Der letzte Wunsch
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"Später hieß es, der Mann sei aus dem Norden, vom Seilertor her gekommen[...]" Jener Mann ist Geralt von Rivia und bei seinem ersten Auftritt schon bald von einigen Leichen übergeben ist. Einer echten Anklage entkommt er dennoch, denn er ist Hexer: ein Mensch, der mittels Magie, Kräutern und magischer Tränke in mancherlei Hinsicht verbessert ist - Katzenaugen, erstaunliche Reflexe, überragende Waffenkunst. Sein Können setzt er ein, um die Menschen vor den Bedrohungen der Natur zu bewahren, vor jenen Kreaturen, die lediglich auf Mord und Totschlag aus sind - nicht vor den gewöhnlichen Tieren, die lediglich instinktiv jagen, sondern vor magischen Scheusalen die aus grausigem Spaß morden und ähnlichem. Sein erster Auftrag ist jedoch schon ungewöhnlich: die Striege, die ihr vampirartiges Unwesen treibt soll nicht getötet werden, sondern entzaubert, denn sie ist die Tochter des Fürsten...
In seinen weiteren Abenteuern bekommt es der mit manch anderer Seltsamkeit zu tun: einem zum Tier verzauberten Menschen, ein Magier der in einen tödlichen Streit gerät, ein Satyrwesen und Elfen am Rande der Welt, politische Intrigen - und einen Dschinn, der nicht nur drei Wünsche bereithält sondern außerdem ein ungeheures Zerstörungspotential, das er liebend gern gegen den Hexe und alle in seiner Umgebung einsetzt. Doch dabei sind die Dinge nicht immer so moralisch klar, wie die Menschen glauben.
Das Buch erhält 9 von 10 Punkten.
Kurzgeschichten mit losem Zusammenhang
Ich las diesen ersten Teil der Hexer-Saga nachdem ich den zweiten Teil las. Dies ist einfach möglich - und verdirbt auch keinerlei Spannung - da es sich in beiden Fällen um Episodenromane handelt, Sammlungen von Kurzgeschichten, die nur locker miteinander verwoben sind. Zwischen dem ersten und dem zweiten Teil gibt es neben den Charakteren einen größeren Zusammenhang durch die Geschichte Eine Frage des Preises, aber gleich in welcher Reihenfolge gelesen verliert sich keinerlei Spannung oder entsteht Unverständlichkeit.
Sind es im Schwert der Vorsehung lediglich Kurzgeschichten, so gibt es im Letzten Wunsch eine Rahmenhandlung: Nach der ersten Geschichte zieht Geralt sich in ein Sankturaium zurück und berichtet von oder erinnert sich an die Begebenheiten der anderen Geschichten bis er zuletzt weiterzieht.
Menschen sind nicht gut
Markant für die Hexer-Reihe sind vor allem zwei Dinge:
1) Die Sicht der Menschen ist beileibe nicht die Gute und die Monster sind nicht einfach die Bösen. Diese deutlichen Polarisierungen gibt es zwar bisweilen - z.B. ist die Striege in diesem Zustand eindeutig 'böse' - aber eher selten - selbige Striege ist eben verzaubert. Viel öfter sind es instinktgeleitete Tiere oder Wesen, deren Existenz die Menschen selbst zu verantworten haben (letztlich ja auch genannte Striege – irgendwer musste sie schließlich verzaubern) oder die von diesen verdrängt wurden und somit eine gewisse Berechtigung haben, wütend zu sein.
Märchenmotive mit Twist
2) Die Welt Sapkowskis ist von bekannten Märchenmotiven durchsetzt, vor allem der Brüder Grimm und H.C. Andersenses aber auch von 1001 Nacht: Die Schöne und das Biest, die drei Wünsche eines Dschinni, Verzauberte Menschen, die nur durch Wahre Liebe erlöst werden, Vorherbestimmung und das Versprechen von dem, was einem zu Hause begegnet und was man nicht erwartete... All diese Motive sind variiert, auf eine zumeist sehr gefährliche Art. Der klassische Märchen-Dschinn erfüllt drei Wünsche und ist dienerhaft (spätestens seit Disney’s Aladin-Film) - der Dschinn Sapkowskis hingegen ist schlichtweg gefährlich.
Moderner Mensch und mythisches Umfeld
Ausgespielt werden auch die Wechselwirkungen zwischen der Welt aller Legenden, Mythen, Sagen und deren Wesen sowie der "moderner" werdenden Menschen, sofern man eine Gesellschaft mit Schwertern und Alchemie modern nennen will. Diese Wechselwirkung findet sich jedoch stärker im zweiten Teil.
Immer dabei: Humor
Trotz einem düsteren Unterton findet sich auch hier immer wieder entschärfender Humor in Form von Situationskomik oder bisweilen auch die variierten Märchenmotive.
Schlichtweg zum Prusten gebracht hat mich jedoch nicht der Titelgebende "letzte Wunsch" sondern der erste, welcher der vermutlich perfideste Wunsch ist, den je ein Dschinn zu erfüllen gezwungen war: ein echtes Glanzstück, das ich hier nicht verrate und das allein meiner Meinung nach das Buch wert ist. Ja, ich habe gelacht, äußerst herzhaft, und das obwohl ich eigentlich einschlafen wollte - noch jetzt grinse und kichere ich bei den Gedanken.
Ein Muss für jeden
Wie ich bereits beim zweiten Teil schrieb, bin ich der Ansicht, dass jeder zumindest einen Blick in Sapkowski werfen sollte, mindestens unten verlinkte Leseprobe. Durch die Natur des Episodenromans sind alle Geschichten einzeln genießbar und finden sich auch verteilt in diversen Anthologien wieder. (Die Zusammenstellung der deutschen Romane unterscheidet sich von dem Inhalt der polnischen Originale.) Von daher mag ein Blick durch einige der immer wieder erscheinenden Fantasy-Anthologien durchaus auch einen Blick auf Sapkowski gestatten. Seine Geschichten sind immer ähnlich, allesamt hochwertig aber natürlich mit geringen Schwankungen - persönlich gefallen mir die Geschichten des zweiten Teils deutlich besser; im ersten ist Sapkwoski zumeist konfliktorientierter. Aber auch dieser erste Teil bleibt sehr gut.
Beinhaltet Kurzgeschichten
- Die Stimme der Vernunft [1-7, Rahmenhandlung]
- Der Hexer
- Ein Körnchen Wahrheit
- Das kleinere Übel
- Eine Frage des Preises
- Der Rand der Welt
- Der letzte Wunsch
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Leseprobe
Es gibt eine oder mehrere Leseprobe(n) zu diesem Buch:Der letzte Wunsch - Leseprobe (extern)
Der letzte Wunsch, Ein Körnchen Wahrheit S. 1-9 (extern)
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