Buch-Cover, Michael Peinkofer: Die Rückkehr der Orks

Die Rückkehr der Orks

Genre: Fantasy
Verlag: Piper
Seiten: 508
Erschienen: 03/2006 (Original: 2006)
ISBN: 3-492-70117-5
Preis: 14 Euro (Softcover)
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Wertung: 3/5 Grimoires; 6/10 Punkte, Kann-Lektüre

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Für die beiden Orkbrüder Rammar und Balbok könnte dieser Tag wahrlich besser laufen. Zuerst wird ihr gesamter Kriegstrupp von einer Horde Gnomen dahin gemetzelt und dann werden sie nach ihrer schmählichen Heimkehr nach Hause vom Häuptling Grishnak auch noch dazu verdonnert, den verloren gegangenen Kopf ihres Anführers zurückzuholen, um ihn nach Tradition der Orks zu beerdigen - ansonsten ist ihr Leben verwirkt. Die Suche führt die beiden in die Burg des Zauberers Rurak, der ihnen den Kopf nur unter der Bedingung wiedergeben will, dass sie ihm eine sagenumwobene Schatzkarte aus Shakara, dem Eistempel der Elfen, beschaffen.

Rammar und Balbok haben keine Wahl, also brechen sie gegen Norden auf, um zahlreichen Gefahren zu trotzen, nicht ahnend, dass es auf dieser Reise um weit mehr als nur einen abgeschlagenen Kopf gehen wird ...


Ein Fantasyroman, der kein gängiges Klischee des Genres auslässt, der unverhohlen versucht, auf der Welle des (wenig verständlichen) Erfolgs von Stan Nicholls Die Orks mitzureiten, dieses auch noch auf dem Klappentext andeutet, ohne dass der Inhalt etwas mit dem Bestseller zu tun hätte und der dann auch noch so einen reißerischen Titel wie Die Rückkehr der Orks trägt - was soll man bitte von so einem Buch halten? Nun, mehr, als es zunächst den Anschein trägt. Denn Michael Peinkofer ist das seltene Kunststück gelungen, inhaltlich wirklich gar nichts Neues zu bieten und daraus dennoch einen sehr unterhaltsamen Roman zu stricken.

Wie bei Nicholls sind Orks die Hauptfiguren der Geschichte. Diesmal jedoch nicht ein ganzer Kriegstrupp, sondern nur zwei ungleiche Brüder, die sich dazu auch noch andauernd zanken - der Vergleich mit Dick und Doof ist nicht unangebracht. Außerdem werden die Orks hier nicht als zwar kriegerische, aber ehrenhafte Rasse portraitiert, sondern, ganz klassisch, als brutal, dumm und böse. Das mag vielen Orkfans, vor allem denen, die an Nicholls' Roman Gefallen gefunden haben, missfallen, mir macht das aber ehrlich gesagt auf diese Weise viel mehr Spaß. Zwei selbstsüchtige, skrupellose Charaktere, bei denen man dem einen gerne abnimmt, wenn er behauptet, er wolle den anderen am liebsten umbringen, das hebt Die Rückkehr der Orks, zugegeben, doch ein wenig von sonstiger Massenware ab. Und es kommt noch besser, denn letztendlich ist jeder einzelne wichtige Charakter in diesem Buch auf seine Weise extrem selbstsüchtig und würde den Rest der Dramatis Personae am liebsten dem sicheren Tod verantworten - und einige zögern auch nicht damit, genau das immer wieder zu versuchen. Das ist sehr erfrischend, fragt man sich doch sehr lange, wie die ungleiche Gesellschaft, die die beiden Orks mit einigen anderen Charakteren später bilden müssen, denn wohl enden wird, sind sich doch alle Mitglieder spinnefeind.

