Todeskreis
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Kurz & Knapp
- Bekannte Geschichte gut neu erzählt
- Gegner zu mächtig und unlogisch
- Bisweilen starker Horror
Mattehew ist in Schwierigkeiten: Nachdem er bei einem Einbruch ertappt wurde, muss er wahrscheinlich ins Gefängnis. Doch stattdessen wird ihm ein Platz in einem staatlichen Förderprogramm für jugendliche Straftäter angeboten. Auf dem Land, weit weg von den "Versuchungen der Großstadt", soll er durch harte Arbeit Disziplin lernen. Zwar nicht ideal, aber allemal die beste Option - glaubt Matt, bis er das Kaff sieht, in das er abgeschoben wird. Zumal seine Betreuerin mehr als unheimlich ist, die Gemälde ihn zu beobachten scheinen - und erst dieser Kater. Auch die restlichen Bewohner des nahe gelegenen Dorfes sind mehr als seltsam. Schließlich wagt Matt die Flucht - doch alle Wege führen ihn nur zum Ausgangspunkt zurück. Und warum ertönen nachts unheimliche Gesänge im Wald - und woher hat Mrs. Deverill ein Photo von ihm bei der Beerdigung seiner Eltern?
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Todeskreis erzählt eine bekannte Geschichte durchaus gut neu. Für mich verliert sie jedoch durch die vorhersehbare Handlung und durch schier übermächtige Gegner. Diese müssten weit bessere Möglichkeiten haben müssten, als auf einen problematischen Jungen zu vertrauen.
"Stephen King für Jugendliche"
Laut Kastenrückseite gilt Anthony Horowitz in England als Stephen King für Jugendliche. Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang wäre die Definition von Jugendlichen für diese Aussage. Der Protagonist Matt ist 14. Durchaus üblich ist es, das Alter der angepeilten Leser mit diesem gleichzusetzen.
Allerdings würde ich hier vorsichtig sein: Zwar gibt es nicht die brutalste Gewalt oder Ströme von Blut, aber sehr unheimlich ist es schon; Menschen sterben. Das Alter ist ohnehin so eine Sache: 14jährige können sehr, sehr unterschiedlich sein. Ist der Leser/Hörer gefestigt, wird er keine Probleme haben. Aber ob dies mit 14 oder erst mit 16 oder vielleicht schon mit 12 der Fall ist, finde ich schwer zu sagen. Eher ängstliche Naturen sollten eher ein anderes Werk wählen.
Durchsichtige Handlung mit Alten Göttern
Die Geschichte selbst baut sich für Matt selbst mysteriös auf, wird Lesern aber schnell durchsichtig. Der Hintergrund mit alten Göttern erinnerte mich dabei leicht an Howard Philips Lovecrafts Cthulhu-Mythos, spezifiziert alte Götter aber nicht weiter. Sie bleiben jedoch vager, ungreifbarer Hintergrund - und werden dadurch nicht weniger unheimlich.
Der Grundplot "Nicht ganz normaler Junge" gegen "Kultisten alter Götter" ist aber schnell erkennbar - für den Leser. Matt erkennt hingegen nur die Problematik. Die Fortsetzung dieser Handlung wird angedeutet, aber das Buch an sich ist abgeschlossen.
Manko: Weltbedrohung
Als größtes Manko der Geschichte erachte ich den Wirkungsradius, der bisweilen unlogisch wird: Natürlich steht die ganze Welt auf dem Spiel. Die Kultisten und ihre Gegner sind die wahre Macht hinter den Nationen. Ein Computerprogramm meldet sekundenschnell, wenn irgendwo auf der Welt nach einem Begriff gesucht wird.
Das wird für mich spätestens bei folgender Überlegung unlogisch: Wer derartige Macht und Möglichkeiten hat, kann seine Probleme sehr viel einfacher lösen als mit einem Jungen, dessen Wille zur Mitarbeit eher zweifelhaft ist. Mal ganz abgesehen davon, dass diese Verschwörungstheorie einfach zu viel ist.
Gelungenes Hörbuch
Abgesehen davon ist die Hörbuch-Umsetzung bis auf einzelne Stellen gut gelungen. Leider brechen einige Tracks sehr abrupt ab und der Erzähler wird mit dem nächsten wieder eingespielt. Als ob das Luftholen weggeschnitten wurde - das gehört aber zur normalen Sprache dazu.
Auf mich seltsam wirkte zudem die englische Aussprache einiger Wörter. Die Stimmung und Spannung konnte jedoch super eingefangen werden.
Titel: Eigentlich "Das Rabentor"
Ein Kritikpunkt noch am Titel: im Deutschen Todeskreis - im Englischen Raven's Gate. Der Originaltitel kommt im Roman direkt vor - und wurde dort nicht übersetzt, was mit Das Rabentor oder Das Tor des Raben nicht allzu schwer wäre und auch recht mysteriös klingt - passend.
Man kann natürlich argumentieren, dass das Buch in England spielt und man den Namen deshalb so beließ. Aber warum übersetzt man dann den Rest? Ich persönlich hätte zumindest den Titel nah am Original gelassen: viel interessanter, symbolischer.
Weltverschwörungs-Horror
„Todeskreis“ bietet Weltverschwörungs-Horror mit wenig Mystery. Die Hintergründe scheinen schnell durch und werden erfahrene Leser nicht wirklich zum Rätseln bringen. Die einzelnen Gruppierungen agieren zudem oft unrealistisch und übermächtig.
Kann man dies akzeptieren, so bekommt man eine bekannte Geschichte, die aber gut neu erzählt wurde. Mit einer entsprechenden Erwartungshaltung und daran erinnert, dass sich Todeskreis primär an Jugendliche richtet, kann man dieses Buch genießen. Verfechter von Realitätsnähe oder Leser, die gerne selbst Geheimnisse erspüren, sollten jedoch Abstand nehmen.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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