Buch-Cover, Bernd Rümmelein: Die Phantastische Hörbibliothek Vol. I

Die Phantastische Hörbibliothek Vol. I

Serie: Phantastische Hörbibliothek (#1)
Sprecher/Regie: Johannes Steck
Genres: Fantasy; Kurzgeschichten
Spieldauer (Min): 75
Erschienen: 1272008 (Original: 2008)
ISBN: 978-3-941234-08-6
Preis: 14,80 Euro (CD)
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Die "Phantastische Hörbibliothek" bringt mit "Des Kriegers Herz" und "Die Eiserne Jungfrau" eine erste Audio-Umsetzung zweier Kurzgeschichten heraus. Beide Kurzgeschichten wurden zuvor vom Arcanum-Fantasy-Verlag in der Anthologie "Flammende Seelen – Mystische Schriften 2"Veröffentlicht. Das Audioformat bringt durch das neue Medium ganz neue Probleme mit sich aber auch ganz neue Möglichkeiten. In der ersten Kurzgeschichte brilliert der Sprecher Johannes Steck hier geradezu - in der zweiten zeigen sich eher Probleme. Gleiches gilt für die musikalische Unterstützung durch die Spielleute von Corvus Corax

Doch der Reihe nach: "Des Kriegers Herz" ist die Geschichte des gefürchteten Kriegers Rorgue vor einer bedeutenden Schlacht. Epik in seinen Taten mischt sich hier mit dem Gefühl, es doch nur mit einer weiteren Schlacht unter vielen zu tu zu haben. Das üblicherweise als Fehler angekreidete "in den Spiegel schauen" um den Charakter zu beschreiben wird hier gekonnt umgesetzt und ein lebendiges, bewegtes Bild von Rorgue gezeichnet, dessen Bild sich deutlich vom "typischen" Helden entfernt, sowohl was Heroische als auch Dunkle Fantasy angeht. Insgesamt ist die geschichte düster, teilweise brutal-direkt. Für junge Leser ist sie daher nicht geeignet, ich würde ~15-16 als Mindestalter ansetzen. Jene Düsternis kann die leicht raue Stimme Johannes Stecks perfekt umsetzen. Die Betonung stimmt einfach, die Stimmung ist ideal eingefangen. Hilfreich dabei ist, dass etwa neun Zehntel der Erzählung tatsächlich von Rorgue stammen, sei es in Gedankengängen oder wörtlicher Rede – oder in Form des Erzählers, der zwar nicht Rorgue ist, aber dessen Perspektive teilt. Die wenigen anderen Charaktere können sich hier gut abzeichnen. Auch die Musik von Corvus Corax fügt sich exzellent ein und längere Pausen beispielsweise im Tumult des Kampfes - etwa zehn Sekunden ohne Sprache mag man schon "gewagt" nennen - tragen dazu bei, das Chaos auch spürbar zu machen. Schon im Druck waren dabei Verse der Erzählung vorangesetzt. Ich gebe gerne zu: Ich googelte nach der Quelle, da ich gerne einen Blick auf die Inspiration für diese Kurzgeschichte geworfen hätte, und stellte erst dann fest, dass auch diese vom Autor erfunden wurde. Diese Verse für sich allein stehen schon gewaltig am Anfang und gewinnen wie die Erzählung durch die Stimme des Erzählers. Zudem passen sie auch großartig in die Erzählung und werden am Ende erneut aufgegriffen, stehen also nicht leer im Raum.

