Der Tag der Messer
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Wito, der größte Held der Gnome, wird hingerichtet. Doch was für Geliuna, die Schwarze Fei, das Ende eines Kritikers und seiner politischen Freunde sein sollte, ist tatsächlich erst der Anfang eines blutigen Aufruhrs. Darnamur und die ihm treuen Gnome stürzen Daugazburg ins Chaos, unterwandern andere politische Organisationen, setzen die alten Machthaber ab und Gnome an ihrer Stelle ein. Eine große Vision von der Freiheit der wieder erblühenden Grauen Lande leitet sie; hierzu soll das Kästchen Leuchmadans genutzt werden. Doch was zunächst Jubel unter den Gnomen auslöst und gänzlich dem Geist von Witos "Grüne Lande"-Partei zu folgen scheint läuft schnell aus dem Ruder und es kommt zu nicht nur einem Prognom (sic!)...
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Vergleicht man den "Tag der Messer" mit dem direkten Vorgänger, "Die Gefährten des Zwielichts", so kann man fast keine Gemeinsamkeiten feststellen. War der erste Teil der Reihe eine Hommage an den Herrn der Ringe und immer wieder mit Humor durchzogen, so finden sich im zweiten Teil keine solch direkten Anspielungen - und der Humor ist verschwunden. Dies beginnt bereits mit dem Schock, Wito auf der ersten Seite gleich auf dem Schafott zu sehen. Welcher Autor tötet denn schon seine großen Helden? Die gesamte Kulisse von Daugazburg ist im Setting bereits dunkel und die Handlung erhöht diese Düsternis noch. Unwillkürlich kann man Parallelen entdecken zur Französischen Revolution - oder vermutlich zu jedem Umsturz der durch Intrigen und Überwachung gelingen soll. Hieraus resultiert eine durchgehend bedrückende Stimmung. Humor kommt allenfalls in Wortspielen wie dem erwähnten Prognom auf. Diese sind gelungen und lockern die düstere Atomsphäre zumindest lokal leicht auf.
Im Gegensatz zu einer Gruppe die im ersten Teil verfolgt wurde, werden nun einzelne Charaktere verfolgt, die auch im weitesten Sinne kein gemeinsames Ziel haben. Dabei trifft man auf alte Bekannte, etwa Darnamur, Wito oder das Taschentier Balgir. Sie sind ihrem Charakter auch weiterhin treu, insbesondere Werzaz überzeugt hier - sowohl als ein typischer Ork als auch als ein Ork, der nicht einfach nur tumb ist und alles erschlägt, was ihm im Weg ist (na gut... das tut er auch), sondern durchaus eine Vorstellung davon hat, was richtig ist und was er erreichen will. Auch neue Charaktere kommen hinzu, darunter einige Gnome und die Nachtalbe Frafa, die neben Darnamur zur den Kernfiguren zählt. Interessanterweise gibt es keine Figur, die als strahlender Held hervorgeht - allenfalls gibt es einen tragischen, der für die Haupthandlung jedoch nahezu belanglos ist: Wen interessieren noble Opfer in einem blutigen Bürgerkrieg? Die Charaktere sind jedoch unsympathisch, entweder durch ihre absolute Skrupellosigkeit und ihre Intrigen oder durch ihre Naivität. Hier schwächelt der Roman ein wenig durch zu große Vorhersehbarkeit in den typisierten Figuren; dies gilt mehr auf der Seite der Naiven als bei den Intriganten. Gar nicht störte mich hingegen das Fehlen einer Identifikationsfigur: einen "Helden" der Geschichte gibt es einfach nicht - selbst jene, die man zuletzt als "Retter" bezeichnen könnte haben ihre eigenen nicht wirklich noblen Ziele oder sind mit ihnen bereits gescheitert.
A propros Scheitern... da war ja noch eine zweite Gruppe im ersten Teil, die Gruppe der Freien Völker. Die Überlebenden sehen wir erneut wieder - und auch sie bringen einen Spritzer Humor mit hinein - unterscheiden sich in Tragik und Intrigantentum aber immer noch nicht von den Finsteren.
Insgesamt liefert Alexander Lohmann mit dem "Tag der Messer" einen Roman, der vielfach an den vorherigen Band anschlägt, aber eine vollkommen andere Stimmung darbietet: düster, humorlos, unterdrückend, blutig. Waren Intrigen schon Teil des ersten Romans so nehmen sie nun eine ganz neue, durch und durch sinistre Qualität an. Der Roman vereinnahmt durch einen düsteren Intrigen- und Revolutionsplot, dessen Ende man vorausahnen kann, der aber durch Szenenwechsel und zügige Handlung gepaart mit langsamen Passagen immer spannend zum Weiterlesen animiert. Eine tolle Fortsetzung – in einem ganz anderen Stil als der erste Teil.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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