Buch-Cover, Catherine Fisher: Schneewanderer

Schneewanderer

Originaltitel: The Snow-Walker Trilogy [EN]
Übersetzer: Beate Brammertz
Genre: Fantasy
Verlag: Heyne
Seiten: 655
Erschienen: 09/2007 (Original: 2003)
ISBN: 978-3-453-52311-1
Preis: 14,00 Euro (Hardcover)
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Hoch im Norden, jenseits der Berge, leben die Schneewanderer, ein seltsames Volk, das kaum Kontakt mit dem Rest der Welt hat und in einer Welt lebt, deren Kälte niemand sonst erträgt. Eine jener magiebegabten Schneewanderer befindet sich jedoch jenseits der Regenbogenbrücke, die in das Land des Schnees führt: Gudrun. Seit Jahren beeinflusst sie den amtierenden Jarl und dies wenig zu seinen Gunsten oder zum Wohle des Volkes.

Jessa und Thorkil, die Kinder zweier, die sich gegen den Jarl wandten, werden von eben jener Gudrun in die Verbannung geschickt, weit in den Norden nach Thrasirshall. Dort befindet sich auch der Sohn der Hexe um den sich ebenso viele Mysterien ranken wie um seine Mutter. Was hat sie mit der Legende der Seelendiebe zu tun? Und wie kann man ihre Herrschaft beenden; was hat die Prophezeiung zu bedeuten, die ihr Spiegelbild erwähnt? Und ist es einfach damit getan, eine Hexerin fortzujagen?

Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.

"Schneewanderer" ist genau genommen drei Bücher: Was auf Deutsch in einem einzigen Hardcover erscheint, wurde zuvor als Trilogie veröffentlicht. Dies macht die obige Inhaltsangabe ein wenig ungenau, muss doch der Bogen über drei Bücher gespannt werden. Der Gegner ist immer Gudrun mit ihrer Zauberkunst, die manipulierend im Hintergrund steht. Im Gegensatz zu typischer "Sword and Sorcery" Fantasy läuft es hier aber nicht auf finale – oder weniger finale - Kämpfe hinaus. Sicher, es gibt sie, diese Kampfszenen, doch sie weichen in den Hintergrund. Mehr als Eiskristall schleudernde Kampfmagierin ist Gudrun eine manipulierende Graue Eminenz, die ihre Ziele durch Subtilität verfolgt und nicht durch Gewalt.

Das erste Buch berichtet von Gudruns Herrschaft; das zweite von einem ersten Versuch der Rache mittels eines Runengeschöpfes; das dritte schließlich führt in die Legende der Seelendiebe, deren Kräfte Gudrun nutzt um zu ihrer zuvor gescheiterten Rache zu gelangen. Gemein ist allen drei Teilen der nordische Hintergrund. Damit ist nicht nur das schneebedeckte Land gemeint, sondern auch die nordische Mythologie. Die Namen der Orte haben nordischen Anklang und insbesondere in der Figur Karis - Gudruns Sohn - finden sich Andeutungen zu Odin, wobei Gudrun selbst mit der Schlange Jörmungandr assoziiert wird. Diese Anklänge werden an verschiedenen Stellen aufgegriffen und ein wenig vertieft, insbesondere im letzten Teil, der die Protagonisten fort aus den "zivilisierten" Ländern führt hinein ins Reich der Legenden und Sagen. Eine tiefere Kenntnis der nordischen Mythologie benötigt der Leser jedoch nicht. Die Elemente werden vielmehr locker erwähnt denn wirklich tief eingesponnen und als Handlungsfokus verwendet.

Jene Handlung richtet sich auch eher an jüngere Leser, trotz der Verlagsbewerbung als „All-Age Epos“. Auch der Bezeichnung als „Epos“ bin ich eher abgeneigt, denn eine Breite wie dieses assoziiert, gibt es hier nicht. Die Handlung folgt klaren Linien mit nur wenigen Verzweigungen; tiefergreifende (und urmenschliche) Aspekte werden zwecks leichteren Verständnisses ausgeblendet, vermutlich insbesondere im Hinblick auf ein jüngeres Zielpublikum.

Im ersten Band sind es Jessa und Thorkil, ein Junge und ein Mädchen, welche die Handlung leiten. Ungewöhnlich ist das baldige Verschwinden Thorkils aus der Handlung, das ihn recht klar als bloßen Funktionsträger im ersten Teil offenbart. Frauen spielen im gesamten Roman eher keine Rolle, was die manipulative Gudrun, vermutlich die mächtigste Figur der gesamten Trilogie, umso stärker hervorhebt und ebenso Jessa, die ein ähnliches aber schwächeres unterstützendes Gegengewicht verursacht.

Ab dem zweiten Teil verlagert sich die Handlung zunehmend um Kari, auch wenn dieser vergleichsweise selten direkt und allein beobachtet wird. Diesem ist es gelungen, seine Mutter zu vertreiben und Freunde zu finden. Doch der Fluch seiner Mutter - ob nun wirkliche Magie oder lediglich wissende Voraussicht - bewahrheitet sich: Kari wird überall mit Misstrauen begegnet, zu unheimlich sind seine Kräfte, zu sehr erinnert er an seine Mutter. Selbst seine Freunde zweifeln an ihm. Jessa gibt ihm in dieser Situation Rückhalt, als eine schwächere "Graue Eminenz" als Gudrun und im Gegensatz zu ihr nicht manipulierend. In diesem Hinblick ist "Schneewanderer" die Geschichte der Freundschaft mit einem Außenseiter und der Loyalität gegenüber freunden, auch vor dem Hintergrund von Verleumdung und Misstrauen sowie dem generell "Fremden".

"Schneewanderer" ist eine Trilogie, die den Hintergrund nordischer Mythologie leicht ankratzt und eine Geschichte von Freundschaft und Magie erzählt, die sich insbesondere um Vertrauen dreht. Weder action-fokussierte Leser noch solche, die in die Tiefen der Mythologie hinabsteigen wollen, werden hier auf ihre Kosten kommen; das Zielpublikum schließt sicher auch und insbesondere die jüngeren Leser mit ein. Alles in allem ist "Schneewanderer" eine Trilogie, die sich locker liest und die Spannung durch viele einzelne Elemente aufrechterhält. Bei diesem könnte man einzig kritisieren, dass keines jener Motive wirklich voll ausgenutzt sondern nur angekratzt wird.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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