Mit dem Ende wären wir beim "Problem", wenn man denn so will. Der Ehrlichkeit halber: eigentlich gibt es nur zwei mögliche Ausgänge: 1. Der Held stirbt - heroisch oder nicht oder 2. der Held siegt, heroisch oder nicht. Leider maneuvriert sich der Autor in eine Situation, in der es einzig und allein auf den Helden ankommt und er schließlich den Ausgang entscheidet. Diese Szene wirkte "unreal" wohingegen die Erzählung in ihrer Gesamtheit den Krieger und den Krieg allgemein und die Leistung von „Helden“ im Besonderen sehr kritisch sieht. Diese vorletzte Szene ist für meinen Geschmack ein wenig zu sehr vom typischen Helden der heroischen Fantasy geprägt und passt nicht gänzlich zur ansonsten recht zynischen Betrachtung des Krieges. Doch ein heroischer Held ist Rorgue nicht und der sein Abgang ist erneut melancholisch – passend, aber durch die letzte große Szene in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt ist "Des Kriegers Herz" jedoch trotz dieser Schwachstelle eine erstklassige Umsetzung ins Hörformat einer bereits großartigen Geschichte: Ich habe sie wieder und wieder gehört - allein für diese Geschichte ist es die CD Wert! Ohne Kenntnis der Druckversion ist mein Eindruck, dass diese Geschichte durch die Umsetzung überaus viel dazu gewinnt. (10/10)

"Die Eiserne Jungfrau" hingegen verblasst im Vergleich. Dies Beginnt bei den einleitenden Versen, welche die „Pointe“ und den gesamten Inhalt. Hinzu kommt ein deutliches Zuviel an Exposition, an Hintergrund der keine echte Relevanz für die Kernepisode gewinnt. Die Vorstellung der zwei Protagonisten wirkt gestreckt, nicht so lebendig wie bei Rorgue. Jemanden zur Eisernen Jungfrau zu erklären(!), die man selbst begehrt und sein Freund ebenso ist zudem ein wenig seltsam und bricht sich vermutlich nicht nur mit meinen Assoziationen des Begriffs. Hinzu kommt, dass es hier deutlich mehr Charaktere gibt - und eben auch zwei Hauptcharaktere. Johannes Steck spricht diese keineswegs schlecht, jedoch kommt er nicht an die Qualität seiner Leistung beim einzelnen Charakter Rorgue heran. Steck scheint für eine düstere Atmosphäre deutlich besser geeignet. Allerdings ist hier auch die Geschichte selbst zu kritisieren: Die Pointe wird, wie gesagt, vorweggenommen. Die Handlung im Wesentlichen kann nach Auffinden der "Jungfrau" leicht erahnt werden. Mir fehlte es überdies an der richtigen Stimmung - ich wusste schlicht nichts weiter mit der Geschichte anzufangen. Die erste Geschichte brachte großartige Stimmung mit sich und lebt davon; hier fehlt diese Stimmung einfach. Ich empfand weder Melancholie, konnte nicht mit en Charakteren eifersüchteln, freundschafteln oder streiten und auch die generelle Düsternis der Über-Handlung wurde für mich nicht spürbar. Dies liegt ganz zentral daran, dass die einleitenden Verse mögliche Spannung von vornherein unmöglich machten; hier waren sie für die Geschichte schädlich. (6/10)

Fazit: Ingesamt erhält diese "Sammlung" 8/10 Punkten mit deutlicher Schwankung in den beiden Titeln. "Des Kriegers Herz" kann ohne Einschränkung allen Fantasy-Fans empfohlen werden und mag bereits allein den Erwerb der CD rechtfertigen; "Die Eiserne Jungfrau" ist leider spürbar schwächer. In jedem Fall freue ich mich auf weitere Geschichten von Bernd Rümmelein mit Johannes Steck als Sprecher - bevorzugt mit wenig Personal und mit eher dunklen Charakteren und Setting - und mit der Musik von Corvus Corax zur Untermalung.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • Des Kriegers Herz ward einsam, während er zahlreiche Feinde mit seinem Schwerte erschlug. Des Kriegers Herz ward kalt, als er seine Liebe einst im Kampfe zu Grabe trug. Des Kriegers Herz ward tot, während die endlose Schlacht ihn um sein Leben betrog.

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