Buch-Cover, Charlaine Harris: Falsches Grab

Falsches Grab

Originaltitel: Grave Surprise [AME]
Serie: Harper Connelly Series (#2)
Übersetzer: Christiane Burkhardt
Genres: Mystery; Urban Fantasy
Verlag: dtv
Seiten: 302
Erschienen: 02/2009 (Original: 2006)
ISBN: 978-3-423-21121-5
Preis: 9,95 Euro (Softcover)
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Wertung: 4/5 Grimoires; 8/10 Punkte, Gut bis sehr gut

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Kurz & Knapp

  • Ungewöhnlicher Ansatz
  • Nicht gnaz Fantasy, nicht ganz normal
  • Wenig Handlung

Harper Connelly wurde vom Blitz getroffen und kann seitdem Tote sowie deren Todesursache spüren. Natürlich will ihr das fast niemand glauben und so ist auch Professor Doktor Nunley mehr als entsetzt, als es ihr gelingt, jedem Grab auf dem Friedhof den Toten und seine Todesursache zuzuordnen. Auswendig lernen? Unmöglich! Die Akten sind erst kürzlich entdeckt und unzugänglich...

Noch erschreckender wird es als Harper zwei Leichen in einem Grab zu spüren vorgibt - und recht hat. Zudem ist die zweite Leiche, die eines ihr nur zu bekannten Kindes: Tabitha Morgenstern, die sie zuvor schon suchen sollte aber nie fand.

Die Fragen die sich stellen sind klar: Wie kommt sie dorthin? Kann es Zufall sein, dass ausgerechnet Harper sie nun fand? Der ganze Fall scheint mehr als seltsam, zumal die Morgensterns nun ausgerechnet in jene Stadt gezogen sind, in der sich auch das Grab befindet. Sind sie doch am Tod ihrer Tochter mitschuldig? Das Auftauchen der nicht allzu bodenständigen Wahrsagerin Xylda und ihre Warnungen sind nicht eben hilfreich, Harpers aufkommende Paranoia zu unterdrücken: Irgendetwas ist hier definitiv falsch und garantiert kein Zufall.

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

Zweiter Teil - Einstieg problemlos

Falsches Grab ist der zweite Harper Connelly Roman, den man aber auch problemlos zum Einstieg in die Serie nutzen kann - wie ich es tat. Die Vorgeschichte Harpers ist von Charlaine Harris schnell und unaufdringlich auf die Seiten gebracht. (Lediglich bei mehreren Harper-Lektüren hintereinander dürfte sich ein Nerveffekt ergeben.)

Diese Vorgeschichte ist relativ stereotyp: zerrüttete Familie, aufziehen der Geschwister, früh auf eigenen Beinen stehen und so weiter. Wer Charlaine Harris kennt erwartet aber auch keine ausgefeilten psychologischen Charaktere, die "real" wirken - denn sie alle haben so oder so einen übernatürlichen Kinken. Und bei Harper ist es eben das Tote spüren.

Kontrast und Spiegel

Die zerrüttete Familie Harpers spiegelt sich in diesem Buch auch zunehmend in den Morgensterns wieder, die alle ihre dunklen Geheimnisse zu haben scheinen. Neben dem Rätselraten, was hier eigentlich los ist, gibt es aber noch andere Fragen, andere Geister die nicht zur Ruhe kamen (im Wortsinn) und ganz normale Personen, die einfach nicht an Harpers Gabe glauben. Journalisten, Polizei, Leichenbestatter... allesamt haben ein eigenes Interesse an Harper, sei es für die neueste Glanzstory - im echten Glauben an diese "Gabe" oder um sie als Scharlatan darzustellen oder einfach nur weil es eben eine tolle Story ist - oder für ihre Ermittlungen.

Erneut: Kaum Handlung

Insgesamt muss man jedoch sagen, das wenig passiert: Harper klärt einen Mordfall, rutscht durch ein paar Intrigen und am Ende ist alles gut. Oder eher nicht gut, denn letztlich hat sie mehr Probleme als zuvor. Dazu gehören auch Probleme im privaten Bereich, konkret das Verhältnis zu ihrer Familie. Diese werden auch nicht gelöst - sind schließlich auch zentraler Hintergrund des Charakters - sondern ins nächste Buch hineingetragen.

Nicht ganz Phantastik, nicht ganz Fantasy

Persönlich gefielen mir die Sookie-Romane besser. Ich finde es jedoch schwer, den Finger darauf zu legen, was anders ist. Die Ähnlichkeiten mit der Erfolgsserie der Autorin sind deutlich. Bei Harper gibt es jedoch keine "Übernatürliche Gemeinschaft". Harper steht allein da und niemand glaubt an ihre Existenz. Vielleicht macht dies den Unterschied.

Denn dies ist einerseits interessant, andererseits aber auch ein wenig nervig wenn man klare Fantasy oder klare Phantastik erwartet – dieser Roman liegt irgendwo dazwischen. Für Fantasy wäre das Übernatürliche normal; für Phantastik wäre es stets zweifelhaft – hier ist es eindeutig „normal“ aber eben nur für Harper und alle anderen fühlen sich stets zu Fragen, Tests und Zweifeln genötigt. Dies kann mitunter nicht nur Harper sondern auch den Leser nerven.

Verbrauchter Hintergrund

Weiterhin konnte ich persönlich mich nicht wirklich in den Hintergrund der Hauptfigur hineindenken. Sie gefällt mir zudem persönlich einfach nicht, ebenso wenig ihr Bruder oder die gesamte Familienstruktur. Dies, noch einmal explizit, ist ein rein persönliches Geschmacksempfinden.

Insgesamt ist Falsches Grab (dessen Originaltitel Grave Surprise in seiner zweifachen Bedeutung leider unübersetzbar ist) zweifellos ein guter Roman im Stile Charlaine Harris': Nichts philosophisch Tiefgehendes, keine Innovationen aber trotzdem durchgehende Spannung und eine interessante Handlung, die nie abgenutzt oder kopiert wirkt. Der Unterschied zu Sookie? Das Fantasy-Elements wird hier fortlaufend in Zweifel gezogen - existiert aber eindeutig. Dies ist einigermaßen ungewöhnlich.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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