Buch-Cover, Walter Moers: Die Stadt der Träumenden Bücher

Die Stadt der Träumenden Bücher

Serie: Zamonien (#4)
Illustrator: Walter Moers
Genre: Phantastik
Verlag: Piper
Seiten: 476
Erschienen: 04/2006 (Original: 2006)
ISBN: 3-492-24688-5
Preis: 10,00 Euro (Softcover)
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Wertung: 5/5 Grimoires; 10/10 Punkte, Ausgezeichnet

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Wertung: 5/5 Grimoires; 9.3/10 Punkte, Sehr gut

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Nach dem Tod seines Dichtpaten hält Hildegunst von Mythenmetz ein außergewöhnliches Manuskript in den Händen. Nach der Lektüre kann er verstehen, weswegen Danzelot nie mehr ein Buch schrieb: Das Manuskript ist einfach perfekt. Nur leider ist der Autor verschwunden. So bleibt Hildegunst nichts anderes übrig, als sich nach Buchhaim aufzumachen, der buchverrücktesten Stadt Zamoniens, denn dorthin zu gehen hatte Danzelot dem Autor empfohlen.

In Buchhaim angekommen wird Hildegunst von Eindrücken erschlagen: die Giftige Gasse der Kritiker, ein Platz voller gescheiterter Dichter – und überall Bücher, Bücher, Bücher… Und natürlich ist Hildegunst auch zum Schmökern gekommen, denn in Buchhaim kann man durchaus einige Schätze aufstöbern. Dennoch ist da noch das Manuskript und auf seiner Suche nach dem Autor muss Hildegunst bald feststellen, dass es in der Tat Gefährliche Bücher gibt, denn er landet in den Katakomben unter Buchhaim. Diese Katakomben sind voll mit den verschiedensten, grauenvollen Kreaturen – und mit alten, vergessenen Büchern: den Träumenden Büchern…

Das Buch erhält 10 von 10 Punkten.

Dies ist mein erster Zamonien-Roman, doch ich weiß sicher, dass die anderen später folgen werden. Zudem ist dies ein Buch, das den ungewohnten Effekt hatte, dass ich zwei Tage später immer noch zufällig Seiten aufschlug und mehrere Minuten lang von diesem Punkt weiter las. Sicher hat Walter Moers mit seiner „Übersetzung aus dem Zamonischen“ nicht die Qualität des zentralen Manuskripts erreicht – auch wenn ich des öfteren lauthals Lachen oder Kichern musste – aber eine außerordentlich gute.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive Hildegunsts geschrieben und somit ist auch klar, dass der größte Dichter Zamoniens überlebt: dies sind nur die ersten zwei Teile seiner 25bändgen Reiseerinnerungen. Ich stehe Ich-Erzählungen eher skeptisch gegenüber, aber diese hat meine Bedenken ruckzuck weggeputzt – auch die Anreden an den „geliebten Leser“, die als Stilmittel Hildegunsts hervorstechen, haben das Potential zu echtem Nervtöter – die Handlung überspielt sie zum Glück.

Auf der Reise Hildegunst begegnet der Leser fast allem, was den Literaturapparat auszeichnet: Dichter, Lektoren, Kritiker, der großen Inspiration, Antiquaren und vielem mehr. Die Gestalten, die Moers erschafft sind oft an Klischees angelehnt (vielen Dank auch für die Kritiker der Giftigen Gasse – Verriss gewünscht?), sind aber immer wieder mehr als passend. Auch die zamonischen Gestalten geben dem Buch Farbe ohne künstlich in einen ausgelutschten Plot geworfen zu sein.

Apropos Farbe, oh welche Ironie! Das Buch ist in schwarz-weiß gehalten aber dennoch gefüllt mit Illustrationen aus der Hand Moers’. Selbst für Analphabeten (die in Zamonien übrigens eine eigene Literatur haben) wäre das Durchblättern ein Genuss. Die „Welt“ hat hier ganz Recht: Das Buch ist „die größte, schönste Liebeserklärung an das Lesen und die Literatur, die in diesem Jahr zu haben ist“ (Buchrücken, bezogen auf 2005). Ich vermute sogar für einige Jahre. Vielleser sehen sich einer Vielzahl Anspielungen gegenüber: Autorennamen, Buchtitel und vieles mehr weisen doch erstaunliche Parallelen auf – und trotzdem wirkt es nie erzwunden. Zu gern würde ich einmal ein Buch von Caliban Sycorax lesen.

Während der gesamten Handlung greift Moers Nebenplots auf, flechtet kleine Erzählungen aus der Geschichte Zamoniens ein. Diese Erzählungen am Rande wären schon um ihrer selbst Willen wert, erzählt zu werden (und sind in der Tat meist große Werke zamonischer Literatur), haben aber natürlich noch eine weitere Verbindung zur Geschichte – in der ein oder anderen Form. Nicht einmal der Wermutstropfen, dass ich das Ende mehrere hundert Seiten vorausgesehen habe macht mir etwas aus: es gab kaum eine Alternative für den Schluss. Egal! Moers erhält die Spannung allzeit aufrecht und verggisst nie ein ironisch-satirisches Augenzwinkern; selbst im (vorhersehbaren) Finale und auch wenn man berechtigt vermuten kann, dass einige Begegnungen ausstehen, überrascht er doch immer wieder mit dem Zeitpunkt oder Irrtümern.

Es gäbe so viel, was ich noch schreiben könnte, so viele tolle, zu lobende Stellen, dass ich noch eine halbe Stunde weiterschreiben könnte. Aber ehrlich gesagt möchte ich lieber noch ein wenig im Buch herumblättern und vielleicht einen Weg nach Buchhaim finden.

Empfehlung: Kaufen! Hochgenuss für echte Lesefreunde.

Ach, da war ja noch was. Ich sollte einen Verriss zu diese Buch schreiben, nicht wahr? Wissen Sie was? Keine Chance!

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .


Zitat(e) aus dem Buch

  • Die Geschichte der Gefährlichen Bücher hatte wahrscheinlich damit begonnen, daß irgendein Buchpirat einem anderen mit einer schweren Schwarte den Schädel einschlug. In diesem historischen Augenblick hatte man erkannt, dass Bücher töten können[…]
  • In tiefen, kalten, hohlen Räumen / Wo Schatten sich mit Schatten paaren / Wo alte Bücher Träume träumen / Von Zeiten, als sie Bäume waren […]

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