Buch-Cover, Marko Pauli: Legend - Hand of God [Hörspiel]

Legend - Hand of God [Hörspiel]

Serie: Die Chroniken von Aris (#1)
Sprecher/Regie: Patricia Nigiani
Genre: Fantasy
Spieldauer (Min): 67
Erschienen: 10/2007 (Original: 2007)
ISBN: N/A
Preis: 14,90 Euro (CD)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 6/10 Punkte, Kann-Lektüre

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Targon, ein Paladin vom Orden der Heiligen Flamme, hat einen wichtigen Auftrag: Er soll die drei Teile der "Hand Gottes" finden. Für einen edlen Helden mit bester Ausbildung ist es natürlich unabdingbar, sich ebenso heldenmütig zu schlagen: Bald schon ist das erste Amulett-Stück - sehr zur Verwunderung des lokalen Bürgermeisters - in der Hand des Reckens. Doch wie so oft kann es nur noch schwerer werden, denn vor dem Helden liegen Orks, Drachen und ein uralter Elfenmagier... und weiterhin das Tor in die Hölle, das zu schließen die Hand Gottes überhaupt gebraucht wird. Zudem hat Targon noch einen unbemerkten Begleiter und selbst im reinsten Licht zeigt sich oft der Keim des Bösen...

Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.

Mit diesem Hörspiel liegt das offizielle Hörspiel zum seit heute (12.10.2007) veröffentlichen Action-Rollenspiel "Legend - Hand of God" (http://www.legend.de) vor. Über die Umsetzung lässt sich im kurzen dreierlei sagen: Die Klangumsetzung ist großartig gelungen und fängt mit dunklen wie auch hellen Tönen die Umgebung einer epischen Fantasy-Welt vollkommen ein. Die Story selbst ist berechenbar, geradlinig und geradezu klischeehaft. Der Erzähler ist hingegen grandios zynisch. Zusammen führt dies leider nur zu einem mittelmäßigen Genuss, da sich der ironisierende Erzähler einfach nicht Konsequent auf die Handlung einlässt.

Nun ausführlicher: Gleich zu Beginn wird dem Hörer eine epische Welt vorgestellt in der Helden echte Helden sind, der Ruhm mit der Waffe gewonnen wird und dergleichen mehr. Das Programm epischer Fantasy - oder von Sword & Sorcery - ist somit also klar gesetzt. Die musikalische Untermalung setzt bereits hier voluminös an und kann dies im gesamten Verlauf beibehalten. Dies gilt sowohl für die Hintergrundmusik, die von priesterlichen Sphärenklängen bis hin zu dunkler, bedrohlicher Musik reicht, als auch für die Soundeffekte von Vogelgezwitscher über Höhlen-Echo und Knochengeklapper. In dieser Hinsicht ist also nichts falsch gemacht worden und das 70 Kopf starke Orchester ist absolut spürbar. Gleiches gilt auch für die Stimmen, die alle klar ankommen und nicht von anderen Tönen verschluckt werden und überdies auch zu den Figuren passend sind.

Problematisch wird es im Bereich der Handlung. Wenn man auf den Veröffentlichungskontext als Hörspiel zu einem Action-Rollenspiel schaut, so ist man geneigt zu attestieren, dass dies deutlich spürbar ist. Der Held ist "kein Bauernjunge", wie der Erzähler hervorhebt, sondern ein Paladin. Dieser beginnt, einen Ork zu töten, schlägt sich dann durch Untote auf einem Friedhof, hilft ein paar Zwergen gegen Orks und Drachen und konfrontiert schließlich einen Magier. Dies liest (hört) sich einfach genau wie der übliche Plot eines solchen Rollenspiels an: Geh zu Station 1 und töte die Feinde, hol Teil 1 des Amuletts - dasselbe dann mit den nächsten Stationen. Nun ist es ja nicht so, dass dies in extremer Reduzierung betrachtet bei vielen Fantasy-Plots anders ist. Jedoch wird der Hörer hier direkt in die Situation hineingeworfen und nur von einem Höhepunkt zum nächsten getragen, von einem Endkampf zum nächsten Endkampf. Handlung dazwischen gibt es nicht und – um erneut auf den Spielcharakter zurückzukommen – der Held hangelt sich nur von Handlungsdialog zu Handlungsdialog um denn die für die Queste nötigen Monster mit Werten und Gegenständen niederzumähen. Es gibt eine kurze Vorrede, einen Prolog im Land der Elfen, in dem der dritte Teil der hand gestohlen wird (Warum überhaupt? Der Magier scheint nichts damit anfangen zu können und sie lediglich zu besitzen, damit der Held sie schließlich an sich bringt... einfach abholen war wohl dramatisch einem Kampf unterlegen). Es gibt einen „Zweitprolog“, in dem ein orkischer Schamane als heimlicher Begleiter des Helden "auserwählt" wird. Auch dieser Rahmen hat kaum Relevanz - zumindest in diesem Teil - bis auf dass der Ork eben als Begleiter da ist. Die Szenen schließlich wirken klischeehaft und sind, wie erwähnt, nahezu auf die „dramatischen“ Endkämpfe reduziert. Das typische dazwischen fehlt einfach: der Held rennt hier von Station zu Station und hat nur dort Dialog. Einzelne Dialogszenen wirken übermäßig stilisiert und sind in ihrer Funktion, die Handlung nur möglichst schnell und direkt voranzutreiben, nur allzu klar:

