser gehörig auf den Keks gehen dürfte. Als besonders herausragend würde ich jedoch keinen bezeichnen. Interessanterweise bleibt insbesondere der Erzähler deutlich blasser; und jede Figur lässt sich problemlos bekannten Typen zuordnen.
Was Hohlbein gelingt ist die Schaffung einer unwirklichen Atmosphäre, die auch der Sprecher gut herüberbringt: ob man sich jetzt tatsächlich etwas Phantastischem oder etwas Mundanem gegenüber sieht, kann man auch am Ende nicht sagen. Ein Zitat bringt es auf den Punkt: "Crailsfelden schien nicht nur am Ende der Welt zu liegen, sondern irgendwie einen halben Schritt daneben." Leider führt diese an sich interessante Stimmung zu nichts und kann den Hörer auch nur in kurzen Abschnitten einfangen.
Das Erbe interessiert bald nur am Rande; vielmehr geht es um das Rätsel der Burg - aber mehr als einzelne Stückchen bekommt der Leser nicht und ohne eine konkrete Bedrohung oder Untersuchung nimmt auch die Spannung immer wieder ab; der Grusel ist durchgehend auf eher niedrigem Niveau.
Damit kann man erneut zusammenfassen: Nemesis 1+2 bieten einen bekannten, funktionierende Plot, haben einzelne markante Charaktere aber nichts, was sie aus der Masse hervorhebt. Selbst nicht für die Zielgruppe junger Jugendlicher. Dies liegt nicht am Erzähler oder der Audio-Umsetzung: die Handlung gibt einfach nicht mehr her; man kann Nemesis zwar lesen, aber es gibt deutlich bessere Alternativen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
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