Das Imperium der Drachen
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Bald ist es soweit: Gurundir, der Leichenstern, ist der Welt so nah wie nie zuvor und schon sammeln sich die bösen Mächte Chatundras. Zwar sind sie untereinander nicht das, was man einig nennt, doch haben sie ein gemeinsames Ziel: den doppelten Thron stürzen und das Land für sich selbst gewinnen.
Eine Prophezeiung kommt den Menschen und Drachen zur Hilfe: drei Auserwählte sollen das nötige vollbringen um das Unheil abzuwenden. Doch ihre Aufgabe ist ein Rätsel und selbst in verrätselter Form klingt es nicht wie etwas, das jemand freiwillig tut...
Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.
"Das Imperium der Drachen" - und ich spreche hier in Unkenntnis der Vorromane - ist für einen Einstieg durchaus geeignet. Lesern der ersten Teile wird die Welt bekannt sein, aber ein Einstieg ist problemlos möglich, insbesondere da die Handlung mit drei neuen Charakteren beginnt. Leider jedoch auch weil die Handlung absolut geradlinig ist, ohne jegliche Schnörkel und selbst ohne Komplexität. Die gesamte Geschichte ist vorhersehbar, jedoch können der gute Stil der Autorin und interessante Beschreibungen einiges retten.
Was ist das Problem des Romans? Simpel gesagt: die Eröffnung. "Drei werden kommen, das Reich zu retten" - und drei kommen und retten das Reich. Das ist ja nun nichts, was man nicht erwartet, aber in diesem Roman läuft es schlicht und ergreifend in schnellen Stationen ab: Auserwählte angekündigt, Auserwählte gefunden, Auserwählte erfahren von Aufgabe, Auserwählte lösen einen Schritt nach dem anderen und erhalten dabei Unterstützung von uralten Drachen und anderen übermächtigen Wesen. Ja sicher, Todesgefahren und so weiter - sie müssen nackt durch einen Lavasee gehen - aber hier helfen dann die Götter. Denn aus eigener Kraft ist dies natürlich unmöglich – und zwar gänzlich unmöglich. Die eigenen Kräfte setzen die "Helden" nicht wirklich ein. Wenn aber die Götter alles möglich machen, wo bleibt dann die Gefahr? Selbst vereinzelte Kampfszenen bringen keine übermäßige Spannung in die Handlung. Auch die angedeutete Dreiecksbeziehung zwischen den "Helden" bricht nie vollends durch. Das ganze Unternehmen wirkt nicht wie eine heldenhafte, schwer zu erfüllende Queste sondern wie ein Auftrag, den man mal eben bekommt und erledigt.
Auf sprachlicher Ebene ging es mir fürchterlich auf die Nerven dass es mit einem Mal eine "Mondin" gibt, für die es in diesem Roman keinen guten Grund gibt. Im Deutschen ist der Mond nun einmal männlich, basta. Insgesamt gelingt Julia Conrad jedoch die Zeichnung einer durchaus ansprechenden Welt voller Ruinen, Drachen und Menschen. Die Beschreibungen und angedeuteten Hintergründe sind interessant und regen weiter zum Lesen an: Wesen und Orte werden gleichermaßen lebendig. Das Problem dabei ist, wie erwähnt, dass all diese interessanten Wesen extrem mächtig sind und jederzeit Unterstützung gewähren um die Alles-Wird-Gut Prophezeiung zu erfüllen. Die Helden kommen nie wirklich in eine Bedrouille. "Kismet", mag man sagen, Schicksal: alles ist sich zu fügen prophezeit und alles fügt sich. Wirklich schade, da hätte einiges mehr draus werden können. Insgesamt bleibt das Ende - ein ziemlicher Tiefpunkt - recht symptomatisch: das letzte Rätsel wird gelöst, man sucht eine "Gottperson" auf und das Problem ist gelöst - Feuerwerk, Kuchen und Parade für alle. Oh, und die zwischenmenschlichen Probleme - nie wirklich ein größeres Problem - löst man auch gleich mit. Vor diesem generellen Problem der Vorhersehbarkeit und des Selbst-Lösens kann man die Leistung hoch anrechnen, den Roman trotzdem interessant zu halten - allein durch Atomsphäre; ich las ihn trotz allem an drei Tagen weg, was einigermaßen zügig ist. A propros mächtige Wesen... die Drachen, denen doch eigentlich die Hauptrolle gebühren sollte (zumindest ich erwarte das von den Titelgeschöpfen), nehmen vielmehr Statistenrollen ein. Im Zentrum stehen Menschen, etwas lax ausgedrückt: mit sprechenden, intelligenten und kampfstarken Reittieren und Helfern. Graham Edwards hat da mit "Der Basilisk" und den Nachfolgern eine weitaus drachischere Serie hingelegt.
"Das Imperium der Drachen" bietet insgesamt sehr leichte und lockere, sehr vorhersehbare Unterhaltung die bei Problemen weder miträtseln lässt noch die Queste der Helden wirklich schwer gestaltet. Der Roman krankt an zu vielen zu mächtigen Helfern und somit fehlt es ihm an Spannung: die Helden werden nie wirklich zum äußersten gefordert; das Gelingen ist vorherbestimmt. Dennoch muss man hervorheben, dass die Welt nicht uninteressant ist und dass der Stil sehr gut lesbar ist. Die Stärke des Romans liegt ganz klar bei den Beschreibungen der verschiedenen Wesen.
Ach so: und die krampfhafte Anlehnung an Tolkien auf dem Rückentext? Vergesst sie - totaler Blödsinn. Auch wenn es in Mittelerde Drachen gab, so hat Conrads Werk doch nicht das Geringste mit Tolkien zu tun.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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Lesermeinungen:
Name: Gast | Bewertung: (5) | Datum: 17.09.2008 12:20:11 |
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