Gleich zu Beginn trifft man Targon bei einer Frau, die ihn beauftragt, ihren Jungen zu suchen. Die die Figur wirkt hier geradezu wie der erste Quest-Geber für den Spieler des Helden - vor meinem Auge entstand das Ausrufezeichen (als Merkmal einer Quest-Figur) über der Dame und die Animation einer wild gestikulierenden und auf die Knie fallenden Frau wollte sich auch nicht mehr lösen... einer Frau die sofort nach Ende des Dialogs wieder still steht und nichts tut, nur auf das Auftauchen des Helden (und den Mausklick) reagiert und natürlich am Ende eine kleine Belohnung übergibt. (Wie kam Targon überhaupt zu dieser Frau, die so ganz allein herumzustehen scheint?) Was hier exemplarisch dargestellt ist, zieht sich weiter durch die Handlung: "NPC"s werden abgeklappert, Feinde zusammengeschlagen. Uneingeschränkt zugestehen muss man, dass die Visualisierung der Ereignisse immer gelingt - für mich jedoch zumeist in Hinblick auf ein Action-Rollenspiel - und diese übermäßige Bindung ist bisweilen hinderlich. Das Geschehen ist auf relativ kurze Zeit zusammengedrückt und auch hierdurch wirken viele Szenen übertrieben. Das Inventar magischer Utensilien umspannt dabei meist altbekanntes, wie auch schon durch die Liste der Feinde zu erahnen, der Plot ist linear, das Ende auch schon vorhersehbar. Weniger wäre vielleicht mehr gewesen und einiges an Zeit besser in die Ausarbeitung einer wirklichen Geschichte gesteckt worden statt lediglich das Grundgerüst einer schnellen Handlung zu verwenden, die ich letzten Endes jedoch nur als „Highlight-Hopping“ empfinden konnte. Aber es gäbe noch eine Alternative!

Was das Hörspiel beinahe noch in die besseren Bereiche reißt ist der Erzähler (geprochen von Martin Sabel, der auch den Part des Hexers/Magiers Kaskaras übernimmt): Jener kommentiert gleich zu Beginn, dass Wahrheit nicht immer so wahr ist, wie es scheint und thematisiert auch eben jene Klischees epischer Heldensagen, von denen diese Erzählung so wimmelt. Dabei ist er zynisch und sarkastisch, spricht er doch beispielsweise davon dass Targon eben nicht klug sein muss sondern nur mutig und kräftig. Eben jene erste Eigenschaft fehlt dem Helden auch vollkommen. Leider jedoch bleibt dieser erzählerische Rahmen zu schwach um die Handlung wirklich metafiktional zu durchdringen. Der Erzähler lenkt die Handlung zwar extrem von einer Station zur nächsten, bleibt aber trotzdem sehr im Hintergrund und seine Kommentare haben eine geringe Reichweite. Sie werden von den Klischees überdeckt statt diese dauerhaft zu beeinflussen. Am Ende bleibt dadurch der Eindruck einer vorhersehbaren, klischeehaften Handlung, die typische Fantasy-Merkmale und die Stationen eines Action-RPG Helden in einzelnen "Spotlights" darstellt. Die tontechnische Untermalung ist zwar gelungen, kann für mich aber nur sekundär zur Handlung sein und der Erzähler, dem dies in seiner besonderen Art möglich gewesen wäre, ist nicht fähig, sie auf eine höhere, selbstreflexive Ebene zu führen, wie der Anfang geradezu hoffen macht. Dies ist schade, denn so bleibt am Ende nur ein mittelmäßiges Hörspiel, das viel Potential besonders in Richtung Metafiktion verschenkt hat. Diese Metafiktion ist Ansatzweise vorhanden und hätte durchaus eine Alternative gegenüber einem „gewöhnlichen“ Hörspiel mit ausgearbeiteten Charakteren geboten.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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