Faerie Queene I: Of Holinesse
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Redcross, ein Ritter mit rotem Kreuz auf dem Schild, macht sich auf, seine Queste zu erfüllen: gemeinsam mit Una reist er zum Land ihrer Eltern, wo ein fürchterlicher Drache alles in Schrecken versetzt. Doch die beiden kommen nicht weit: Ist es Redcross noch möglich, Error (Irrtum) in einer Höhle zu besiegen, so fällt er danach der Magie Archimagos zum Opfer: In einem magischen Traum glaubt er sich von Una verraten und verlässt jene, der er Treue schwor. Kurz darauf trifft er auf einen von drei Brüdern und findet eine neue Lady: Duessa, die sich nun Fidessa nennt, aber ebenso falsch ist wie Archimago und nur die Vernichtung des Ritters im Sinn hat. So kommt es, dass er sich mit einem weiteren der Brüder Sans-loy, Sans-joy und Sans-foi (sinngemäß ohne Gesetzt, ohne Freude/Hoffnung, ohne Glaube) duellieren muss und schließlich dem Riesen Orgoglio in die Hände fällt.
Una inzwischen ist ohne ihren Ritter ebenfalls aufgeschmissen. Zwar steht ihr nun ein Löwe zur Seite, doch ist dieser kaum ein Ersatz für einen gebildeten Menschen. Ihren Ritter glaubt sie schließlich wiederzufinden, doch ist dies nur Archimago in Verkleidung - der prompt an den letzten der Brüder gerät und besiegt wird. Una flieht und die Kreaturen des Waldes stehen ihr zur Seite, doch als sie vom Geschick ihres Ritters hört, scheint alles verloren. Doch dann kommt ein Ritter, edler als alle anderen, dessen vorderstes Bestreben es ist, Gloriana, die Königin der Feen zu finden und zu ehelichen Prinz Artus erscheint und steht der hilflosen Una zur Seite, um Redcross zu befreien.
Entweder man liebt die Oper oder man hasst sie – so sagt man zumindest und man kann es wohl auch auf die Faerie Queene übertragen. Hier gibt es dann noch eine dritte Möglichkeit: Man ist Student der Anglistik und hat das Pech, zur Lektüre gezwungen zu werden.
Sarkasmus beiseite: es ist tatsächlich ein Werk der Extreme. Mir bekannte Reaktionen reichten von „Ist doch nett“ über „naja, ganz ok“ und „gibt schlimmeres“ bis hin zu „das grausamste Werk der englischen Literatur“. Und alle aus dem selben Modul. Dies sollte einmal mehr deutlich zeigen, wie subjektiv selbst Rezensionen letztlich sind.
Edmund Spenser verfasste die Faerie Queene, um junge Edelleute humanistisch zu bilden. Im ersten Buch widmet er sich der „Holinesse“, was für ihn eine Verkörperung all der Basistugenden zu sein scheint, die ein gläubiger Christ braucht. Una (lat. „die Eine“) verkörpert hierbei den einen wahren Glauben – nicht das Christentum! Sondern das protestantische Christentum. Spensers Anti-Katholizismus stellt diese andere Religionsausprägung direkt in die Reihe der Feinde. Man vergleiche hier einfach die religiösen Quärelen der damaligen Zeit.
Redcross ist ein Held, der nicht wirklich heldenhaft ist. Gleich zu Beginn in die Irre geführt und von Una getrennt ziemlich verloren, dann auch noch an eine Hexe geraten (allegorisch: den rechten Pfad verloren usw.). Una selbst ist kaum besser dran, denn was ist schon der eine wahre Glaube, wenn er niemanden hat der für ihn eintritt? Mehr als in allen anderen Büchern tritt hier Artus auf…Artus der vermutlich alle Feinde aller Bücher im Alleingang niederringen könnte.
Die Faerie Queene ist definitiv nicht als spannende Lektüre zu lesen. Halt, das stimmt so nicht. Tatsächlich ist die FQ nicht wie die heute entstandenen Werke zu lesen, man muss relativ viel um die Ecke denken und in den damaligen Kontext setzen. Alles hat doppelte und dreifache Bedeutung und aus einem anderen Blickwinkel wird, was zunächst ganz einfach scheint, plötzlich problematisch. Es ist eine Romanze, ja, aber der Plot dient letztlich der moralischen Festigung und Kontemplation. Ach ja, auf Kontemplation persönlich trifft übrigens auch Redcross.
Das ganze lässt sich in einem simplen Satz zusammenfassen: Das Werk ist ALLEGORISCH. Das sagt so ziemlich alles und nichts, ich weiss. (Was erwartet man in einer Rezension zu einem Weg, dessen Sekundärliteratur für das erste Buch allein Regale füllt?) Da die FQ online verfügbar ist, empfehle ich also, bei Interesse einfach anzulesen. Untauglich ist die FQ in jedem Fall als Entspannungslektüre – allein wegen zu vieler Namen (allesamt Sprechend) in antiken Sprachen. Wer hingegen eine anspruchsvolle Lektüre sucht und sein Wissen um die Elisabethanische Zeit vertiefen will ohne gleich Sachbücher zu lesen, der mag hier ein gutes Mittel finden. Spenser hat nicht Unrecht damit, dass Moral am besten in Geschichten zum Nachdenken gekleidet wird.
Bei der Wahl der Fassung sollte man noch aufpassen, ob man „künstlich altes“ Englisch liest oder eine „modernisierte“ Fassung. Gründe gäbe es für beide Möglichkeiten.
(Die Seitenzahl ist die des ersten Buches der verlinkten Ausgabe; diese Ausgabe enthält allerdings die komplette FQ!)
Onlinefasssung (Project Gutenberg): http://www.gutenberg.org/ebooks/15272
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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