Buch-Cover, David Brin: The Life Eaters

The Life Eaters

Originaltitel: The Life Eaters [AME]
Autor: David Brin
Übersetzer: Jens R. Nielsen
Illustrator: Scott Hampton
Genres: Comics; Science Fantasy
Verlag: Cross Cult
Seiten: 160
Erschienen: 06/2009 (Original: 2003)
ISBN: 978-3-941248-15-1
Preis: 25,00 Euro (Hardcover)
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Wertung: 5/5 Grimoires; 9/10 Punkte, Sehr gut

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Kurz & Knapp

  • Gelungene Verbindung Nazis und Nordische Götter
  • Etwas zu viel American Hero

Juni 1944, D-Day - D für Desaster. Die größte Militäroperation der Alliierten zur Landung in der Normandie geht vollkommen schief, die Nationalsozialisten haben eine neue geheime Waffe: Götter.

Die Asen - zumindest geben sie sich für diese aus - kämpfen auf der Seite der Nazis. Thors Hammer Mjöllnir zerschmettert Flugzeuge, der Seegott Njörd versenkt Flotten; Odins Raben spähen. Doch Loki schlägt sich auf die Seite der Alliierten, die sich dem Feind auch 1962 noch entgegensetzen - mit geradezu verzweifelten Mitteln. In einer Selbstmordmission tritt Chris Turing schließlich den "Göttern" gegenüber und erfährt unglaubliches: Die Nazis haben sie erweckt, in einer Mischung aus Aberglauben, Größenwahn und dunkler Magie - und die Asen sind nicht die einzigen Götter...

Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.

Mit Wissenschaft erweckte Götter

"Die Science Fiction trägt einen falschen Namen" titelt David Brin sein Nachwort - und er hat Recht. "Speculative Fiction" ist der Gegenbegriff, den er wählt. In diesem Fall ist es die "Was wäre wenn"-Frage - was wäre wenn die Nazis die Nordischen Götter wiedererweckt hätten und mit ihnen gegen die Welt kämpften.

The Life Eaters gelingt es, dies überzeugend darzustellen: die Verbindung zwischen den Nazis und allerlei Geheimwissenschaften (man denke an die Indiana Jones Filme) ist hier eine natürliche Hilfe und verleiht dem Szenario Glaubwürdigkeit. Zudem setzt der Autor die Idee nicht einfach auf, sondern greift auf das bekannte Grauen des Nationalsozialismus zurück: die Konzentrationslager. Was wäre wenn... es nicht einfach nur um die Vernichtung von so genanntem unwertem Leben ging; was wäre wenn dies alles tatsächlich einen konkreten Zweck hätte?

Düsterer Comic mit menschlicher Hoffnung

Insgesamt ist The Life Eaters ein sehr düsterer Comic, was sich auch in der Grafik und der Altersempfehlung des Verlages "ab 16" niederschlägt. Die Moral ist dabei sehr einfach gehalten: Wir brauchen vielleicht Helden, aber unsere Helden machen wir uns selbst. Helden sind einfache Menschen - nicht Götter, die kaum etwas zu fürchten brauchen. Dementsprechend fokussiert die Geschichte auch auf Einzelcharaktere. Dies beginnt beim Erzähler, der die Handlung einrahmt - und letztlich den Ausblick gibt, dass es noch lange nicht vorbei ist. Dieses Ende wirkt absolut angemessen: Ein Krieg ist nicht mit einer gewonnenen Schlacht beendet und wenn man etwas gewagter interpretieren will: Auch heute noch gibt es Nazis.

Nazi-Götter: Passend

Besonders einnehmend fand ich das Konzept, die alten Nordischen Götter zu verwenden. Sie wirken nicht aufgesetzt sondern passen hier in den Kontext - vielleicht sollte eher sagen, sie passen den Kontext an sich an.

Der Kampf "alte Religion" gegen "High Tech" ist dabei kaum relevant. Die Freie Welt setzt tendenziell auf Technologie - aber dann immer wieder aufs Individuum und mutige, einzelne Kämpfer. Und auf Zusammenhalt: allein die neue Nation Israel-Iran kann auch heute ein Schimmer von Hoffnung sein. Die USA werden zwar erneut betont - siehe die Flagge auf dem Cover - aber dies schwindet im Verlauf des Romans: irgendwann ist es nur noch die Freie Welt.

Dreiteilung

The Life Eaters ist in drei Teile unterteilt, die alle von sehr guter jedoch unterschiedlicher Qualität sind.

Der erste Teil kommt schleppend in Fahrt, benötigt eine gewisse Menge an Exposition. Hier gibt es deutlich mehr Text als in den anderen Teilen - dennoch ist er m. E. der beste, hängt am direktesten mit den Göttern zusammen. Der zweite Teil dehnt das Spielfeld des Werkes auf die ganze Welt aus; der dritte betont noch einmal den individuellen Helden des gemeinen Bürgers.

Für meinen Geschmack wurde die Bedeutung von Individuen hier etwas zu sehr betont. Außerdem: Ist man noch ein "Normaler Bürger", wenn man in einem high-tech Fluganzug herumfliegt? Hier wurde es ein wenig zu SF und zu wenig "Mythologie-Fantasy" für mich – und ein wenig zu sehr „American-Super-Hero“.

Das ändert jedoch nichts daran, dass The Life Eaters ein wirklich toller Comic ist.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


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