Crota
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Als nahe der Cemetery Road zwei Leichen gefunden werden, ist die Verwirrung groß: Die Körper sind ausgeweidet und einer hängt hoch in einem Baum. Auch die Untersuchung der Leichen bringt mehr rätselhafte denn erleuchtende Erkenntnisse über die Tatwaffe oder womit auch immer die beiden Männer getötet wurden. Allgemein geht man von einem Bären aus, doch dies muss ein sehr seltsamer Bär sein.
Es bleibt nicht bei diesem Doppelmord: Der Sheriff wird zu einer Farm gerufen und sieht sich einer katatonischen Frau, ihrem Toten Mann und einer abgeschlachteten Rinderherde - und einem Wesen, das er nie zuvor gesehen hat...
Jay Little Hawk, indianischer Medizinmann und Wildhüter, weiß, was es mit dem Wesen auf sich hat. Es ist der Crota, Teil der Indianischen Legenden. Doch in der modernen Welt der Weißen Männer haben "Indianermärchen" keinen Platz. Dennoch muss Little Hawk die Behörden überzeugen, dass diesem Wesen mit normalen Mitteln nicht beizukommen ist...
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Mit seinen zweihundertdreißig Seiten ist dieser Roman recht kurz. Das macht aber nichts, es ist im Gegenteil genau die richtige Länge. Die Handlung ist sehr dicht gewebt, es gibt nichts wirklich Unnötiges. Beschreibungen sind nicht allzu häufig, soweit angebracht aber vorhanden und anschaulich, wobei gekonnt mit bekannten Bildern gearbeitet wird.
Die "große Schwäche" ist vielleicht die Vorhersehbarkeit der Handlung: ein mordendes Monster, ein rechtschaffener Sheriff, ein indianischer Medizinmann und ein "Verräter" aus den eigenen Reihen. Bis auf die genauen Mittel zur Auflösung der Handlung ist der Ausgang recht vorhersehbar. Ich gestehe aber, dass mir dies nichts ausmacht. Nachdem ich einmal angefangen hatte, las ich die ersten 3 (von 4) Teilen in einem Rutsch und den vierten kurz darauf. Ja, die Geschichte IST vorhersehbar, aber durch die dichte Handlung wird dies aufgefangen und durch die anhaltende Spannung noch weiter abgeschwächt. Denn Spannung erzeugen kann Owl Goingback, lediglich das Ende besitzt einen sachteren Ausklang, der fast schon zu viel heile Welt darstellt.
Eine Besonderheit ergibt sich aus dem Hintergrund des Autors: Selbst indianischer Abstammung und über sein Volk dozierend, ist einiges an Wissen über Bräuche und Legenden in das Buch eingeflossen. Dies gibt stellenweise besondere Anschaulichkeit und kleidet die bekannte Handlung in ein ihr eigenes, neues Gewand. Diese Elemente machen die Handlung erst sympathisch und verleihen ihr einen Hauch Spiritualität - ohne sie wäre das Buch eine einfache Jagdgeschichte auf ein animalisches Monster. An einigen Stellen greift auch Kritik an der Zivilisation, aber dies sind eher Randerscheinungen, wie sie durchaus für einen Schamanen passend sind, und kein erhobener Zeigefinger.
Schmunzeln musste ich lediglich über das Zitat der San Francisco Times auf dem Buchrücken: Kein Buch, das man spätnachts lesen sollte. Anscheinend härtet man auf Dauer ab. Ich las das Buch spätnachts und konnte trotzdem gut schlafen. Es gelingt dem Autor zudem, auf Gewalt zu verzichten. Das klingt im ersten Moment seltsam: Doppelmord, ausgeweidete Leichen... Ja, dies gibt es und den Charakteren wird auch durchaus schlecht. Die Beschreibung geht allerdings nur so weit wie für die Handlung nötig, für Gerichtsmedizin und für die Darstellung des Crota. Splatter-Orgien bleiben dankbarer Weise aus.
"Crota" ist ein Buch insbesondere für jene Horror-Freunde, die auch an indianischen Legenden und/oder Brauchtum Interesse haben. Wenngleich der Roman nicht in einem rein indianischen Millieu spielt, ist er dich stark von dessen Einflüssen geprägt.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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