Buch-Cover, Andrzej Sapkowski: Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Originaltitel: Krew elfów [POL]
Serie: Geralt-Saga (#3)
Übersetzer: Erik Simon
Genre: Fantasy
Verlag: dtv
Seiten: 380
Erschienen: 10/2008 (Original: 1994)
ISBN: 978-3-423-24700-9
Preis: 24,90 Euro (Softcover)
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Wertung: 5/5 Grimoires; 9/10 Punkte, Sehr gut

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Die Ruinen Cintras stehen noch immer, nunmehr besetzt von den Nilfgaardern, die in einem gespannten Frieden an den Grenzen der übrigen Reiche verharren. Es geht das Gerücht um, Cirella, die Enkelin Calantes, der Löwin von Cintra, habe den Angriff überlebt. Ebenso viele Gerüchte besagen jedoch, sie sei in der Schlacht oder auf der Flucht umgekommen.

Das erste Gerücht ist jedoch wahr: Ciri befindet sich beim Hexer Geralt, der sie schließlich zu sich genommen hat und damit der Vorherbestimmung nachgibt, die er selbst einst in Gang gesetzt hat. Ciri wird nunmehr zur Hexerin ausgebildet - wenn nichts anderes, so kann dies zumindest ihre Überlebenschancen verbessern. Doch wie zu erwarten ist dies nicht unproblematisch: Jemand scheint großes Interesse am Ableben Ciris zu haben und schon bald finden sich jene, die Geralt kennen, mit Fragen konfrontiert.

Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.

Erster Hexer-Roman

Der dritte "Roman" der Hexer-Reihe gibt sich nun erstmals als Roman aus - und das hat seine Gründe. Die vorigen Romane liefen unter Episodenroman. Sie bestanden aus Kurzgeschichten die auch an anderer Stelle veröffentlicht wurden und nur lose zusammenhingen; zusammen schufen sie dennoch einen kontinuierlichen Handlungsbogen. Am besten fängt man bei diesem Roman also an, auf die Unterschiede zu sehen.

Romane und Kurzgeschichten

Sapkowski hat den Kurzgeschichtenmodus nicht gänzlich abgestreift. Zwar gibt es nunmehr nur nummerierte Kapitel ohne Untertitel, doch sind diese jeweils sehr lang und beinhalten eine halb-abgeschlossenen Handlung, die meist auch in (Fortsetzungs-) Kurzgeschichte erscheinen könnte. Allerdings sind diese Geschichten weitaus direktere Fortsetzungen einer übergreifenden Handlung als es die vorigen Hexer-Bücher boten.

Auch in der Art der Handlung gibt es mehrere einschneidende Unterschiede. Bisher war es Geralt der im Zentrum stand und sich in jeder Episode mit dem einen oder anderen magischen Wesen auseinandersetzte. In diesem Roman jedoch kann man argumentieren, dass Geralt beinahe zu einer Randfigur wird. Die Handlung legt sich doch deutlich stärker auf mehrere verschiedene Figuren. Insbesondere wird dies im letzten Kapitel deutlich, das vollends auf Ciri fokussiert.

Alte Bekannte

Mit von der Partie sind auch andere Bekannte, etwa Rittersporn, Yennefer oder Triss Goldilock. Selbst Figuren, die nur in einer Kurzgeschichte auftauchten, erscheinen erneut und auch die Vergangenheit wird in Erinnerung gerufen. All dies verursacht einerseits ein etwas anderes Gefühl als bei den vorhergehenden Geschichten. Dennoch fühlt man sich mit den Figuren und Ereignissen vertraut.

Politischer Konflikt

Einige werden vermutlich direkte Auseinandersetzungen vermissen. Statt zu Begegnungen mit einzelnen Monstern kommt es nur zu einer großen Konfrontation mit Nilfgaard. Dieser Konflikt ist im wesentlichen politisch, ein Krieg noch nicht wirklich ausgebrochen. Zwar kommt es natürlich zu einem Showdown" (interessanterweise nicht am Ende des Buches), aber dieser bildet nur den Auftakt für den folgenden Roman.

Wenn dies ein erster Band wäre, so könnte man zynisch sagen, dass auch Sapkowski nun von Prologitis erwischt worden ist. Ein weiteres Element mag man vermissen: die Anspielungen auf H.C. Andersen und andere Märchen sind verschwunden. Was bleibt ohne diese Elemente? Eine düstere Welt am Rande des Krieges, die umso mehr an unsere erinnert da "Märchen" verschwinden und die Ortsnamen sehr stark auf unsere Welt referieren, wie etwa "Oxenfurt" (Oxford).

Diesmal gibt es jedoch keinen Konflikt mit "natürlichen" oder magischen Wesen sondern zwischen den Völkern und Rassen der "Zivilisation". Dieses Thema ist weder aufgesetzt noch neu, hat sich in verschiedenen Geschichten schon angedeutet. Der Krieg ist auch noch nicht ausgebrochen: es herrscht ein gespannter, drückender Friede. Dies ist der Roman von Ciris Ausbildung und wie Geralt es weiterhin vermeidet, für irgendeine Seite Partei zu ergreifen ohne zu merken dass er es längst getan hat: für Ciri.

Perspektivwechsel - Informationsdefizit

Die Wechsel zwischen verschiedenen Personen bringen mitunter verunsichernde Effekte. Was soll der Leser davon halten, wenn plötzlich eine Zauberin, die er als tot kennt, daherreitet? Sind wir in der Vergangenheit? Doch dann wird sie als "Vierzehnte vom Hügel" angesprochen - Wiederbelebung? Auch an anderer Stelle ist zeitweilig unklar, was genau passierte und wie die Chronologie zusammenhängt. Die wird jedoch stets logisch aufgeklärt und verursacht somit nur zeitweilig Verwirrung.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Das Erbe der Elfen ein deutlich anderes Lesegefühl bietet als die Kurzgeschichten, allein schon wegen der Länge und der zusammenhängenderen Handlung. Die Stimmung ist drückend und düster aber es fehlt ihr in weiten Teilen an der Entspannung, die der Endkampf in den Kurzgeschichten mit sich brachte - was ein erwünschter Effekt sein dürfte, der auf die größere Konfrontation in Folgebänden vorbereitet.

Fans des Hexers können hier nach wie vor zugreifen, sollten sich aber darauf einstellen, NICHT genau das gleiche zu bekommen wie zuvor. Genossen habe ich die Lektüre trotzdem und die Box in der das Buch präsentiert wird macht einen Kauf noch einmal reizvoller - auch zwei Postkarten mit dem Helm dieses Romans und dem Amulett Geralts sind enthalten. In jedem Fall ist es Sapkowski gelungen, mich auch auf das weitere Schicksals Ciris, Geralts, Yennefers, Rittersporns und all der anderen Hexer, Zauberer und Troubadoure neugierig zu machen.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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