Buch-Cover, Jules Verne: Das Geheimnis des Wilhelm Storitz

Das Geheimnis des Wilhelm Storitz

Originaltitel: Le Secret de Wilhelm Storitz [FR]
Übersetzer: Gaby Wurster
Genre: Phantastik
Verlag: Piper
Seiten: 271
Erschienen: 05/2009 (Original: 1910)
ISBN: 978-3-492-26692-5
Preis: 8,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

8/10

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Zur Hochzeit seines Bruders reist der Franzose Henry Vidal nach Ragz in Ungarn. Alles scheint perfekt: die Familie Roderich ist angesehen und will ihre Tochter gern mit Marc Vidal verheiraten; die beiden lieben sich offensichtlich. Und auch Henry findet sie allerliebst - und die Ungarn und die Franzosen verbindet sowieso eine besondere Freundschaft.

Doch es gibt einen Rivalen: der Preusse Wilhelm Storitz hat mehrfach um die Hand des Fräuleins Myra Roderich angehalten - und wurde wiederholt, zuletzt brüsk, abgewiesen. Wütend schwört er Rache, sollte die Vermählung stattfinden. Und in der Tat kommt es zu seltsamen Ereignissen: ein Mann wird umgerannt ohne dass jemand gesehen wird; Anzeigen werden in der Luft von niemandem zerfetzt und eine Stimme singt, ohne dass der Sänger gesehen wird. Henry Vidal und Myras Bruder sind überzeugt, dass Storitz hinter den verschiedenen Anschlägen steckt, zumal bereits sein Vater als Zauberkünstler verschrien war. Doch wie fasst man einen scheinbar Unsichtbaren?

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

"Das Geheimnis des Wilhelm Storitz" wird hier in seiner Originalfassung präsentiert. Dies ist nicht selbstverständlich, wie das überaus gelungene Vorwort von Franz Rottensteiner erklärt: Das Ende, das Verne schrieb, war üblicherweise nicht das veröffentlichte und nutzte stattdessen ein neu verfasstes "Happy Ending". Diese vorliegende Version ist dort deutlich zwiegespaltener - pessimistischer gegenüber Fortschritt und neuen Entdeckungen wie Rottensteiner es generell für Vernes Spätwerk darstellt. Und in der Tat ist der Fortschritt diesen Buches sehr makaber, für die Abergläubischen geradezu schwarzmagisch, und zuletzt an einem Punkt, an dem niemand weiter weiß. Rottensteiner führt weiterhin eine sozio-historische Interpretation an, nach welcher zusätzlich ein makabres Gesellschaftsideal verwirklicht ist - das in dieser Realisation jedoch deutlich weniger heimlich als vielmehr unheimlich ist.

Die Geschichte selbst folgt Henry Vidal, der im Rückblick erzählt und einräumt, es selbst kaum glauben zu können. Es gibt viele Beschreibungen der Reise und des Landes; des Verhältnisses zwischen Franzosen und Ungarn und der gemeinsam verhassten Preußen. Spaziergänge und gemeinsame Essen stellen das Land und die Kultur dar - der eigentliche Kern der Geschichte ist bei Verne eher selten vertreten und bis auf eine Vorausdeutung ist die normale Welt auch ungestört. Dies macht den Einbruch des unglaublichen, des unsichtbaren Wilhelm Storitz, später um so erschreckender. Hier wird eine durch und durch normale Welt präsentiert - und plötzlich geschieht Unerklärliches. Durch den Titel ist dem Leser klar, wer dahinter steckt, aber auch die Figuren kommen schnell auf Storitz, der seine Spuren nicht eben verschleiert. Storitz wird gejagt; man versucht ihn zu finden oder sein Geheimnis. Verne liefert eine pseudo-wissenschaftliche Erklärung zur Erzeugung der Unsichtbarkeit.

Zuletzt klärt sich auch alles, doch da dieses Ende bislang nur in einer Auflage von 500 Liebhaber-Stücken in deutsch erschien, verzichte ich auf nähere Ausführung. Für Freunde der "scientific speculation" oder auch der spekulativen Phantastik mit quasi-wissenschaftlicher Erklärung ist "Das Geheimnis des Wilhelm Storitz" eine kurzweilige Empfehlung. Das Vorwort Franz Rottensteiners tut seinen Teil dazu, die Wirkung, die Quellen und den Platz des Werkes in Vernes Gesamtwerk zu erfahren.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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