Mumienherz. Die Rückkehr des Seth
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Sid ist der Sohn reicher Eltern, was ihm nicht wirklich allzu sehr behagt. Die Gespräche mit seinen Eltern sind oberflächlich, "arme" Leute bedeutungslos. In seiner Unruhe flüchtet Sid sich in die Lektüre der Beat-Poeten, doch als er eine Punkerin wiedersieht gerät sein Leben aus den Fugen: Er wird angefahren.
Die notwendigen Operationen sind Dank des Geldes seiner Eltern kein Problem, aber irgendetwas scheint mit ihm passiert zu sein: Er hat plötzlich einen äußerst scharfen Geruchssinn und hört Dinge, die mehrere hundert Meter weit entfernt gesagt werden. Und dann sind da diese Träume von halbmenschlichen Wesen. Bald muss Sid feststellen, dass ein Kult an ihm Interesse zeigt, der bis ins alte Ägypten zurückreicht...
Das Buch erhält 6 von 10 Punkten.
"Mumienherz" ist handlungsreich geschrieben. Zu diesem Eindruck tragen vor allem die kurzen Kapitel bei, die sich zwischen der Handlung um Sid, den Kult und Traumsequenzen/Ereignisse aus Oberägypten vor einigen tausend Jahren zusammensetzen. Der Eindruck, der einen hierbei zunächst beschleicht ist einigermaßen verwirrend. Nach und nach kann man sich jedoch Zusammenhänge erschließen und die Geschichte wird durchsichtiger. Während dieses Erschließens lernt man zudem einiges über den Seth-Kult des alten Ägyptens, dessen Recherche man dem Buch durchaus ansieht. Auffällig ist hier aber vor allem, dass das dämonisierte Bild des Seth übernommen wurde - von der guten Seite des Gottes ist kaum Rede und zur Zeit der Haupthandlung scheint diese bedeutungslos geworden zu sein.
Das moderne New Yorker Umfeld bietet einerseits einen Kontrast zum alten Ägypten, spielt andererseits aber nicht wirklich eine große Rolle. Es gibt verschiedene Illustrationen mit Karten der Gegend, in dem die Handlung gerade abläuft, aber bedeutungsvoll ist dies nicht. Wichtig für die Verschwörung sind einzig die "High Society" und der Kontrast zu ärmeren Menschen. Indes schadet New York der Geschichte auch nicht und erlaubt Referenzen zur jüngsten Vergangenheit. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Das Buch spielt in der Zukunft (verglichen zum Erscheinungstermin Juli 2007), beginnt mit der Sid-Handlung am 2. Juli 2007 und zieht sich bis zum 13. Oktober - aber auch dies ist eigentlich nur ein Kuriosum am Rande, das vermutlich absolute Aktualität implizieren soll.
Über Spannungsmangel kann man sich nicht beklagen. Nachdem ich einmal angefangen hatte, war das Buch schnell zu Ende gelesen - und eben hier gibt es das eine, große Problem, das dem gesamten Roman einen ordentlichen Dämpfer gibt: Es ist kein Einzelbuch; es ist anscheinend eine Serie. Schon fünfzig Seiten vor Ende des Romans kann man sich ausmalen, dass die Geschichte kaum zu Ende geführt werden kann. Das, was dann letztlich als Ende präsentiert wird ist - um es noch nett auszudrücken - platt, schlapp, unbefriedigend und fordert nur die Frage "Was, und das soll es jetzt gewesen sein?". Erschwerend kommt hinzu, dass sich nirgends auf den Seriencharakter und/oder eine Fortsetzung hingewiesen wird und man sich diese Information aus anderen Quellen besorgen muss. Wem dies entgeht, der kann eigentlich nur mit leerem Blick auf die letzten Seiten starren. Sicher, auf dem Titel sieht man "Die Rückkehr des Seth" und "Mumienherz" in verschiedenen Zeilen, aber dies nahm ich nicht als Serienbezeichnung und Titel wahr sondern als ein einziger Titel samt Untertitel. Ich vermute stark, dass es anderen ähnlich geht. (Um so mehr da "Mumienherz" scheinbar der Serientitel ist. Oder ein Doppeltitel? Nicht nur als Rezensent hätt ich da gerne mehr Klarheit als Verwirrung.)
Ein Grund für die vergleichsweise schlechte Bewertung - denn Mumienherz an sich hätte eher 8 Punkte verdient - ist somit die falsche Erwartungshaltung, die vom Buch in keiner Weise revidiert wird. Geht man mit dem Wissen an das Buch, dass die Geschichte mittendrin mit abbricht und auf "alle tot, Ende aus" hinausläuft (Cliffhanger kann man dies schon nicht mehr nennen – es scheint ein zu eindeutiger Abschluss), aber fortgesetzt wird, so kann sich eine ganz andere Meinung ergeben; hierauf sollte man sich vor einem Kauf also einstellen. Ebenso sind einige der Rätsel für den Leser keine solchen und Vermutungen bestätigen sich oft einhundertprozentig. Durch das Tempo der Handlung ist dies aber kein großes Problem und wird gewissermaßen einfach verschluckt.
Geeignet ist Mumienherz damit für Leser, die Geschichten mit Fortsetzung nicht scheuen (oder ein plattes, geradezu verstörendes Ende) und auch jene, die ein Interesse am alten Ägypten haben. Die Mühe, die in Recherche und Wiederherstellung z.B. der altägyptischen Sprache geflossen sind geben dem Roman einen Teil des Charmes und tragen zu seiner Atmosphäre bei. Wer sich bereits tiefer in die ägyptische Mythologie vorgewagt hat, dem mag die Polarisierung jedoch ein wenig flach vorkommen – vielleicht ergibt sich hier ja in den Folgebänden ein differenzierteres Bild. Spannend und schnell bleibt die Handlung in jedem Fall.
Siehe auch die Homepage zum Roman: http://www.mumienherz.de
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Inek sechem. Wen eni sechem. Seth aa Inek hemef depi, sa'ef. Ich bin die Macht. Ich habe die Macht. Seth ist groß. Ich bin sein erster Diener, sein Sohn.
Diese Rezension bewerteten 45 positiv und 10 negativ. (16829 Leser bisher.)
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