Wählt König Arthur!
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Morgan Le Fey ist verzweifelt. Ewiges Leben - na toll! So hatte sie sich das dann doch nicht vorgestellt. Die Welt im Wandel und all das - sie selbst heruntergekommen. Und vor allem: kein Merlin und kein Arthur mehr, die es zu befeinden gilt. Bevor sie ihrer Existenz ein Ende setzt wirft Morgan jedoch noch einen letzten Blick auf die Höhle, in der ihr Feind eingeschlossen ist. Oder vielmehr: war, denn dort wo Jahrhunderte lang kein Spalt zu sehen war ist nun eine Öffnung. Morgans Lebensgeister erwachen erneut: Merlin ist zurück und mit ihm Arthur. Das Leben hat wieder einen Sinn.
Genannter Arthur tappst inzwischen durch New York - in voller Ritterrüstung. Allerdings hatte er in seinem Höhlengefängnis genug Zeit, den Wandel der Welt zu verfolgen und so ist ihm klar, dass er in dieser Montur nicht herumlaufen kann. Schnell ist die Kleidung gewechselt - und auch der Beruf, gewissermaßen: Könige und Ansprüche von Gottes Gnaden sind nicht mehr aktuell; Arthur muss sich die Macht erkämpfen, als Politiker. Erstes Ziel: das Bürgermeisteramt von New York. Dank Merlins Hilfe sind Ressourcen kein Problem und Arthurs "unkonventioneller" Wahlkampf begeistert die Menschen. Doch kann seine merkwürdige Politik auch am Wahltag überzeugen? Und muss sich nicht zuletzt die Geschichte all dieser mythischen Figuren wiederholen, zumal es so scheint als ob sie alle in der einen oder anderen Form überlebt haben und wiedergeboren worden?
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Ohne die Kenntnis der Artus-Sage in einer oder mehreren Varianten verliert dieses Buch fast den kompletten Reiz. Nun ist es aber zum Glück so, dass die Artussage auch in der heutigen Welt noch zum Allgemeingut gehört - nicht zuletzt wohl aufgrund der häufigen Umsetzung durch Hollywood - im Zentrum oder im Hintergrund - und durch reichhaltige Hintergrundkulisse für Fantasy und Mystery. Wer „High“ Fantasy mit Schwertkampf und Magieschlachten sucht wird enttäuscht werden - zumindest zu großen Teilen. Auch die christlich-allegorische Dimension der Artussage(n) fehlt bei diesem Roman. Er ist letztendlich das, was man beim (deutschen) Titel erwarten kann: König Artus (warum der Name eigentlich nicht zum deutschen Standard übersetzt?) in der Moderne - humoristische Fantasy.
Umgekehrt wurde dies auch literarisch verarbeitet: verschiedenste Personen landen im Camelot. Nun landet "Camelot" in New York und die Wirkung des legendären Königs auf die heutige Welt ist seltsam, zum Grinsen und bisweilen nur noch zum laut Loslachen tauglich. Das gilt auch für die Veränderungen, die andere Charaktere der Artussagen durchgemacht haben. Natürlich ist Morgan nach wie vor die böse Intrigantin, aus purer Notwendigkeit für die Geschichte; und natürlich ist Merlin nach wie vor die Graue Eminenz hinter Artus. Aber andere Charaktere haben einen Dreh bekommen, der zwar nie gänzlich ihre Rolle zerstört, aber dennoch eine leichte Änderung erfährt, so zum Beispiel Modred, der eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Aber was kann man schon gegen Mütter ausrichten? Oder auch ein ziemlich unglücklicher Gralsritter, der sich über mehr aufregt als ein klitzekleines aber nicht unwesentliches Detail in der Schreibung der Legende.
Der Ausgang der Geschichte? Artus bemerkt, das Figuren wie sie nicht so etwas wie freien Willen besitzen sondern an die Fäden des Schicksals gebunden sind. Man kann hier auch direkt sagen: an die Feder des Autors, denn natürlich liegt diesem Roman die bekannte Artusgeschichte mit ihren Varianten und zentralen Berührungspunkten zugrunde; natürlich wiederholen sich die Dinge im groben Muster. Dementsprechend gibt es beim Fortschreiten der Handlung an sich auch wenige Überraschungen. Die kann es bei dieser Art von "intertextueller Modernisierung" auch nur in kleinen Veränderungen und Handlungen geben: der Reiz des Lesens liegt eben darin dass Altes aufgenommen und in einen anderen Kontext versetzt wird. Würde man Artus und Co. anders handeln lassen als man es aus den Legenden erwarten kann, wären sie schlicht und ergreifend andere Figuren.
Freunden der Artus-Saga in ihren verschiedenen Formen, die auch gegen ein modernes Setting nichts einzuwenden haben kann ich diesen Roman sehr empfehlen. Ich habe ihn an zwei Tagen durchgelesen und bisweilen herzhaft gelacht.
Randbemerk: Dieser Roman wurde vor einigen Jahren bereits gedruckt und ist vergriffen. Jener Roman hat nach Angaben des Autors im Vorwort etwa 30000 Wörter weniger. Was wurde geändert? Das Setting wurde modernisiert (Computer, politische Gegebenheiten) und einige Dinge hinzugefügt. Ohne das „Original“ zu kennen kann ich sagen, dass diese neue Version gut gelungen ist – Brüche bei der Modernisierung fielen mir keine auf.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Es ist viel wissenschaftlicher, Euer Hoheit." "Oh." Arthur nickte. "Wissenschaft. Unverständlich. Man reiche mir Magie."
- "Was sagt man zu einem Sohn, der versucht hat, einen zu töten?" "Wie wäre es mit 'Netter Versuch'?"[...] "Netter Versuch."
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