Buch-Cover, Jacqueline Carey: Der Herr der Dunkelheit (Elegie an die Nacht)

Der Herr der Dunkelheit (Elegie an die Nacht)

Originaltitel: Banewreaker [AME]
Serie: Elegie an die Nacht (#1)
Übersetzer: Kirsten Borchardt
Genre: Heroische Fantasy
Verlag: LYX Egmont
Seiten: 576
Erschienen: 02/2009 (Original: 2004)
ISBN: 978-3-8025-8218-9
Preis: 15,95 Euro (Softcover)
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Die Autorin Jacqueline Carey ist durch die „Kushiel“-Bände bekannt geworden, die unter anderem beim selben Verlag verlegt wurden wie dieses Buch. Diese Bücher zeichneten sich durch einen hohen fantastischen und erotischen Schlag, jedoch auch durch spannende Kriegsszenarien und Intrigen aus. In ihrer neuen Reihe geht die Autorin erneut keinen leichten Weg sondern zieht die Sichtweise der vermeintlich Bösen eines Krieges in den Vordergrund.

Die Welt hat vieles ertragen müssen, Kriege sind vorüber gezogen und haben ihre Narben hinterlassen. Die Menschen haben sich in gut und böse geteilt, die Grenzen sind gesetzt und die Prophezeiungen ausgesprochen. So weiß Satoris, einer der sieben Schöpfer und Herr der Dunkelheit, das bald ein weiterer Krieg heraufziehen wird, Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit und er steht auf der Seite des Bösen, der Seite, für die er ausgewählt wurde und die er zu vertreten hat. Seine Waffe, der Gottestöter, die ihm einst unheilbare Wunden zugefügt hatte, bevor sie in seinen Besitz überging, soll in diesem Krieg gegen ihn gerichtet werden, so sagt es die Prophezeiung und er wird den Tod finden. Er ist jedoch geneigt sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen und rüstet zum Kampf. Auch auf der anderen Seite laufen die Vorbereitungen schon seit Jahrhunderten auf Hochtouren, Satoris möchte den Feind jedoch überraschen, der Prophezeiung zuvor kommen und als erster zuschlagen, damit er wenigstens seinem Ruf gerecht werden kann. Es steht geschrieben, das die Welt Frieden findet, sobald Satoris zerstört worden ist, aus diesem Grund schließen sich die Menschen mit den Feenwesen zusammen und bereiten sich darauf vor, das Böse aus der Welt zu schaffen. Auch Satoris Geschwister Arahila, Neheris, Meronin, Yrinna und Oronin sind mit von der Partie und bereit, ihren Bruder dem Untergang zu weihen. Noch glaubt dieser sie ahnen nichts von seinem Plan, verbündet sich mit Lilias, der Zauberin des Ostens, mit dem Drachen Calandor und stellt ein gewaltiges Heer auf. Er glaubt, mit etwas Glück könnte er sein Schicksal ändern, doch das steht von Anfang an geschrieben.

Dieses Buch ist deprimierend. Das ist jedoch noch lange nicht alles, denn es ist ebenfalls ein Kunstwerk, unglaublich, erschreckend und alarmierend. Ein komplettes Weltbild wird hier erschaffen und gleichzeitig auf den Kopf gestellt. Von Anfang an ist man auf der Seite des Bösen, erlebt die Vorbereitungen zum Kampf, die Gespräche die dem voraus gehen, die verzweifelten Versuche dem Schicksal ein Schnäppchen zu schlagen und ist sich dennoch die ganze Zeit über bewusst, das Satoris sterben muss, weil das Böse nicht siegen darf. Weil das Böse niemals siegt. Nie.

Nun stellt sich aber die Frage, was ist denn böse und was nicht? Da man Satoris und seine Gehilfen, Gesprächspartner und Reisebegleiter so sehr ins Herz schließt, das man sie nicht mehr missen möchte, wünscht man sich den Sieg für das Böse, wünscht sich, dass die Guten unterliegen und ihr Ziel nicht erreichen. So erlebt man auch viele schreckliche Momente, in denen man Abschied nehmen und hilflos mitansehen muss, wie Wesen sterben, die man gern hat.

Die Vorgeschichte des Buches wird in einem Prolog erläutert, der den Leser nicht nur in die Welt einführt, ebenso wie die Karte, die man in diesem Buch vorfindet, sondern auch erzählt, wie es zu diesem großen Krieg kommen kann. In der eigentlichen Geschichte geht es nicht nur um Satoris, auch wenn er natürlich die zentrale tragische Figur ist (ein deutlicher Hinweis auf die „Elegie“, also Klage im Titel), sodass man gleichzeitig auch noch um und mit anderen Figuren bangt und noch tiefer in die Geschichte hineingezogen wird. Die Autorin vermischt hier auf gekonnte Art und Weise Fantasy mit Realität, lässt fantastische Völker zusammen auf das große Ziel hinarbeiten und vergisst dabei auch nicht die emotionale Ebene. Auch die vielen Zufälle, die sie einbaut und die letztendlich für das „Gute“ und gegen das „Böse“ sprechen, versetzen dem Leser immer wieder kleine elektrische Impulse, lassen ihn fiebern und aufstöhnen, weil es einfach nicht fair erscheint, bis man sich wieder einmal aufs Neue klarmacht, wem man hier eigentlich die Daumen drückt. Auch wenn Carey darauf geachtet hat, auch unter den „Guten“ Sympathieträger einzubauen, nicht einfach die Rollen zu vertauschen, sondern vielmehr die Ambitionen deutlich werden zulassen, liegt der Hauptmerk eindeutig bei dem Herrn der Finsternis. Man findet in diesem Buch viele einzigartige Dialoge, die vor allem von der Vorstellung handeln, was denn nun Gut ist und was nicht oder ob das Schicksal fair ist. Diese stellen einen ganz besonderen Punkt in diesem Buch dar und sind nicht mehr daraus fortzudenken. Philosophisch, ernst, sind die dennoch auf eine gewisse Art voller bitterbösem Sarkasmus und einmalig gut geschrieben worden. Dabei fällt der Stil im Gegensatz zu dem recht poetisch, manchmal schon schwülstig erscheinenden Büchern der Kushiel-Trilogie etwas ab. Die Autorin schreibt einfacher, strukturierter und mehr auf den Sinn, anstatt auf den Effekt bedacht, aber dennoch bis zum Schluss bitter und lesenswert.

Alles in allem liegt hier kein spannendes Fantasy-Buch vor, sondern eine Tragödie, aus der Sicht der Bösen geschildert. Es gibt kein Happy End, soviel vorneweg, auch wenn die Geschichte noch nicht gänzlich zu ihrem Ende gekommen ist, kann man soviel schon zum ersten Band sagen und für den zweiten vorhersehen. Wer das ertragen kann, wird hier ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastisches Buch finden, das an Spannung und Tragik kaum zu übertreffen ist und allemal gelesen werden sollte! Dieses Buch ist sehr zu empfehlen.

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Avatar von Katharina Rezension von: (Grimoires.de)
Katahrinas Lesekarriere begann mit Wendy und Mickey Mouse. Über Märchenmond gelangte sie zur Fantasy. Diese entachte auch eine regelrechte Bücher-Sammelwut in allen Bereichen. Am liebsten blieb ihr jedoch die Fantasy - und Vampire.

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