Das Schicksal der Zwerge
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Mehr als zweihundert Zyklen sind vergangen, seit Tungdil Goldhand das Geborgene Land von den Schrecken aus der Schwarzen Schlucht befreite und selbst in jener verschwand. Seitdem schützt ein magischer Schirm vor Übergriffen der dortigen Monstren.
Eines Tages jedoch beginnt der Schirm zu flackern. Zwar gelingt es den Verteidigern der nahen Festung Übeldamm, das ihn durchdringende Monster zu erledigen, doch der Schirm kann jederzeit dauerhaft zusammenbrechen - morgen so gut wie in einer Dekade. Bald kommt es zu diesem Zusammenbruch und ein Heer der Unholde steht vor der Festung Übeldamm.
Zu aller Überraschung tritt jedoch ein Zwerg hervor und attackiert eben jenes Heer, gibt sich als Tungdil Goldhand aus. Zwar wird der Held der Vergangenheit gefeiert, aber ist er es wirklich? Denn was macht er in einer Rüstung aus schwarzem Tionium, die zu dem mit albischen Runen verziert ist? Sicher, der Gelehrte hat sich in vielen hundert Jahren voll Kampf und Krieg verständlicherweise verändert - aber ist es überhaupt der Gelehrte, oder ist es nicht vielmehr irgendein Wesen, das nur seine Gestalt angenommen hat? Für Boindil gibt es keine Zweifel, dass es tatsächlich sein lang vermisster Freund ist, doch selbst er ist über manche Veränderung schockiert. Dennoch brechen die beiden schließlich auf, um das Geborgene Land zu retten. Denn geborgen ist hier nicht mehr viel: ein Drache, ein Kordrion, ein machtbesessener Lot-Ionan sowie die Zwerge vom Stamm der Dritten und zwei verschiedene Arten Alben haben das Land besetzt und warten auf eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen, während die Bevölkerung in Unterdrückung ausharrt. Eben diese Möglichkeit will Tungdil ihnen bieten. Aber wozu: um dem Land Frieden zu bringen, oder um ganz eigene Pläne zu verfolgen...?
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Mit der Rückkehr von Tungdil nimmt der abschließende Band der von Heitz' Zwergen eine sehr düstere Note an: nicht mehr sind es die Albae sondern die Zwerge selbst, in denen die Finsternis vorherrscht, wenngleich weniger brutal. Die ausbreitende Finsternis innerhalb der Reihe der "Guten" wurde schon im Vorgänger angedeutet und nimmt nun deutliche Formen an. Insgesamt verschwimmt somit die Grenze zwischen gut und böse, Licht und Dunkel. Ist Tungdil böse? Ist es der Albenkaiser? Sind es die anderen, die ihren Überzeugungen folgen? Und ist Heldenmut und Aufbegehren dem nur der Tod folgen kann besser als sich dem 'Bösen' preiszugeben um zurückzuschlagen sobald dies möglich ist? Ist es vielleicht nötig, grausam zu sein, weil so einige geschützt werden können und alles andere letztlich noch mehr Vernichtung bedeuten würde? Diese Themen werden im "Schicksal der Zwerge" allesamt angeschnitten, philosophisch jedoch nicht vertieft. Humor lockert diese eher bedrückende Stimmung auf, durch kurze Kommentare der Charakter oder sonstige Situationskomik. Dieser Humor bleibt jedoch stumpf und heitert die eher bedrückte Stimmung nie dauerhaft auf: der Zweifel am Helden und an den Plänen aller anderen übertönt alles.
Man mag fragen: "Ist dies ein Zwergen-Roman? Ein Sequel, das zudem noch 250 Jahre später spielt?" Ja, es ist einer, soweit er es sein kann. Natürlich hat sich das Land verändert. Die Menschen der vorigen Romane sind verstorben; für die Zwerge ist ein solches Alter ja kein großes Problem, und auch nicht für Elben, Albae oder Magi. Während sich die politische Karte deutlich verändert hat schafft Heitz es jedoch Vertrautheit zu schaffen und diese auch mit dem längerfristigen komischen Element des zweiten Plots zu verbinden: Rodario. Nicht der ursprüngliche, sondern Rodario der Siebte, einer der "Rodario-Nachfahren", der von Panne zu Panne stolpert aber letztlich ganz im Stile des Originals tatkräftig mithilft - oder es versucht - und auch in Frauendingen nicht gänzlich absteht.
Bei all dem schafft es Heitz einen starken Spannungsbogen zu ziehen. Die Kapitel sind vergleichsweise lang, lassen aber immer eine Entspannung zu und vermeiden Cliffhanger - gut, ich habe die 600 Seiten trotzdem an zwei Tagen gelesen. Die Geschichte zieht sich schnell fort und trotzdem sich einzelne Probleme oft recht abrupt und unerwartet lösen, wirkte es nie abgehackt sondern sogar überzeugend. Schwachstelle des Romans war für mich die geteilte Handlung: die Plotstücke in Übeldamm (kaum Wert, als ganzer Nebenplot bezeichnet zu werden) konnten mich einfach nicht sonderlich fesseln und hatten zuletzt keine echte Relevanz - dort klärte sich alles von selbst bis zur Entscheidungsschlacht, könnte man zusammenfassen. Sicher gab es dort Ereignisse und diese mussten irgendwie erwähnt werden (sonst hätte vermutlich ich selbst gefragt, was denn dort los war), aber im Vergleich zur übrigen Handlung herrschte hier deutlich weniger Spannung. Und dann ist da noch das Ende. Ja... einerseits ist es sicher ein abschließendes, wie der Autor selbst betont (der sich nun den Albae zuwenden will), aber dennoch nicht ganz: vermutlich kann man bei den Albae ein oder zwei der bekannten Protagonisten wiederfinden.
Insgesamt kann man das "Schicksal der Zwerge" nicht als nachgeschmissenen Roman einer guten Serie sehen, der zu wünschen überlässt. Das Lesen macht erneut Spaß; die Welt hat sich verändert aber schafft dennoch Anknüpfungen an altbekanntes. All jene, die Tungdils Schicksal erfahren wollen können daher beherzt zugreifen.
Nur: Der Witz mit dem Ork, der den Zwerg nach dem Weg fragt wird immer noch nicht erzählt...
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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