Ansonsten ist Die Rückkehr der Orks tatsächlich allerschlimmste Standardware. Die Helden suchen einen Gegenstand, der zu einem anderen Auftrag führt, welcher sie wieder in eine andere Richtung lenkt, was sich dann urplötzlich zu einem kataklysmischen Ereignis ausdehnt, wobei die ganze Zeit über allerhand Monster und sonstige Gegner bekämpft werden müssen - wer hätte damit gerechnet? Doch hier kommt es noch schlimmer. Sind die Zwerge fähige Bergleute und überaus goldgierig? Check! Sind die Elfen androgyne, unsterbliche Schönheiten mit Magiebegabung? Check! Ist ihre Ära in der Welt etwa zuende und sie verlassen diese in Richtung der "Fernen Gestade"? Check! Haben die Orks eine Sprache, in der man ganz viele Ks, Gs und Shs aussprechen muss? Check! Hat der böse Zauberer eine Hakennase und einen langen Bart? Check! Check! Und nochmals Check! Die Masse an Klischees, die Peinkofer verbrät, ist so ungeheuerlich, dass Die Rückkehr der Orks schon fast als Genre-Parodie durchgehen könnte ... aber eben nur fast.

Doch etwas Gutes hat diese Klischeehaftigkeit ja auch: Man befindet sich auf vollkommen vertrautem Terrain. Der Prolog des Romans beschreibt gerade mal so viel Hintergrund, wie zum Verständnis der Story unbedingt nötig ist, so wird immerhin das Klischee nicht bedient, dass ein Fantasyroman unbedingt in einer bis ins Detail ausgearbeiteten Welt spielen muss. Lediglich das immer wieder eingestreute Vokabular der Orks macht gelegentliches Nachschlagen im Anhang nötig, was im Fall der in Orkisch gehaltenen Kapiteltitel sogar Spaß macht. Die Geschichte ist aber wieder voll und ganz auf sich selbst und ihre Hauptfiguren konzentriert - alles andere wäre auch der Tod für Die Rückkehr der Orks gewesen. Peinkofers Stil ist dazu passend schlicht, alles außer anspruchsvoll, aber dafür rein technisch sehr ausgereift und ideal für den Transfer des simplen Inhalts geeignet. Manchmal sind die überkorrekten Formulierungen hochdeutscher Sätze jedoch schon wieder ein wenig zu perfekt, ab und an hätte ein bisschen Auflockerung nicht geschadet. Beispielsweise erscheint es ziemlich geheuchelt, wenn im Buch Hirnmasse und Gedärme nur so spritzen, der Autor sich aber scheut, Begriffe wie Arsch oder Scheiße zu verwenden - war doch gar nicht so schlimm, oder?

Trotz allem funktioniert Die Rückkehr der Orks wirklich gut, ist durchgehend unterhaltsam und sehr flott zu lesen, mit der richtigen Prise Humor und einem guten Sinn für Timing. Im Gegensatz zu Nicholls' Die Orks gibt es in Peinkofers Roman zwischen den abwechslungsreicheren Gemetzeln auch mal Pausen, wirkt die Geschichte dank einiger kleiner Wendungen nicht so eintönig, so simpel sie auch sein mag. Zum Schluss leidet das Buch jedoch unter einer besonders starken Ausprägung des James-Bond-Schurkensyndroms, bei dem die Bösewichter den Helden jedes kleine Detail ihres teuflischen Plans lang und breit erklären müssen. Generell wird in den letzten 100 Seiten überproportional viel offenbart und erklärt, was der Handlung das Tempo nimmt und den dicken Klischeehammer noch einige weitere Male auf den ohnehin schon belasteten Geduldsfaden des Lesers sausen lässt. Zudem nimmt man den Hauptfiguren zu diesem Zeitpunkt ihre angebliche Bösartigkeit leider nicht mehr wirklich ab. Die um der Massenschlacht willen hinein gequetschte finale Massenschlacht wirkt ebenfalls völlig überflüssig. Ein spürbarer Qualitätsverlust gegenüber dem Rest des Romans.

Fazit: Die Rückkehr der Orks macht dafür, dass man mehr Klischees pro Seite nur beim Herrn der Ringe vorfinden wird, verteufelt viel Spaß. Fantasy-Fast-Food also, bei dem man gerne zugreifen kann.

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Avatar von DerDoktor Rezension von: (Grimoires.de)
Der Doktor ist preisgekrönter Wahnsinniger in mehreren Freundeskreisen. Seit langem ist er im Bereich Fantasy unterwegs. Oder vielleicht eher im Bereich Realität?

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