Gottesstreiter
bei
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Noch keine
Wir schreiben das Jahr 1427: Reinmar von Bielau, meist Reynevan genannt, hat in der Prager Apotheke „Zum Erzengel“ Zuflucht gefunden. Hier versucht er mit befreundeten Magiern die wahre Identität seines rätselhaften Freundes Samson Honigs zu klären. Währenddessen tobt ein Krieg zwischen dem hussitischen Böhmen und dem katholischen Schlesien. Als Reinmar einst nach Böhmen floh, musste er sowohl seine Geliebte Nicoletta als auch einige unbeglichene Rechnungen zurücklassen. Da kommt es ihm gelegen, dass ihn der böhmische Geheimdienst auf eine Mission zurück nach Schlesien schicken möchte …
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Mit „Gottesstreiter“ geht Andzrej Sapkowski einen anderen Weg als im vorhergehenden Band „Narrenturm“. Im ersten Teil stand der Held Reinmar im Mittelpunkt der Geschichte, vor allem seine Abenteuer machten den Hauptteil der Handlung vor dem historischen Hintergrund aus. Der „Gottesstreiter“ legt hingegen sein Hauptaugenmerk auf die Hussitenkriege, und erzählt in verschiedenen Handlungssträngen eher nebenbei die Geschichte Reinmars weiter.
Die genaue Schilderung des Krieges sorgt dabei für einen Stimmungswechsel im Erzählstil Sapkowskis, der düsterer und brutaler wird. Zuhauf werden Menschen gekreuzigt, verbrannt, erhängt oder auf andere Art und Weise zu Tode gefoltert. Die Darstellung des mittelalterlichen Krieges ist somit sehr realitätsnah, aber leider ergeht sich der Autor an einigen Stellen zu monoton und ausführlich in den Blutbädern. Somit hat „Gottesstreiter“ leider nicht soviel Charme wie der humorvollere Vorgänger.
In die düstere Stimmungslage des Buches fügt sich auch die Charakterentwicklung Reinmars nahtlos ein. Der ist anfangs immer noch ein Idealist mit teilweise weltfremden moralischen Ansichten, was ihn zwar sehr naiv erscheinen lässt, aber auch sympathisch macht. Im Laufe der Geschichte ändert sich dies. Reinmar kann sich den Grausamkeiten seiner Umgebung nicht entziehen und wird selbst immer hartherziger und brutaler. Wo er nur kann, rächt er sich gnadenlos an seinen Feinden. Dies steht allerdings im Kontrast zu seinem sonstigen Verhalten, das von seinem Idealismus und von Friedfertigkeit getragen wird. Zwar übt er Gewalt aus, aber niemals grundlos. Dies macht seine Geschichte glaubwürdig, da alles andere nicht der gewalttätigen Epoche, in der er lebt, entsprechen würde.
Einen großen Pluspunkt für das Buch stellt der Charakter Samson Honig dar. Dieser war im „Narrenturm“ als Gefährte Reinmars ein wichtiger Nebendarsteller, der im zweiten Buch eine größere Rolle spielt. Seine übernatürliche Herkunft und seine darin mündende Identitätssuche, bei der ihm Reinmar behilflich ist, stellen den spannendsten Teil der Handlung dar. Vor allem in diesem Teil hat Sapkowski wieder viele Fantasy-Elemente in den ansonsten typisch „historischen“ Roman eingebaut. Reinmar und Samson suchen Hilfe bei Zauberern und mythischen Wesen, um sich des geheimnisvollen Mauerläufer-Gestaltenwandlers erwehren zu können.
Alles in allem ist der „Gottesstreiter“ ein spannender und guter Roman, der leider nicht ganz mit dem tollen Vorgänger mithalten kann. Mit diesem hat er allerdings eine wichtige Gemeinsamkeit: Wer sich dieses Buch zulegt, wird es mit Sicherheit nicht bereuen.
Grimoires.de verdient an vermittelten Käufen.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Diese Rezension bewerteten 3 positiv und 0 negativ. (7493 Leser bisher.)
Deine Meinung
Sag uns deine Meinung zu Gottesstreiter