Die erste Ölung. Fantastische Geschichten
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In seiner Kurzgeschichtensammlung "Die erste Ölung" beschäftigt sich Fabian Vogt mit Geschichten, deren verbindendes Thema im Titel bereits anklingt: Religion. Einig sind was-wäre-wenn Geschichten, andere sind neue Blickwinkel auf bekannte Erzählungen, die im Original meist ausgeschwiegen wurden
Zur ersten Kategorie gehört "Das Erbe des Sensographen": Ein ehemaliger Geistlicher erfand dort ein Gerät, das Stimmungen aufzeichnen kann um sie immer wieder zu erleben - doch ob dieses Gerät wirklich zum Nutzen der Menschheit ist?
Zur zweiten Gruppe gehört beispielsweise "Das Gleichnis vom verlorenen Bruder". Das kennt man doch, meint auch der Charakter, dem diese Geschichte erzählt wird. Doch so kennt er sie nicht, denn diese Geschichte geht dort weiter, wo die Bibel aufhört.
Andere Geschichten handeln von einer Pforte ins Paradies, dem Garten Eden, von Gott, der auf der (angeblich?) in einem Kloster wohnt, von Gedankenmanipulation und zweifelhaften Genexperimenten. Eigentlich alle Geschichten haben einen phantastischen Gedanken im Zentrum - mindestens eine, "Influenza Sakra" (Die Heilige Grippe) lässt sich auch mundan-logisch erklären, zumindest im Rückblick. Zentraler Konflikt ist oft auch Wissenschaft und Logik („Unglauben“) gegen Religion und Glauben. Definitive Antworten auf Fragen gibt es nicht und der Leser wird zum Schluss oft zum Nachdenken gebracht. Es gibt keine direkten Fragen, aber was genau passierte (oder warum) muss (meist) auf spirituelle Weise und persönlich geklärt werden. Der phantastische Aspekt der Erzählungen ist gewissermaßen beschränkt: Die Geschichten handeln von gewöhnlichen Menschen, denen ein besonderes, spirituelles Erlebnis begegnet oder etwas das mit Spiritualität in sehr enger Verbindung steht.
Wer sich nicht mit religiösen Themen auseinandersetzen will, der sollte die "Warnung" des Titels ernst nehmen und dieses Buch meiden. Denn Religion steht schlicht und ergreifend im Zentrum. Es gibt phantastische Ideen und das nachdenken ist reizvoll, allerdings im Hintergrund leicht bis stark von der christlichen Moralvorstellung geprägt. Wer mit diesem Grundansatz nicht Freund werden kann, den wird dieses Buch also enttäuschen. Wer hingegen Reiz darin findet, sich mit Gedankenspielen, Religion und Spiritualität auseinanderzusetzen, der mag Gefallen an der ersten Ölung finden – gleich welcher Religion.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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