Die Kristallwandler
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In den eisigen Gebieten Aenirias braut sich etwas zusammen: Stürme werden stärker; das Wetter verändert sich. Der Rat der Aeniriden beschließt schließlich, eine Expedition auszurüsten um das lebensfeindliche und unerforschte Gebiet Sturmbann zu erkunden, ein Streifen Land der wegen seiner hohen Temperaturen (Plusgerade!) gemieden wird. Diese hohen Temperaturen sind insbesondere für die zum Schwitzen unfähigen Magier, die Enra, gefährlich, doch sie sind auf der Expedition unabdingbar. Unter ihnen ist auch Elderas, einer jener Rekruten, die kurz zuvor in der Akademie ausgebildet wurden, obwohl sie eigentlich noch zu jung sind. Er und sein Freund Rialtar haben von ihrer Göttin persönlich erfahren, dass weit mehr auf dem Spiel steht, als sie ahnen - und selbst die Göttin weiß nur, dass die Lösung auf diesem Weg liegt.
Ähnliche Probleme gibt es auf der feurigen Seite der Welt Neru. Dort herrscht eine Kaste Magier mit Gewalt über eine unmagische und lebt nach der Lehre, sich all das zu nehmen, was sie wollen und können. Von jener flammenden Seite bricht ebenfalls eine Expedition nach Sturmbann auf, gebildet aus Gefangenen, die Sturmbann für die Magier unterwerfen soll.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Zunächst einmal zu ganz Objektivem: Das Buch hat ein deutliches Überformat und die Lesezeit pro Seite beträgt etwa das zweieinhalb- bis dreifache des normal üblichem, auch wegen der relativ kleinen Schriftgröße. Ich legte das Buch mehrmals wieder weg: das Lesen war anstrengend. Nach hundert Seiten kommt man allerdings gut hinein. Irritierend wirken dann noch neue Anführungszeichen nach jedem Absatz, wenn die gleiche Person weiterspricht – was oft genug vorkommt.
Die Geschichte an sich folgt bekannten Mustern, hat aber durchaus Eigenständiges. Die beiden Gesellschaften auf der Feuer- und der Eisseite sind praktisch entgegengesetzt, sowohl was Ideologie als auch Verhalten, Charakter und Element angeht. Eine Konfrontation kann relativ lange vorhergesehen werden. Diese finde dann doch auf nicht unbedingt vorhergesehene Weise statt. Sobald die Geschichte - abwechselnd auf je einer der beiden Seiten erzählt und schließlich zusammengeführt - erzählt wird, bekommt sie Fahrt und verliert nie ein gesundes Maß an Spannung. Ein Nervenkitzler, den man am Stück verschlingt wird es aber auch nie.
Zu Beginn holpert es sich jedoch gelegentlich ein wenig: Landschaft wird enzyklopädieartig aufgezählt wie in einer Rollenspielhilfe und auch Wiederholungen kommen vor. Solche Stilschwächen nehmen aber nie Überhand und auch andere treten nur gelegentlich auf: Geliebter und Liebhaber ist eben doch ein Unterschied. Andere Worte wollen sich nicht recht in eine Fantasyumgebung einfügen oder sind stark an unsere Welt gebunden.
An anderer Stelle treten jedoch Unlogiken auf - allesamt auch untergehend in der breiten Geschichte, aber ärgerlich. Ein Eigentor war wohl die - zugegebenermaßen sehr hübsche - Karte: Die Koldaren sagen, sie gingen nach Norden - sind auf der Karte aber oben und eine korrigierende Windrose gibt es nicht. Ebenso wird jeder, der versucht, die Wanderungen zu verfolgen, verzweifeln: Orte, die man wiedererkennen könnte sind nicht zu finden, jedenfalls nicht alle. Der Maßstab ist zudem uneinheitlich. Zudem sieht der Rand sehr abschließend aus, und über das, was nördlich und südlich liegt, wird kein Wort verloren (Osten und Westen sind unbedeutend bis zuletzt). Irritierend ist auch das (Nicht-) Wissen der beiden Parteien: Einmal scheinen die Feuer-Leute Eis und Schnee zu kennen (woher?), kurz darauf reden sie über seltsames "Wasser, über das man laufen kann" und es scheint völlig unbekannt. Auch einige Handlungen sind unlogisch, mögen aber auch gerade so beabsichtigt sein: Bäume zu fällen um Feuer ohne direkten Sinn am Leben zu erhalten ist reichlich verrückt, wenn man gerade um sein Überleben kämpft und eine Siedlung errichtet. Dahingegen ist der gemeinsame Name "Neru" für die Welt wohl kein Patzer, sondern in einem anderem Zusammenhang zu sehen, der hier jedoch nicht aufgeklärt wird. Die gut ausgearbeitete Welt mit interessanten Tieren und Pflanzen bleibt dennoch einer der Pluspunkte des Werkes.
Das Ende des Romans ist sehr offen: Was mit Elderas passiert, was mit den Aeniriden und was mit den feurigen Koldaren - ein weiterer Roman ist nicht unwahrscheinlich, zumindest in der Intention. (Auch der Titel erklärt sich nicht vollständig.)
Ein kurzes Wort zur philosophischen Seite: Das Klimaproblem erinnert durchaus an unsere Welt - eine Lösung fehlt hier aber (leider) auch. Seltsam mutet es an, dass Religion eine große Rolle zu spielen scheint, man aber quasi nichts darüber erfährt.
Zusammenfassend kann "Die Kristallwandler" durchaus empfohlen werden. Nach etwas schleppendem Einstieg (insbesondere auf der Feuerseite) kommt bald Tempo auf. Thrillerartige Spannung wird nie versprochen und nicht geboten. Um das Werk genießen zu können muss man jedoch bereit sein, kleine Schrift zu lesen und sich auch mit relativ vollen Seiten auseinanderzusetzen. Ebenso muss man mit offenen Handlungsfäden leben können – trotz gerundetem Abschluss sind sie vorhanden. Kann man sich mit diesem anfreunden, wird man mit den Kristallwandlern eine lange Zeit genießen können. Hier kann man ruhig einmal über den Makel hinwegsehen, es mit einem BoD Buch zu tun zu haben, einem Buch also das bei keinem „ordentlichen“ Verlag untergekommen ist: von der Autorin kann man noch etwas erwarten.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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