Buch-Cover, Osanna Vaughn: Im Auge des Falken

Im Auge des Falken

Originaltitel: Falcon Search [EN]
Serie: Das Erbe der Runen (Jugendbuchreihe) (#2)
Übersetzer: Johannes Stein
Genre: Kinderbuch oder Jugendbuch
Verlag: Arena-Verlag
Seiten: 325
Erschienen: 10/2006 (Original: 2006)
ISBN: 3-401-06068-6
Preis: 14,95 Euro (Hardcover, Sonderformat)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 7/10 Punkte, Gut

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Zwei Jahre sind vergangen seit der Halb-Raiden Falkner Alduin und sein Falke Rhischa die Nebelsängerin Kirstie gerettet haben. Mit nunmehr 15 Jahren wird Alduins Leben ein zweites Mal auf den Kopf gestellt: Er findet in den Feldern um die Hauptstadt einen jungen Mann, vollkommen entkräftet - und anscheinend ist es sein Vater.

Alduin mag dies kaum glauben, immerhin müsste sein Vater deutlich älter sein als jener Fremde, doch alle Anzeichen sprechen dafür, dass es tatsächlich Cal ist. Auf der Suche nach dem, was seinem Vater zustieß, und was ihn eventuell heilen könnte, bekommt Alduin einen Schlag auf den Kopf und verliert sein Gedächtnis. Doch die Verbindung mit seinem Falken bleibt bestehen. Mehr als das: Alduin sieht in Visionen mit den Augen Kraths, des Falken seines Vaters; er verschmilzt geradezu ihm und seinem Vater.

Die Visionen führen ihn schließlich auf eine schier unglaubliche Spur: das Geheimnis der Unsterblichkeit für Falkner und ihre Falken. Auch sein Gedächtnis kehrt zurück und mit Hilfe seiner Freunden, der Wunand Erilea und dem Falkner Rael, ist er fest entschlossen, den Visionen nachzugehen.

Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.

Das zweite Jugendbuch im Land Nymath ("Das Erbe der Runen") schließt lose an die Geschichte des ersten Bandes an. Ohne diesen ist es zwar möglich aber nicht übermäßig sinnvoll, zu beginnen: Die Handlung mag zweifellos ohne Vorkenntnisse nachvollzogen werden, aber es fehlt das Wissen um die Besonderheiten der Völker. Die Kenntnis der "Erbe der Runen" Trilogie, die irgendwann nach diesen Romanen spielt, ist hingegen in keinem Fall Voraussetzung. Sie gibt einige nette Hintergrundinformationen darüber, wie sich die Dinge später entwickeln und was sich hier schon andeutet; anderes wie der Fortgang der Götter liegt noch in weiter Ferne. In diesem zweiten Band löst sich Osanna Vaughn auch ohne Brüche von Monika Feltens Schema. Nymath steht hier nun für sich, unsere Welt spielt keine Rolle mehr.

Was im Vergleich zum ersten Buch auffällt ist, dass dieses Mal Musik fehlt. Schade. Das Zielpublikum ist auch diesmal klar ein jüngeres, allerdings sind die Handlungsstränge hier aufgeteilt. Gut gelungen ist es, diese mittels verschiedener Methoden untereinander zu verbinden und gleichzeitig weiterlaufen zu lassen. Bisweilen wirkte dies aber übertrieben; einige Episode werfen insgesamt die Frage nach dem Warum auf und scheinen unnötig zu sein – und auch in Sachen Stimmung nur mäßig zu punkten.

Überhaupt schien mir die Handlung überladen: zurückkehrender Vater, schwer verletzt und nicht ansprechbar; Gedächtnisverlust; Visionen und die Suche nach dem ewigen Leben. Jedes einzelne dieser Themen hätte für einen Roman ausgereicht - und mehr. Der Gedächtnisverlust Alduins wirkte auf mich übertrieben - ein Eingreifen des Schicksals um es genau so hinzubekommen, wie es nötig ist um die Geschichte ein wesentliches Stück auszudehnen. Innerhalb der Erzählwelt machte dies einerseits Sinn, andererseits hätte man es sich sparen können. Einige Episoden wären weggefallen - vorwiegend Reise- und Suchphasen.

Das Buch ist insgesamt sehr von diesen geprägt, weniger von zielorientierter Handlung. Alduin reist zu seiner Mutter; Alduins Freunde suchen Alduin und seine Freundin Erilea; verschiedene Personen reisen zu verschiedenen Orten. Die Beschreibungen waren teilweise nett, allzu oft wünschte ich mir aber, dass es schneller voranginge. Es fehlte schlichtweg "Action" und dies mag der Hauptkritikpunkt am Buch sein. Es wurde auf Konflikte verzichtet, Lösungen durch Gewalt bleiben aus - aber damit leider auch die Konflikte insgesamt. Das Fehlende "Böse" an sich kann ein Pluspunkt sein, aber die internen Konflikte, in die Alduin stürzt, machten hier einen fehlenden äußeren Konflikt nicht wett. Die Handlung ist sehr langsam und für ein Jugendbuch vielleicht ein wenig zu philosophisch - jedoch nicht genug um wirklich als philosophisch durchzugehn. Die Ausdünnung des Plots - zu dem auch noch das Liebesmotiv hinzukommt - hätte der Gesamthandlung gut getan. In vorliegender Form wirkt sie überpackt mit verschiedenen Ereignissen die sich ineinander verweben, denen es aber an aktiven Handlungen mangelt. Viele dieser Handlungsfäden deuten sich an und laufen auch über das Ende des Bandes hinaus fort. Kleine Nebenkritik: die heile Welt ist übermächtig, zum Schluss sind alle glücklich oder haben eine vielversprechende Perspektive; Hindernisse verschwinden einfach. Diesen Gott aus der Maschine hätte man gut gegen eine Prise realistischen Schattens im Glück eintauschen können.

Wie auch der Band zuvor ist „Im Auge des Falken“ insbesondere an Jugendliche gerichtet - und hier an jene, die auch gerne langsamere Bücher lesen. Ich denke, diese Leser wird es unter Jugendlichen noch seltener geben als bei Erwachsenen, aber es gibt sie. Wer stetige Handlung mit Konflikten und Zielen braucht, der wird viele Passagen extrem langatmig finden. Die Einfügung in die Welt Nymath ist hingegen wieder gut gelungen und mag jene, die an ihr Gefallen fanden, ebenfalls zum Weiterlesen ermuntern.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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