Buch-Cover, Ditte Bandini: Das Vampirbuch

Das Vampirbuch

Genre: Sekundärliteratur
Verlag: dtv
Seiten: 217
Erschienen: 11/2008 (Original: 2008)
ISBN: 978-3-423-24702-3
Preis: 14,90 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Mit dem "Vampirbuch" bringen Ditte und Giovanni Bandini erneut ein Werk heraus, das eine grobe Übersicht über die Geschichte eines phantastischen Wesens bringt. Diesmal geht es um Vampire, von Dracula bis hin zum "Psivamp" oder zum "Goth". Dabei nehmen die beiden viele Zwischenstationen wie etwa Menschen, die sich für Vampire hielten - Massenmörder, die als Vampire bezeichnet wurden (aber keine nach "Definition" sind). Auch die entsprechenden Fledermausarten und 'falsche' Vampire werden bedacht. Generell liegt der Fokus weniger auf der literarischen Tradierung des Motivs als auf den volkstümlichem Verständnis – was leider erst beim Lesen klar wird.

Das Buch ist generell gut geordnet. Die Kapitel sind locker miteinander verbunden und könnten theoretisch auch einzeln gelesen werden. Ein ultimatives Nachschlagewerk ist das Buch jedoch nicht: Weder gibt es Wörterbuch ähnliche Einträge (jedoch ein Register) noch ist es geeignet, den ein oder anderen Begriff im Zusammenhang mit Vampiren im Detail nachzuschlagen. Quellenverweise gibt es ebenfalls selten. Wer sich näher mit literarischen und "realen" Vampiren beschäftigen will, wird also auf entsprechende Fachliteratur von Sozialwissenschaft, Biologie und Literaturwissenschaften ausweichen müssen - oder dort weiterlesen: eine (nicht erschöpfende) Bibliographie ist immerhin vorhanden. Ebenfalls vorhanden sind eine Vielzahl von Bildern und Illustrationen sowie ganzen Farbseiten. Letztere passen nicht immer gänzlich zum Text und manchmal sind sie auch nach kompletter Buchlektüre nicht wirklich einzuordnen. Alle geben jedoch einen guten Blick durch die künstlerische Darstellung von Vampiren über mehrere Jahrhunderte hinweg – und in Fällen von Photos auch von moderner Selbstinszenierung. Leider fehlt hier ein direkter Kommentar. Nervig hingegen sind rote "Blut-Spritzer" auf verschiedensten Seiten. Zur Stimmung tragen sie nicht bei, wirken zu grell, unecht und vor allem störend.

Größere negative Punkte bleiben diesmal nicht aus, die mir vielleicht wegen persönlicher Betroffenheit mehrfach sauer aufstoßen: Die Autoren beginnen ein Kapitel in dem sie sich in bewährter Manier auf Rollenspieler einschießen, konkret das Rollenspiel Vampires, und dieses dann mit einem Mörder in Verbindung bringen, der durch eben dieses Spiel beeinflusst wurde. Die Regeln des Rollenspiels werden beschrieben und als enorm komplex dargestellt und für normale Menschen unverständlich, Zitat: "Das lässt doch den Uneingeweihten ratlos die Stirn runzeln, oder?". Sicher. Vermutlich hat der Uneingeweihte aber auch Probleme zu verstehen, was bei einem X-beliebigen Brettspiel genau vor sich geht, auch wenn dieser vergleich hinkt. Der Fairness halber sei erwähnt, dass die Autoren anschließend sehr wohl sagen, dass Rollenpiele bei entsprechender Veranlagung den Bezug zur Realität stören können. Dennoch ist das nach mehreren Seiten ein ziemlicher Schlag ins Gesicht aller Rollenpieler, denn die meisten davon sind sehr wohl normal. Auf den Schlips getreten fühlen dürfen sich auch andere, unterstellen die Bandinis der jüngeren Generation doch die Unkenntnis des echten Dracula und stattdessen nur Kenntnis der Filme. Kurioserweise kenne ich keinen dieser (ausgenommen die Parodie mit Leslie Nielson), das Original sehr wohl.

Seltsam wird es, sobald die Bandinis aus Internet-Foren zitieren. Hier fühlten sie sich anscheinend unwohl und konnten mit dem üblichen Gesprächsstil in Foren nicht immer etwas anfangen, führten es teilweise allein auf das Vampir-Milieu zurück. (Was schwierig zu trennen ist: erst einmal gibt es besondere Kommunikationskonventionen im Internet UND dann zusätzlich noch in den entsprechenden Szenen.) An diesen Stellen wird das Buch seltsam - unabhängig vom modernen Vampirglauben, Goth- und Vampirdasein das für sich selbst sicher auch als "seltsam" bezeichnet werden kann. Immerhin versuchen beide, objektiv zu bleiben und die "Vampir"-Szene einigermaßen grob und neutral darzustellen.

Ein letzter Punkt ist die Auswahl: Auf "Oberflächlichkeit" wurde bereits verwiesen. Dies ist nicht negativ gemeint sondern nahezu zwangsläufig bei einem doch eher dünnen und ans breite Publikum gerichteten Buch. Aber einige Dinge erstaunten mich dann doch: Von "Psi-Vamps" (Lebenskraft nicht-invasiv saugende "Vampire") hatte ich zuvor nichts gehört, zumindest nicht in dieser Form. Die Goth-Szene hätte ich nicht unbedingt mit Vampiren verknüpft wenngleich sie sicher im "Umfeld" zu sehen ist. Insbesondere sind diese "modernen" Kapitel eher die Schwachstelle des Buches. Hier scheint es noch an wirklich solidem, überzeugendem Material zu fehlen - nicht nur bei den Bandinis sondern generell. Auf der anderen Seite vermisste ich einige literarische moderne Vampire. Wo ist "Buffy - The Vampire Slayer"? Wo ist "Angel", der Vampir mit Seele? Wo sind die vielfältigen Parodien? Von diesen gibt es nicht einmal eine Erwähnung. Das Buch verfolgt auf gewisse Weise einen kuriosen Pfad. Es beginnt in der Literatur und wühlt sich durch verschiedenste Realisationen des Phänomens Vampir, geht dabei oft auf "Vorurteile" oder generelle Ideen ein und endet bei Vampyren, Goth-Szene und Internetkultur um den Vampir schließlich metaphorisch als "idealen Grenzgänger" einzusetzen. Glücklicherweise verzichten die Bandinis nach Ansage auf jegliche psychologische Deutung: davon gibt es genug, womit sie vollkommen Recht haben. Auffällig ist aber auch ein Verzicht auf Primärliteratur: Wer sich vor allem für den literarischen Vampir interessiert ist mit diesem Buch eindeutig falsch beraten. Literarische Werke spielen immer nur - ausgenommen der Anfang - eine Nebenrolle und werden en passant erwähnt oder herangezogen. Vielleicht habe ich durch persönliche Vorprägung unterbewusst mehr in dieser Richtung erwartet.

Mit einigen schwachen Kapiteln und Stellen ist dies leider ein weniger gutes Buch der Bandinis. Seine Qualitäten hat es jedoch immer noch: es gibt eine gute Übersicht über das Phänomen Vampir im sozialen Kontext, von Vampir-Mördern über Rollenspiele (hier sehr einseitig klingend) bis hin zu Gothszene und "Lebenden Vampiren". Auch wer sich nicht sicher ist, was ein Vampir ist und was nicht wird vielleicht ein wenig Erleuchtung finden. Für mich persönlich muss ich hier sagen: Überraschungen oder wirklich neue Erkenntnisse gab es nicht.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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