Tharador
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In Surdan stehen alle Anzeichen auf Krieg. In dieser Situation beschließt der Gardehauptmann Tharador, zu desertieren – nicht aus Eigennutz oder Feigheit, sonder da ihn irgend etwas nach Norden zieht, in die Todfelsen. Begleitet wird er dabei von seinem Freund Quirdan. Bald schon wird Surdan tatsächlich von Orks überrannt. Tharador und Quirdan machen hingegen - zusammen mit einem Zwerg - eine erschreckende Entdeckung: Xandor, ein Magier, hat die Stadt offenbar verraten. Und das ist noch nicht das Ende seiner Ziele. Vor dem sicheren Tod gerettet erfährt Tharador, dass der Magier ein Buch sucht; ein Buch, dass ihm vollkommene Macht geben würde und das aus eben jenem Grund vor langer Zeit versteckt wurde. Tharadors Schicksal ist mit jenem Buch verbunden, denn er ist der Sohn Throndimars, eines Kriegers, der von den Göttern zum Engel erhoben wurde. Doch Tharador ist sich ob seines Schicksals ungewiss. Kann er diese große Aufgabe wirklich erfüllen?
Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.
"Tharador" greift die klassische "Sword and Sorcery" Variante der Fantasy auf und hat wenig Neues beizusteuern. Einflüsse lassen sich deutlich erkennen: zwar gibt es keine Vielzahl an Völkern, aber dennoch "muss" es Mensch, Elf und Zwerg sein, die letztlich in einer Gruppe zusammenarbeiten und natürlich ist einer von ihnen der Auserwählte, der alles zu richten hat. Der Gegenstand ultimativer Macht ist klar und auch die Rolle des absoluten Bösen ist eindeutig verteilt. Die Hintergründe der einzelnen Figuren bleiben dabei verhältnismäßig vage. Über die Vergangenheit erfährt man so gut wie nichts und so bleiben die Hauptfiguren Schablonen, die sich mit Aussagen wie "melancholisch, des Lebens überdrüssig" oder "Königssohn, Berserkerzwerg" erschöpfen. Varianz zu den üblichsten Klischees der Fantasy findet sich in einigen Rassen: Gnome sind hier böse, korrumpierte Zwerge - Anklänge an Tolkiens Orks als korrumpierte Elben? Orks sind nicht wirklich böse als vielmehr einfach eine vertriebene Rasse, die vom Magier benutzt werden - weniger effektiv als dieser es sich erhoffte.
An und für sich könnte "Tharador" ein Roman sein, der die alten Formeln erneut umsetzt und ein handlungsreiches, spannendes, wenn auch nicht philosophisch-tiefes Lesevergnügen liefern. Dies wird jedoch nicht erreicht. Einerseits wird Spannung und Tempo durch das stete Grübeln über Identität herausgenommen, was an sich dem Roman nur eine zusätzliche Dimension verleiht. Schlecht wird dies nur in Verbindung mit dem Erzähler, der sich allzuoft auktorial-erklärend in die Handlung einmischt und die Welt vor dem Leser entfaltet. Dies geschieht unglücklicherweise in sehr direkter Manier und nicht mittels dem Standardrezept "Show, don't tell", so dass bisweilen die Weltbeschreibung die Romanhandlung überdeckt.
Positives soll man jedoch auch hervorheben: Bei dem Einsatz von Katapulten durch Goblins habe ich herzlich gelacht und konnte mir die Gesichter der Stadtgarde lebhaft vorstellen - auch wenn selbst dieser unorthodoxe Einsatz kein neuer Einfall ist. Effektiv war er für die Lachmuskeln, was im restlichen Roman gemieden wird.
Insgesamt leidet der Roman jedoch unter dem Erzähler, der eine größere Welt vermitteln will als die Handlung benötigt. Viele der Elemente werden vermutlich in den weiteren "Chroniken des Paladins" ausgebaut. (So fehlt beispielsweise noch jede Spur eines im Prolog erwähnten Amuletts, das eine Hauch Düsternis auf den späteren Engel wirft.) In diesem ersten Band hindern sie jedoch eher die Entfaltung einer schnellen Handlung - denn für eine langsame, tiefergehende fehlt den Charakteren eben dies: Ruhe und eine tiefre Psychologie als die schablonisierten Archteypen der S&S.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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