Der Kartograf von Palma
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Die Geschichte des ‚Kartografen von Palma’ taucht in das Mallorca des 14. Jahrhunderts ein. Der Jude Abraham Cresques zeichnet schon seit langem Karten für die Seefahrer und bezahlt diese auch, wenn sie bereit sind, ihm neue oder auch ältere Informationen über die Länder jenseits der blauen Fluten zu bringen, da es ihm selbst, wegen seiner Religion, verwehrt bleibt, jemals auf eines der Schiffe zu steigen, um selbst die Wunder der Welt zu entdecken.
Das Buch selbst handelt nur peripher von der Seefahrt und der hohen Kunst, die genausten Karten nach den Berichten anderer anzufertigen. Viel eher wird dem Leser ein Einblick in das alltägliche Leben der jüdischen Gemeinschaft von Palma vermittelt. Fast nebenbei wird man mit den Bräuchen vertraut gemacht und lernt dabei eine ganze Reihe verschiedener Persönlichkeiten kennen.
Umso verstörender ist es dann, von dem zu lesen, was sich außerhalb des, geradezu als friedlich zu bezeichnendes, Viertel ereignet. Dürre, Hunger, hohe Abgaben und anstachelnde Predigten schüren den Hass und die Verachtung der christlichen Bevölkerung auf der Insel. So müssen die Juden, welche durch ein Zeichen an ihren Umhängen gekennzeichnet sein müssen, tagtäglich mit Übergriffen, Beschimpfungen, Verletzungen und Demütigungen leben. Allerdings erreicht die Diskriminierung ihres Volkes erst im Verlauf des Romans ihren traurigen Höhepunkt.
Für Abraham Cresques ändert sich jedoch so einiges, als ihm vom Könighaus Aragon aufgetragen wird, eine Karte vom Orient bis zum Okzident für den König von Frankreich anzufertigen. Er steigt somit enorm in der Gunst der Reichen und Mächtigen, erfährt gewisse Privilegien, erntet aber zugleich auch den Neid seiner Mitmenschen.
Die Geschichte verdichtet sich noch weiter, als Abraham sich in die junge Myriam verliebt, deren Mann schon vor langer Zeit in See gestochen ist und unter der Hand schon lange als verschollen gilt.
Das Buch erhält 8 von 10 Punkten.
Zum einen sollte die sehr gelungene Struktur des Buches hier erwähnt werden. So wird in der Einleitung der Roman förmlich in die Geschichte eingebettet. Die Autorin nennt ihre Ziele, welche darin liegen, dass sie den unbeachteten Wegbereitern der verschiedenen Ozeanreisen (von den Reisen zu den Westküsten Afrikas bis hin zur Entdeckung des neuen Kontinents) Aufmerksamkeit zukommen lassen möchte.
Begleitet wird der Leser über die ganze Geschichte hinweg durch einen Anhang, welcher Anmerkungen zu geschichtlichen Ausdrücken oder Vorkommnissen enthält. Diese sind teilweise sehr hilfreich, an manchen Stellen aber auch zu lang, da der Leser hier geradezu von der Menge an Informationen überflutet wird.
Abschließend wird der Roman durch bibliografische Angaben, eine Art Nachwort, und einem Literaturverzeichnis abgerundet.
Allerdings muss hier angeführt werden, dass der Einstieg dem Leser nicht unbedingt leicht gemacht wird. So werden eine Vielzahl von Personen eingeführt, die manchmal mit Vor-, manchmal aber auch mit Nachnamen genannt werden. Dies verwirrt doch, obwohl man sich im Laufe der Geschichte einen guten Überblick über die Charaktere schaffen kann. Teilweise werden aber Charaktere natürlich auch genauer ausgefeilt, welche dann sehr komplex wirken. Bei diesen Personen dürfte es dem Leser kaum schwer fallen, ihre Motivationen, sowie ihre Emotionen und auch Handlungen gut nachvollziehen zu können.
Hübsch sind auch die passend gestalteten Buchseiten, auf welchen jeweils seitlich helle Linien in gewissen Winkelabständen zu sehen sind, welche an solche erinnern, von denen immer wieder gesprochen wird, wenn einer der Kartografen eine Karte anfertigen möchte.
Das Buch gliedert sich in an die 50 kürzere Kapitel. Hat man sich einmal in die komplexe Geschichte hineingelesen, wird einem sehr schnell bewusst, dass es relativ wenig übergreifende Handlungen gibt. Viel eher wird das konkrete und alltägliche Leben mit den Problemen des Einzelnen beschrieben. Es dreht sich nicht so sehr um die Wirkung der Karten auf die Weltgeschichte, als um das Leben der Macher dieser Karten. Allerdings wird ein solcher Verlauf ja bereits in der Einleitung angedeutet.
Jedenfalls entwickelt das Buch nach und nach eine charmante Spannung. Verschiedene überzeugende und sehr fließende Perspektivenwechsel tragen weiterhin positiv zu dieser bei. Die Sprache wiederum ist geradezu wunderschön. Die verschiedensten ausgefeilten, spielerischen Konstruktionen werden verwendet. Allerdings wirken diese in ihrer Masse manchmal erdrückend und erleichtern besonders am Anfang nicht gerade das Lesen.
Kritisch lässt sich noch einwenden, dass manche Handlungsstränge nicht gänzlich vollendet werden (ein merkwürdiger Bespitzelungsauftrag beispielsweise) und dass ein kleinerer Rechtschreibfehler auftaucht, der im ersten Moment doch verwirrt. Allerdings sollte man sich an diesen Kleinigkeiten nicht unbedingt stören.
Fazit: Sehr spannender geschichtlicher Roman, der sich auf das Terrain der Geschichte der Seefahrt sowie der Juden in Europa begibt. Wer sich einmal einen Zugang zu dem Buch geschafft hat, wird es nicht so schnell aus der Hand legen. Vom relativ unansprechenden Cover sollte man sich folglich nicht abschrecken lassen.
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Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
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