Der Winterschmied
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Tiffany Aching, Hexe in Ausbildung, hat ein ernsthaftes Problem. Beim "Dunklen Morris" nahm sie am Tanz teil und erregte damit die Aufmerksamkeit des Winterschmieds. Es ist ja nicht so, dass Schneeflocken mit dem eigenen Gesicht, Eisrosen und dergleichen nicht irgendwie schon schmeichelhaft sind... aber vor allem ist es erschreckend, wenn Eisberge mit der eigenen Gestalt über den Ozean wandern. Nicht zu vergessen natürlich der ewige Winter, der droht, seitdem die Sommerlady verschwunden ist und ihre Kräfte langsam auf Tiffany übergehen - eine Tiffany, die im Gegensatz zu der Göttin überaus erreichbar ist für den Winterschmied.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Mit "Wintersmith" (Winterschmied) liefert Pratchett einen Roman der mich eher enttäuscht. Das soll nicht falsch verstanden werden: es ist immer noch ein verhältnismäßig guter Roman, nur eben nicht wenn man Pratchett selbst als Messlatte anlegt.
Pratchett verfolgt hier die für die Hexen typische Linie: Dinge geschehen und werden getan, weil sie getan werden müssen. Magie wird nicht eingesetzt, da dies keine Probleme löst und dergleichen mehr. Tiffany in der "alten Wetterwachs Schule" wird hier direkt mit den "modernen Hexen" kontrastiert. Neben diesem Seitenzweig des Romans spielt der Hauptstrang mit Mythologie (z.B. Persephone, Orpheus) und eben jenen uralten Riten, die einfach zu geschehen haben weil es (in unserer Welt) eben so ist und richtig ist. Auf der Scheibenwelt, so weiss man inzwischen, sind diese Dinge WIRKLICH wichtig, denn ohne den Schneevater geht die Sonne nicht auf; ohne den Tanz können sich die Jahreszeiten nicht abwechseln. Dies sind Geschichten und mittels Geschichten funktioniert die Scheibenwelt. (Und mindestens teilweise auch unsere.) Mittels Geschichten arbeiten die Hexen, erschaffen Mythen von sich selbst - und es funktioniert. Unterstützt werden diese zwei größeren Stränge - Entwicklungsroman der jungen Hexen und Auseinandersetzung mit dem Winterschmied - durch einige kleinere, die auch Protagonisten aus anderen Romanen wieder auftauchen lassen, unter anderem Nanny Ogg, Roland, und die Wee Free Men.
Dies ist alles nichts Neues von Pratchett und das ist auch die Schwäche des Romans: Pratchett reitet auf seinen Topoi herum, oft zu lange und zu oft. Es wird nur altes in Form einer neuen Geschichte geboten, die wenig Glanzlichter hat. Es wird schlichtweg zu oft "erklärt" und auf Punkten herumgeritten, die jeder Leser - zumindest jene, die mehr von der Scheibenwelt gelesen haben - schon bald verstanden hat. Diese Stellen sind einfach nervig, auch wenn im gesamten Verlauf einige gute Ideen und Darstellungen verwendet werden wie etwa Miss Treasons großer Tag, der mit einer brillanten Inszenierung des "Letzten Vorhang"s endet.
Ich mochte die Pictsies, die hier kaum mehr als eine Statistenrolle einnehmen. Ich mag die Ideen der Narratologie-Basiertheit und der Mythen sowie die Intertextualität, aber Pratchett gelingt es hier nicht, mich wie bei einigen anderen Büchern zu fesseln. Dies bleibt daher ein eher mittelmäßiger Roman aus seiner Feder.
Gelesen wurde die englische Originalausgabe ISBN 978-0-552-55370-4. Namen habe ich im obigen oft beibehalten – eine „Miss Treason“ geht ja noch als echter Nachname durch, aber „Verrat“? Also bitte!
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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