Imperium
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Marcus Tullius Cicero – der Name allein sorgt bei jedem Lateinschüler für Herzklopfen und feuchte Hände. Aus Angst. Denn Cicero gilt als einer der größten Redner aller Zeiten, und dementsprechend komplex sind seine Reden auch. Übersetzt man im Unterricht noch fleißig seine Werke, so erfährt man doch wenig über die dahinter stehende Person. Vielleicht ist das die Motivation Harris’ gewesen, über ihn zu schreiben – Erfahrung mit historischen Romanen hoher und höchster Qualität hat er, ebenso internationalen Ruhm durch hochkarätige Verfilmungen: Vaterland, Enigma, Pompeji. Auch im antiken Metier war er bereits unterwegs; beste Voraussetzungen also für einen weiteren historischen Roman, sollte man meinen.
Und man behält recht. Aus dem Fakt, dass der Leibsklave Ciceros, gebildet in Philosophie und Rhetorik, eine verschollene Cicero-Biographie schrieb, zimmert Harris einen Roman von einzigartiger Struktur und Spannung. Die Geschichte wird wie eine echte von Tiro verfasste Biographie aufgebaut. Selbiger erzählt aus der Ich-Perspektive Ciceros Geschichte von den Anfängen der Senatorenzeit bis zum Konsulat, die er für die spannungsreichsten hält. Ciceros großer Prozess gegen Verres, der Wahlkampf um das Amt des Ädils und schließlich die Verschwörung des Catilina bilden die erzählerischen Höhepunkte der Geschichte, auf die Tiro kontinuierlich hinarbeitet. Dabei ist die Imitation einer echten Biographie äußerst überzeugend; Tiro entschuldigt sich beispielsweise für die seltenen griechischen Einflüsse, wenn er blumige Metaphorik nutzt, anstatt „den sachlichen lateinischen Stil durchzuhalten“. Bestimmte Informationen werden vorausgesetzt, dem Leser aber mittels rhetorischer Tricks doch näher gebracht (so endet eine Beschreibung Cäsars mit den Worten: „Aber warum beschreibe ich überhaupt, wie er aussah? Jeder kennt ihn.“). Trotzdem gestaltet sich das Lesen ohne grundlegende Kenntnisse der römischen Geschichte bisweilen schwierig; auch die Ämter und politischen Strukturen werden für Neulinge unzureichend erklärt, was natürlich wiederum dem gewählten Erzählstil zuzuschulden ist und bisher in jedem von Harris’ Romanen hervorragend geklappt hat.
Ich selbst bin kein Experte für antike Geschichte; jedoch vermag ich sagen zu können, dass sich die Geschichte im Großen und Ganzen an historische Fakten hält. Selbstverständlich verzichtet Harris nicht auf Ausschmückungen und Erfindungen, wo keine gesicherten Fakten erhältlich sind, um die Geschichte „rund“ zu machen – doch er will ihm dies ernsthaft zum Vorwurf machen?
Spannend ist die Geschichte in jedem Falle von der ersten bis zur letzten Seite, zumindest, wenn man mit dem hochpolitischen Thema etwas anfangen kann. Der Autor hat sich nicht dafür hergegeben, dem erzählerischen Mainstream entgegen zu kommen und beispielsweise eine Liebesgeschichte einzubauen. Was erzählt wird, ist die Periode von Ciceros größtem Schaffen, seine Reden, seine politischen Winkelzüge. Über den Privatmann Cicero erfährt man nur so viel, wie dem Sklaven Tiro zugänglich war – und das ist nicht viel, besonders wenn man bedenkt, dass er als Freund und Begünstigter Ciceros sicher eine wohlwollende Biographie schreibt, was nicht heißen soll, dass man nur Lobhudeleien hört.
Aber was rede ich weiter; das Buch ist toll, und wer es liest wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Ring frei für Imperium!
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Katahrinas Lesekarriere begann mit Wendy und Mickey Mouse. Über Märchenmond gelangte sie zur Fantasy. Diese entachte auch eine regelrechte Bücher-Sammelwut in allen Bereichen. Am liebsten blieb ihr jedoch die Fantasy - und Vampire.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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