Der letzte Paladin
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Der junge Knappe Fabio soll bald zu einem Paladin des Ordens der Morgenröte geschlagen werden, doch zunächst hat er mit seinem Herrn Lodovico einen Auftrag zu erfüllen: Celeste, die Tochter eines Adeligen soll nach Stella Tiberia eskortiert werden. Noch bevor sie bei ihr ankommen treffen sie jedoch auf Goblinspuren. Eine Jagd auf die Monster ist bald beschlossen, doch alles kommt anders als es soll: die Jäger werden aufgerieben und bald darauf wird die Burg angegriffen. Mit einiger Mühe entkommen Fabio und Celeste zusammen mit einer Gnomenfamilie.
Doch dies scheint erst der Anfang zu sein: Ein Astronos-Schädel wurde gefunden - kann sich der selbsternannte Herr der Welt und gefallener Erzstellar endlich aus seinem Sternenkerker befreien? Er hat mächtige Verbündete auf Erden, wie Fabio alsbald feststellen muss.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Mit dem Auftakt seiner neuen Trilogie wendet Thomas Finn einen bewehrten Kunstgriff erneut an. Dem Anschein nach schafft er eine neue Welt - Asteria. De facto nimmt er jedoch einen Teil unserer Welt und verfremdet die Namen, wie bereits in seiner vorigen Serie ("Das Unendliche Licht" und Folgebände). Diesmal ist alles italienisch angehaucht: Stella Tiberia steht am Platze Roms; Genova, Napuli und Zagreb lassen sich ebenso eindeutig namentlich und geographisch zuordnen – auch dank schöner Karte, die wie die Coverillustration absolut gelungen ist. Auch was die weiteren Namen angeht hat der Autor sich aus dem italienischen Umfeld bedient - und insbesondere von "Geheimwissenschaftlern". Diese Kombination und dass es eben auch eine Art Geheimbund in der Welt Astaria gibt schafft gleichzeitig eine Verbindung zu unserer und trennt sie.
Man kann versucht sein einige Verbindungen zu ziehen: Goblins mit den einfallenden Osmanen gleichsetzen? Die Gnome mit den ungeliebten Juden? In Teilen mag dies funktionieren, dennoch ist "Die Wächter von Astaria" KEINE historische oder semi-historische Serie. (Bliebe zu fragen, weshalb Finn die Goblins, die eindeutig und von Beginn an als "böse" gebrandmarkt werden, nach Zagrab versetzt. Mancher mag sich auf den Schlips getreten fühlen; ich selbst frage mich nur, weshalb diese Wahl getroffen wurde. Vielleicht erfährt man in späteren Büchern mehr.) Magische Wesen tauchen bald auf, die Sterne haben realen Einfluss - oder so sagt man - und magische Artefakte brechen endgültig durch eine etwaige Vorstellung, dies sei unsere Welt mit leichten Veränderungen, i.e. ein „semi-historischer Roman“. Lediglich Geographie und grobe Namensgebung bleiben.
Die Geschichte selbst ist dir typische Initiation eines jungen Helden: Nach dem Verschwinden seines Herrn muss Fabio die Aufgabe allein meistern - und mehr. Dabei erhält er eine seltsame Prophezeiung und findet sich schließlich inmitten des vermutlich bedeutendsten Geschehens der Zeit wieder. Dies hätte der Autor sich eventuell sparen können, wirkt bisweilen allzu sehr nach "trara, trara, der Retter ist schon da". Der Grundplot ist dabei fast so alt wie die Erzählkunst aber erfrischend dargereicht: gut und böse sind relativ schnell klar und auch recht eindeutig voneinander getrennt; langweilig wird es trotzdem nicht.
Mit Vertrautheit spielend, auf einigen bekannten Orten aufbauend - niemandem brauchen Kanäle in Venezia erklärt werden - und gleichzeitig doch eine andere Welt mit durchaus anderen Gegebenheiten schaffend erzählt Thomas Finn eine erneut spannende Geschichte. Gelegentliche Wendungen bleiben unvorhersehbar - in dem Sinne dass die nächste Wendung nicht einfach unerwartet ist, sondern dass man nicht in jene Richtung dachte. Bisweilen tritt jedoch auch das Gegenteil ein und Vielleser mag die Worte genau so drehen wie sie letztlich gemeint sind aber von keinem Charakter gedeutet werden. Spannung jedenfalls bleibt durchweg erhalten: die Handlung entwickelt sich mit Höhen und Tiefen, Spannung und Entspannung sowie einer Prise Tragik und anderer Zutaten. Die stete Spannung ist auch dem hohen Handlungsanteil zuzuschreiben: Durch die Ähnlichkeit zu unserer Welt spart Thomas Finn „Beschreibungsballast“ ein und kann sich oft auf den Plot konzentrieren ohne gleichzeitig zu stark an Umfeld und Atomsphäre zu verlieren. Jene kommt besonders dann zum Tragen und wird expliziter, wenn auf besondere örtliche Gegebenheiten eingeangen wird. Der Spannungsbogen jedenfalls passt von Anfang bis ende, hängt nur selten einmal eine Winzigkeit durch.
Nicht erwarten darf man eine Geschichte voller Magie. Die "Magie" in Asteria ist verloren und rar. Ja, es gibt magische Artefakte; ja, es gibt Sternenmystikerinnen, die eine Art Magie wirken - doch beide sind extrem rar und auch der Held ist einmal nicht im Übermaß mit ihnen ausgestattet. Auch den "ritterlichen Kampf" und große Schlachten gibt es nicht - einige Scharmützel einmal ausgenommen. "Der letzte Paladin" folgt hier eher der Quest-Struktur in der sich der Held einen offenen Kampf nicht leiste kann und mit anderen Mitteln zum Ziel gelangen muss. Was es mit dem Titel auf sich hat? Nachlesen! So abgedroschen "Der/die/das letzte Wasauchimmer" mittlerweile ist - und obwohl der Titel nicht hundertprozentig passt - der Roman selbst ist gut und zielt insbesondere auf jüngere Jungendliche Leser ("ab 12" laut Verlagsangabe). Jüngeren Lesern wird unter Umständen ein gewisses Allgemeinwissen über das "italienische" Setting fehlen. Ältere Vielleser mögen die Handlung als ein wenig zu berechenbar empfinden - Innovation bringt Thomas Finn nicht. Muss er aber auch gar nicht.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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