Dominic Deegan - Oracle for Hire
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Dominic Deegan ist ein Seher. Was zunächst relativ cool klingt ist tatsächlich eher deprimierend, wenn man die Fragen von Dominics Kundschaft betrachtet. Zum Glück gelingt es ihm schließlich, diese loszuwerden - wobei er sich mehr als einmal nach der vergleichbaren Ruhe zurücksehnen dürfte, die dieser Beruf mit sich brachte. Denn was ihm nun bevorsteht ist geradezu unvorhersehbar (nunja... sofern man eben kein Seher ist): ein Chaos-Kult und ein Dämonenlord, alte Wunden, ein Krieg in der Hölle... und Anwälte!
"Dominic Deegan - Oracle for Hire" ist ein Webcomic (auf englisch), der auch gedruckt erschienen ist. Diese Rezension betrifft jedoch nur den Webcomic (bis September 2008). In der Natur dieses Mediums liegt es, dass der Inhalt kein eigentliches Ende hat - zumindest solange der Comic weitergeführt wird. Auch ist es typisch, dass es verschiedene Plots gibt, die alle mehr oder weniger abgeschlossen werden und später in Teilen wieder auftauchen. So ist es auch bei Dominic Deegan und einige der größeren Plots habe ich oben erwähnt.
Was jedoch macht die Serie plotübergreifend aus? Die Charaktere sind teilweise skurril und legen es oft auf Wortspielereien an. Dies ist nicht nur für den Leser ersichtlich sondern deutlich auch für andere Figuren – meist sehr zu deren Leidwesen, denn die Wortspiele sind nicht unbedingt elaboriert. Auch mit mittelmäßigen Englischkenntnissen sollte ein Erkennen ohne Probleme möglich sein – zumal der Autor sie oft fett hervorhebt, was eine durchaus diskutable Praxis ist.
Einige Archetypen erkennt man in den Charakteren wieder, jedoch mit leichten Variationen: Dominic ist theoretisch der weise Held der die Lösung sieht und verfolgt - wenn er nicht generell eher pessimistisch veranlagt wäre. (Die Gründe hierfür offenbaren sich dem Leser recht schnell.) Sein Bruder Gregory könnte diese Lücke füllen, benutzt er doch weiße Magie. Aber auch er ist unpassend: verkrüppelt und mit einer sorgefreien Alles-ist-oder-wird-gut Mentalität. Der dritte Bruder im Bunde... nun, reden wir nicht von Nekromanten. Die Familie Deegan wird komplettiert durch Erzmagierin Miranda, die Mutter der drei, und Donovan, einem Barden ("Nur echte Männer tragen pink!"). Hinzurechnen sollte man vermutlich auch Luna, Dominics Freundin respektive Verlobte.
Die Liebesbeziehung dieser beiden beginnt erst nach einigen Comics und entwickelt sich stets weiter. Zu den zentralen wiederkehrenden Charakteren zählen unter anderem Lady Jayden, eine Priesterin, Rachel Hart, einzigartige... Kraftsportlerin, Lord Siegfried, Ritter, Szark Sturtz, Schwertmeister, Bumper und Stunt, erfolglose Diebe, und Dominics Katze Spark, Fischliebhaber. Zusammen mit Schurken, die für eine bestimmte Zeit auftauchen erben sich "interessante" Situationen, bei denen oft das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht aber ebenso oft pure Situationskomik vorherrscht. Teilweise vermischen sich die beiden Spielarten der Erzählung, insbesondere innerhalb der Wortspielereien. Durch die gesamten bisherigen Handlungsstränge ist alles zu finden von Tragödie bis hin zu großer Liebe – bisweilen auch leicht schnulzig. In der weiten Handlung kommt es auch zu einigen einschneidenden Veränderungen für einige Charaktere bis hin zu kompletten Seitenwechseln, die nicht einfach nur so stattfinden sondern stets gut begründet und nachvollziehbar sind; das zunächst recht eindeutig scheinende gut/böse richtig/falsch Bild lockert sich in Teilen.
Spannung wird in den meisten Teilen aufrechterhalten, sofern angebracht: In einigen, entspannten Situationen herrscht einfach humoristisches Geplänkel vor und bietet dadurch eine lockere Entspannung auch der Erzählung. Einige der "epischen" Teile vermochten es jedoch nicht, mich durchgehend interessiert zu halten. Hier offenbart sich wieder einer der Nachteile von Webcomics: Kampfszenen sind u.U. gezeichnet notwendig, bieten aber kaum Lesestoff und sind oft das einzige Update an einem Tag. Bisweilen nahmen derartige Updates überhand. Dennoch überwiegt das positive Bild deutlich.
Dominic Deegan ist weitestgehend in schwarz-weiß gehalten, mit einem gelegentlich auftauchenden Farbbild. (Persönlich gefällt mir das schwarz-weiß besser. Nennt mich altmodisch.) Die Bildgestaltung ist weitestgehend archetypisch-minimalistisch, gelegentlich mit Anspielung auf bestimmte andere Comic-Richtungen, die sich auch mit der entsprechenden Handlung deckt.
Ich fand den Comic eines Tages und stellte später fest, dass es nicht mehr 23h ist sondern vielmehr 3h. Die Handlung hatte mich einfach ergriffen und an den nächsten beiden Tagen wurden die restlichen Strips verschlungen - was bei bisher mehr als 1000 nicht unbedingt schnell ging. Dominics realistischer Pessimismus und seine mit Optimisten gefüllte Umgebung, der Wechsel zwischen Welt bedrohenden Plots und Privathandlung sowie mittleren Plots und Wortspielereien macht für mich den Reiz aus. Insbesondere die Wortspiele ziehen mich hierbei an: sie sind zwar oft mehr als lahm aber die Reaktion der anderen Charaktere schafft es immer wieder, sie dennoch ins Lustige hineinzureißen. Die gnadenlosen Übertreibungen in Richtung Superman, Pirat, "Katzen-Tpyizität" und dergleichen bringen weitere humoristische Erleichterung zu den eher actionreichen Episoden.
Dominic Deegan ist eine echte Empfehlung für alle, die keine durchgehend epischen Plots benötigen und Humor und Wortspielereien auch in Extremsituationen mögen. Ich jedenfalls habe es fest in meinen Bookmarks verankert.
Zu bemerken ist noch, dass sich die Zeichenkunst nach einigen Strips deutlich verbessert.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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