Der Schattenkrieger: Das trügerische Paradies
bei
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
(1) | ||
(0) | ||
(1) | ||
(0) | ||
(0) | ||
(0) |
Nachdem er den Ozean überquert hat macht Garlan sich mit seinen Begleitern auf den Weg ins Alte Gebirge. Dort hofft er Antworten zu finden: In einer alten Bibliothek könnte eine Kopie des Buches existieren, mit dem der Großinquisitor ihn von der Tafel seines Gottes fortriss. Doch die Verfolger sind ihm dicht auf den Fersen und auch in den Wüstenregionen gibt es Monstren verschiedenster Art. Zudem ist da immer noch der Verräter in den eigenen Reihen... und das abgrundtiefe Böse, das langsam von Garlan Besitz ergreift und ihn dazu drängt, all diese Schwächlinge, die ihm im Weg stehen, einfach zu vernichten.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Über eine direkte Hörspielfortsetzung kann man einige Gemeinplätze äußern: Ein direkter Einstieg ist wenig sinnvoll, die Geschichte der ersten Folge wird lediglich mit einem Szenenwechsel und etwas übersprungener Zeit fortgesetzt. Neueinsteigern würde schlicht und ergreifend ein Teil der Vorgeschichte fehlen. Als auf einem Roman basierendem Hörspiel kann man auch erneut darauf hinweisen, dass gekürzt wurde - und das merkt man im zweiten Teil stellenweise deutlicher als im ersten. Auch kann man bemerken, dass der Plot ein standardisierter ist: Held zieht gezwungenermaßen aus, um seine Seele (und vermutlich nebenbei noch die Welt) zu retten, besteht verschiedene Abenteuer auf dem Weg. Dies gilt jedoch für die meiste Genreliteratur, mehr noch vielleicht für „direkt kommerzielle“ Produkte wie Romane, Hörspiele und ähnliches zu bereits existierenden anderen Medien, wie hier eben einem Computerspiel. Für besondere Innovation greift der Hörer jedoch eher selten zu einem solchen Produkt; eher weil er mehr über die ihm bekannte Welt erfahren will, das Spiel nicht nur aktiv erleben will, sondern auch mehr über den Hintergrund erfahren – was im Spiel selbst, wie einige Tester bemerkten, verhältniswenig mäßig geschieht. Romane zum Spiel bieten somit vor allem Hintergrund. Dies ist jedoch ein Hörspiel von einem Roman zum Spiel und dies hinterlässt durch die Beschränkung auf 80 Minuten ein paar Ecken und Kanten. Wie der Roman kann es auch ohne Spielkenntnis rezipiert werden,
Das alte Motiv vom Dunklen Krieger, der in seiner Seele zwiegespalten ist, wird logischerweise als zentrales Motiv weitergesponnen. Zudem kommt es auch zu einer direkteren Verbindung mit Grünerd und den dortigen Geschehnissen sowie Garlans Vergangenheit - man erinnere sich an den im Vorteil gefundenen "Gott(h)". Im Detail sind die Geschehnisse nicht vorhersehbar, die grobe Richtung ist jedoch klar. Dies macht jedoch erneut wenig aus, denn die Umsetzung ist gelungen, Stimmen und Effekte passen. Weniger gelungen ist das oft abrupte Ende einiger Szenen und auch des zweiten Teils selbst. Hier wäre ein (musikalisches) Extro nett gewesen; an einigen Tracks zwei bis drei Sekunden Pause oder auch sanfteres Ausklingen der Hintergrundgeräusche. Der Wechsel geschieht oft zu plötzlich. In Sachen Charaktere ist erneut festzustellen, was der erste Teil zeigte: die Nebencharaktere werden kaum stärker gezeichnet, sind eher blasse Figuren die auf Archetypen aufbauen. Garlan bekommt im Vergleich dazu mehr Leben, wenn auch hauptsächlich in der gut-gegen-böse Auseinandersetzung. Kurios wird es, wenn Loi plötzlich sein eigenes "Abenteuer" bekommt - seine Reaktionen wirken unmotiviert und unbegründet, insgesamt leicht seltsam. Einige Episoden wurden hier anscheinend gegenüber dem Roman weggekürzt wodurch einige (dennoch notwendige) Szenen unmotiviert wirken.
Andere Stellen passen besser ins Ganze, wenngleich man Kürzungen immer wieder durchschimmern hört. Stark gekünstelt wirkt der Anfang: Die Charaktere sprechen sich betont mit ihren Namen an. Es ist allzu klar, dass dies dazu dient, dem Hörer die Stimmen mit den Charakteren zu verbinden. Mindestens ich empfand dies als unnötig: Loi, Garlan und Leandra unterscheiden sich stimmlich mehr als ausreichend und die Identifikation ergab sich von selbst – auch mit einer längeren Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Teil. Erneut sind diese Stimmen aber exzellent auf die Figuren zugeschnitten, was auch für Nebenfiguren gilt; die Stimmen passen, keine beißt sich mit der ihr zugedachten Rolle.
Der Wesentliche Kritikpunkt besteht damit in genannten Ecken und Kanten, vermutlich aufgrund der Romanadaption - ein gedruckter Roman lässt schlicht und einfach mehr Raum für Charakterentfaltung zu als ein 80-minütiges Hörspiel. Auf der anderen Seite hat es bisher kein Buch geschafft, längere akustische Effekte einzubauen oder Charaktere wirklich anhand von Stimmen zu unterscheiden. Dies sind die Merkmale, mit denen ein Hörspiel gegenüber dem Druck punkten kann und muss. Dem "Trügerischen Paradies" gelingt dies sehr gut.
"Der Schattenkrieger - Das trügerische Paradies" ist somit eine gelungene Fortsetzung des Sacred-2-Hörspiels, die im Wesentlichen nicht nur Spielern von Sacred empfohlen werden kann: die Welt des Spiels bildet zwar den Hintergrund und die Kernhandlung wird von einem Standardplot der Fantasy gebildet, aber die Umsetzung - sowohl was die Story als auch was die Stimmen und Effekte angeht - geben dem "Paradies" eine volle Daseinsberechtigung als eine weitere Episode der Hörspielreihe.
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 0 positiv und 0 negativ. (9930 Leser bisher.)
Deine Meinung
Sag uns deine Meinung zu Der Schattenkrieger: Das trügerische Paradies