Buch-Cover, Edmund Spenser: Faerie Queene II: Of Temperaunce

Faerie Queene II: Of Temperaunce

Originaltitel: Faerie Queene II: Of Temperaunce [EN]
Serie: Faerie Queene (#2)Genre: Romaunce
Seiten: 179
Erschienen: ? (Original: 1590)
ISBN: 978-0-140-42207-8
Preis: 18,95 Euro (Digitaler Text / eBook)
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Nachdem Redcross, der Ritter der "Holinesse" seine Aufgabe erfüllt hat - erfolgreich, wenn auch weniger aus eigenen Kräften - geht es nun mit Guyon, dem Ritter der "Temperaunce" weiter.

Guyon hat von einem Palmer, einem, der in Jerusalem war, seine Queste bekommen: Er soll die böse Zauberin Acrasia besiegen. Natürlich willigt Guyon ein und so reisen die beiden zusammen. Bald schon trifft Guyon auf für den Leser Altbekannte: Archimago hat es geschafft, aus dem Verlies von Eden zu entkommen und hetzt Guyon gegen Redcross, der „eine Dame einfach so verlassen hat“. Der Irrtum wird jedoch bald erkannt und Guyon setzt seine Reise fort.

Er trifft im Weiteren auf einen Pferdedieb (genauer gesagt: sein Pferd trifft auf einen), auf Phaedria, Alma in ihrem Schloss, das dem menschlichen Körper nachempfunden ist; Mammon, den Gott des Reichtums, natürlich Artus und einige mehr. Zuletzt bricht er zu einer Seereise auf, die an die Odyssee Homers erinnert. Und dann bleibt noch die Herausforderung, Acrasia zu besiegen, denn ihr "Bower of Bliss" ist wirklich wunderschön: Kunst und Natur, einander übertreffend.

War das erste Buch der Faerie Queen sehr "erdgebunden" und auf den Kontrast Erde/Menschen gegen Himmel/Gott ausgerichtet, unterscheidet sich das zweite Buch deutlich von dieser Dualität. Redcross hatte einen Weg - auch wenn er und Una getrennte gingen. Für Guyon existiert ein solcher nicht, er muss den Goldenen Mittelweg zwischen zwei Extremen finden, die beide schlecht sind. Dies wird vielfach gezeigt: Im Schloss von Medina, zwischen Spensers Varianten von Scylla und Charybdis, das Gleichgewicht Kunst und Natur etc.

Und auch im gesamten Buch: Acrasias Bower of Bliss ist schon im ersten Canto nahe, trifft Guyon doch auf jemanden, der von dort kommt. Dennoch braucht er 9 weitere Canti (2 gehören komplett anderen Figuren, die zeitgleich handeln) um dort anzukommen: Die Zeit war "nicht richtig", ein erneutes Wandeln auf dem richtigen Weg.

Guyon selbst macht hierbei die Erfahrung, dass auch er nur menschlich ist, wenngleich er nicht die selben Fahler begeht wie Redcross. Er hat erkannt, dass er ohne Gottes Hilfe nicht weiter kommt - und muss erkennen, dass er auch ohne den Palmer, die Rationalität symbolisierend, ziemlich aufgeschmissen ist.

Das Ende des zweiten Buches wirkt auf viele Leser ein wenig drastisch. Es ist drastisch und Acrasias Gefangennahme wirkt zudem wie ein echter Tiefpunkt. Wiederum trifft das jedoch in gewisser Weise Temperaunce: Es geht nicht um den höchsten Gipfel, die höchsten Ziele (und nachfolgende tiefe Täler). Es geht darum, den Mittelweg zu finden, nie auszureißen aus dem besten Muster. Dementsprechend kann auch der Sieg über Acrasia kein glorreicher sein sondern muss kühl hingenommen werden. Er ist nur logische Folge des beschrittenen Weges. Logisch ist es ebenso, dass Guyon im Anschluss mit Artus zu weiteren Abenteuern auszieht (so berichtet der Anfang des dritten Buches).

Das zweite Buch ist zudem klassisch angehaucht: Die Odyssee wurde erwähnt, ebenso fallen deutlich mehr Anspielungen auf Göttern, Nymphen, Mythen der Antike; Redcross, im Gegensatz dazu, wandelte eher auf dem Pfad der Bibel, der "Holiness" angemessen. Temperance hingegen ist eine Art "religionsübergreifende" Tugend, wodurch der Rückgriff auf antike Bildnisse kein Problem darstellt.

Dieser Text ist enthalten in einem Project Gutenberg e-text (http://www.gutenberg.org/ebooks/6930). Die Art der Kommentierung macht ihn m.E. allerdings ziemlich grausig. Die angegebene ISBN ist jene der von mir verwendeten Ausgabe (englisch), welche die gesamte Faerie Queene enthält. Eine deutsche Ausgabe konnte ich bisher nicht finden.

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Avatar von nico Rezension von: (Grimoires.de)
Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.

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