Der Weg nach Altamura
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Im Jahre des Herrn 1293 befindet sich Magister Wasmod von dem Knesebeck, Legat des Papstes, auf der Rückreise von Deutschland nach Italien. Sein Ziel soll er jedoch nicht erreichen, denn ihm entgegen reite Oda, die Botin, die ihn von einem Aufenthalt aus in das Lager Galvanos, des Markgrafen von Sulmona führt.
Dort trifft Wasmod auch auf Adrian, einen jungen Verwandten, der unglücklicherweise für einen Spion gehalten wurde und nach rauer Behandlung in einem Zustand nahe dem Tod ist. Die Geschichte um Adrian wird mysteriös, als dieser schließlich ohne ein Wort des Abschieds verschwindet. War er gar nicht wie angenommen zu Wasmod unterwegs? Und was macht der Gaukler Diablo in seiner Begleitung?
Wasmod selbst und der ihn begleitende Tempelritter haben keine Zeit, dem nachzugehen, zumal genug Landsknechte für die Aufgabe abgestellt wurden, und wenden sich ihrem eigentlichen Ziel zu: ein mit einem Fluch beladener Ring soll überbracht werden. Doch es kommt ganz anders, denn der Fluch ist keineswegs unschädlich gemacht.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Der Weg nach Altamura beginnt sehr langsam und ruhig. Hier fallen vor allem die Wurzeln Stephan M. Rothers auf, die klar in der Historik liegen. Historische Gegebenheiten wurden gekonnt in den Roman eingeflochten und wecken Interesse. Ist dies ein historischer Roman? Keinesfalls. Etwa das erste Drittel könnte als solcher durchgehen, doch klingt bereits hier an, dass es etwas Unerklärliches gibt, was sich später als eine Art Magie herausstellt, wie auch "Altamura" mit Mystik oder Magie verknüpft ist.
Nach dem erwähnt langsamen Auftakt legt die Handlung an Fahrt zu. Dies geschieht vor allem durch die Teilung der Handlung. Wasmods Weg wird weiter verfolgt, aber gleichzeitig liest man über den Weg Adrians und Diablos; hinzu kommen die Pläne des Markgrafen, die Pläne des "Bösen" und weitere Nebenhandlungen. Hier ist es sehr gut gelungen, keine Handlung übermäßig zu strapazieren oder in Cliffhangern zu lassen; jedoch ist an mehreren Stellen fraglich, wie sich die Zeit in den unterschiedlichen Handlungen verhält: sie scheint ungleich - kann aber mit Magie erklärt werden und die Handlung liefert eine deutliche Erklärung für eventuelles Chaos auf verschiedenen Ebenen.
Eine gewisse Schwäche des Romans, (neben der zeitweiligen Langsamkeit zugunsten von Atomsphäre) ist der Mangel an Motivation. Die Charaktere scheinen zwar sehr realistisch und auch nicht eindeutig gut oder böse gezeichnet, aber was sie bewegt ist nicht immer klar – erstaunlicherweise mehr bei den Hauptpersonen als bei Nebencharakteren. Insbesondere bei dem Schurken und jenen "Mächtigen der Guten Seite" steht auch am Ende noch ei großes Fragezeichen ob deren Motive; sie bleiben im Dunklen, obwohl man nicht den Eindruck hat dass es keine gibt. Bei den Nebenfiguren sind die persönlichen und gesellschaftlichen Motive jedoch gut eingeflochten. Diese sind mal sehr individuell, mal aber auch Phänomen der Zeit und tragen zur Atmosphäre des Romans bei. Persönlich gefielen mir auch die Einflechtung eines gewissen Florentinischen Dichters und die Andeutung einer Erklärung für die Göttliche Komödie - allerdings wirft diese Episode für DIESE Geschichte neue Fragen auf. Ins Reich der Mythen muss auch die Entstehung des Fussball verbannt werden, wie auch einige andere Kleinigkeiten. Alles in allem lässt sich dies aber schon aus der selbstgegebenen Genre-Zuordnung lesen: "Ein Mittelalterlicher Mystery-Thriller" ist eben nicht mehr der hundertprozentigen historischen Genauigkeit verpflichtet und darf Elemente einfügen, die so einfach nicht stattfanden.
Schön ist in diesem Zusammenhang ein Personenregister, das erfundene Personen markiert hat; ebenso ist der Appendix mit Worterklärungen hilfreich. Was in diesem Stil eventuell in einem Nachwort hätte hinzugefügt werden können ist eine Anmerkung zu historischen Motive, die literarisch verändert wurden, aber dies ist beileibe kein Muss. Klar sollte nur sein, dass NICHT alles aus dem Roman historisch korrekt ist. Nicht unerwähnt bleiben soll hier auch die sehr schöne Umschlaggestaltung mit verstärktem und umgeklapptem Einband sowie inseitiger Karte, die mir die Handlungsort doch ein gutes Stück näher brachte. Die Schrift ist ein wenig kleiner als üblich: die Lesedauer ist in etwa doppelt so lang wie bei "üblichen" Romanen dieser Seitenzahl.
Am Ende ist "Der Weg nach Altamura" ein ungewöhnlicher Roman, der durch steigerndes Tempo und mittelalterliche Atmosphäre in seinen Bann zieht, jedoch zu Anfang ein wenig an fehlender Handlung leidet. Absolute historische Korrektheit darf nicht erwartet werden und ebenso wenig wird am Ende alles aufgeklärt: Hier kennt der Leser erst alle(?) Parteien und hat eine Ahnung, wie umfassend die Handlung eigentlich ist. Die Ziele der einzelnen Parteien werden in dieser ersten der Chroniken von Altamura aber noch nicht offenbar.
Zu dieser Reihe gibt es einen Vorläuferroman, „Der Adler der Frühe“, Karfunkel 2000, ISBN 3-980564-26-6, der allem Anschein nach die Geschehnisse in Deutschland behandelt. Diese zu kennen ist aber nicht zwangsläufig nötig, um die Handlung dieses Romans zu verstehen – das wesentliche Geschehen kann man sich nach einiger Zeit zusammenreimen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Einige der Boten widersetzte sich - doch sie siegten nicht. Und sie wurden hinabgestoßen auf die Erde."
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