Fatimas Tränen
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Jari, ein Schieber aus London, nimmt den Auftrag an, ein religiöses Artefakt zu bergen und in Sicherheit zu bringen: Fatimas Tränen. Diese Tränen die - mindestens vorgeblich - von der Tochter des Propheten stammen befinden sich derzeit in Afghanistan und gelten als eines der heiligen Artfakte einer muslimischen Sekte. Das Team, das Jari schickt besteht aus Flechette, die nur wegen eines Gefallens dabei ist, Reynard, einem vercyberten Sohn höherer Klassen... und dem Adlerschamanen Voiata. Dieser wurde erst kurz zuvor aus einm speziellen Sicherheitsverwahrsam geholt, denn nicht nur Jari hat einen Auftrag für ihn - und auch Voiata selbst hat ganz eigene Pläne: Freiheit...und Rache.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten
Mit "Fatimas" Tränen versetzt Alex Wichert die Handlung in ein Gebiet, das gerade in unserer Zeit immer wieder Schlagzeilen macht: das umkämpfte Afghanistan. Freilich ist zur Handlungszeit einiger Staub durch die Wüste geweht, dennoch sind die Konflikte in der Vergangenheit dieses Landes klar und deutlich sichtbar; auch das Land selbst wird in seinen Eigenheiten - ob real nachgezeichnet oder nur nachempfunden - anschaulich geschildert.
Das zentrale Artefakt ist eine islamische Reliquie. Mit Anspielungen auf den Glauben kann man sich viele Feinde machen (man denke nur an die Fatwa gegen Salman Rushdie nach der Veröffentlichung der Satanischen Verse und die gerade letzte Woche neu entfachten Drohungen), dies ist hier allerdings höchst unwahrscheinlich, werden die Tränen doch als echtes religiöses Artefakt geschildert - ob dies stimmt, ist eine andere Sache.
Im Zentrum des Plots steht klar oben erwähnte Dreiergruppe, die sich mit Hilfe von Voiatas Verbindungen durch Afghanistan schlängelt um an die Tränen zu gelangen. Flechette und Reynard bleiben dabei reichlich blass und für mich weitestgehend uninteressant. (Nett und zum Schmunzeln ist allerdings die Darstellung der leicht fehlerhaften Übersetzungssoftware Reynards.) Erst zum Ende des Romans entwickeln sie interessante Züge und beginnen, aus ihrer stereotypen Rolle zu fallen sowie ihre Motivationen zu offenbaren. Hier wird auch klar, dass vermutlich eine Fortsetzung mit mindestens diesen beiden Charakteren geplant ist. Der "Star" der Gruppe ist hingegen klar Voiata, den man durchaus wegen seiner nahezu uneingeschränkten Macht als unglaubwürdig lesen kann. Diese Macht wird aber in seiner Vorgeschichte deutlich eingeschränkt, gerade durch sie selbst: eben weil er ein überaus mächtiger Schamane ist, vertraut man ihm nicht und stellt ihn sicher. Zudem zeigt auch er zuletzt Schwäche. Sein Charakter ist geprägt von einer nahezu grenzenlosen Arroganz, die nur deshalb nicht Hybris genannt werden kann, weil er offensichtlich ein gewisses Recht zu dieser Arroganz hat: er ist mächtig. Zudem ist Voiata nicht gänzlich ohne Prinzipien. Die Vorgeschichte, die im Laufe des Romans offenbart wird, zeigt seine zunächst hohen Ideale und sein Scheitern. Dies macht ihn letztlich zu einem gefallenen Idealisten, einem Zyniker (jedoch weit entfernt von der Maximalausprägung dieses Stereotyps).
Mit "Fatimas Tränen" ist Alex Wichert ein guter Roman gelungen, den ich einmal angefangen schnell zu Ende las. Schnelle Action kommt nur in Einzelepisoden vor und bisweilen ist das stete Beäugen des Teams untereinander fast lästig. Glücklicherweise geht die Handlung meist schnell weiter. Wobei "schnell" nicht wirklich passt: zweifellos gehört "Fatimas Tränen" zu den ruhigeren Shadowrun-Romanen und basiert viel mehr auf Reflexion denn auf Tempo und Spannung. Ungewöhnlich ist selbstredend auch der Schauplatz Afghanistan: nichts mit Hightechkonzernen und urbanem Kampf; keine Fahrzeuge - Beduinen und Fußmärsche. "Fatimas Tränen" ist also in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnlicher Shadowrun-Roman mit ganz eigenem Reiz. Wer "Underdogs gegen Großkonzern" sucht, der wird hier enttäuscht und auch ein finaler Endkampf bleibt aus. Mehr oder weniger. Ein untypischer Shadowrun-Roman den sicher einige gerade wegen dieser Ungewöhnlichkeit ablehnen werden. Wer dafür offen ist, der kann ihn jedoch sehr genießen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 4 positiv und 1 negativ. (11304 Leser bisher.)
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Lesermeinungen:
Name: Gast | Bewertung: (5) | Datum: 02.07.2007 23:37:21 |
Besten dank fuer die Rezi. Ist auf www.alexwichert.com verlinkt. | ||