Belagert die Sturmburg!
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Nachdem Sylber und seine Wiesel den ersten Hinweis auf den Verbleib der Menschen gefunden haben, suchen sie nun logischerweise den zweiten. Dieser soll sich in einem "Schlechtwettergemäuer" befinden. Den entscheidenden Hinweis, wo sie suchen müssen, erhalten sie schließlich von einer Ritterstatue. Zunächst jedoch haben die Weisel andere Probleme: Ratten sind in Welkin eingefallen und belagern Burg Rägen.
Natürlich stehen die Gesetzlosen mit Prinz Punktum nicht auf allzu gutem Fuß, aber die Ratten sind schlimmer. Also beschließen sie, die Belagerten mit Nahrung zu versorgen. Leider versteht der Prinz unter einer Amnestie etwas anderes als die Wiesel und so finden sich diese bald in den Verliesen und kurz darauf auf der Flucht. Verfolgt werden sie von dem nicht allzu glücklichen Sheriff Trugkopf. Doch die Gefahren hinter ihnen scheinen nicht unbedingt die größten zu sein, denn auf ihrem Weg erwarten sie Otter, Ritter-Eichhörnchen und eine überdimensionierte Libellenlarve. Und dann ist da noch Torca Marda, der Hochinquisitor Welkins, der hofft, durch die Gefangennahme Sylbers Punktums Gunst zu gewinnen...
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Mal ehrlich, wer denkt sich so bescheuerte Namen aus? Ok, dumme Frage: offensichtlich Gary Kilworth oder seine Übersetzer. "Pommf de Fritte" ist schlichtweg lächerlich, so gut getroffen einige andere auch sein mögen ("Kleberich von Kaltkessel" etwa macht vollkommen Sinn in Betracht gewisser Umstände). Ähnlich sieht es da mit Shakespeare-Referenzen aus: eine wahrsagende Maulwurfsvereinigung mag ja lustig sein ("Heil dir, Sylber, Lehensherr der Grafschaft Sonstewo" etc.), aber es wurde nichts so recht daraus gemacht. Und jedem Macbeth-Kenner dürfte klar sein, wie sich das entwickelt… Das Ende mit dieser Prophezeiung war dann übrigens genau, wie ich erwartete – in Sachen Abschluss ist Kilworth recht einfallslos. Überhaupt scheint Kilworth es mit Namen zu haben, wobei viele gelungen sind, aber nicht wirklich für einige Lächerlichkeiten kompensieren. Rosenkrass und Gildeswin klingen enorm nach weiteren Shakespeareschen Charakteren (Hamlet) und die Gefolgschaft des Großinquisitors... Überaus passend in diesen Fällen und gut für ein Grinsen des Belesenen. Zusammenfassend: Phantasie und Erfindungsreichtum beim Erfinden, Verändern und Zusammenklauen von Namen ist da. Allerdings ist dies schon ein wenig überdosiert und nicht immer gelungen.
Das Ganze hat zudem einen recht lahmen Anfang. Statt die Suche fortzusetzen - was wohl zu kurz wäre für eine Serie - kommen die Ratten und überfallen Welkin. Zwar ist der Nebenplot nicht unamüsant, aber er ist im weiten Sinne belanglos. Nachdem die Geschichte Fahrt aufgenommen hat - was etwa eineinhalbhundert Seiten dauert - macht er Spaß, vorher wirkt es wie eine Pflichtübung zum Aufwärmen. Schade... danach kommen gute Idee, aber dann eben dieser Mischmasch.
Jener Mischmasch führt auch zu weitern Problemen: Bei all seinen Anleihen wirft Kilworth einiges durcheinander, das er anschienend für identisch und selbstverständlich hält - ist es aber nicht: Ein Dämon ist mit einem Mal ein Ghul. War aber eher die ganze Zeit ein Zombie oder Untoter. So fiel dann zu Genrekonventionen... An anderer Stelle nennen nur die Wiesel gewisse Statuen "Gongs" etc - komisch nur, dass dann auch andere diese Bezeichnung verwenden; an anderen stellen fehlt einfach der Zusammenhang zu einer Frage, der bei mehrminütigem Suchen als ein Wort auftaucht, ganz konkret aber erst mehrere Seiten später. Brilliant. Nur leider spiele ich hier kein "Wo ist der Hinweis?" und fand es extrem nervend. Ebenso kann man sich fast ausrechnen, welche Wiesel sterben: es gibt nach wie vor überflüssige Gesetzlose.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Kilworth einige nette Ideen hat; aus dem Tier-Plot hätte man u.U. noch mehr herausholen können - statt Völkern gibt es hier bene Tierarten. Mitunter passendes Verhalten, aber nicht wirklich genug als Rechtfertigung. Hindernisse für diese Wesen sind mitunter besser, werden aber durch teils überdrehte Namenswahl ins Abseits gedrängt. Während der zweite Wiesel-Band noch immer gut bleibt, hätte ich mir mehr erwartet. Und BITTE: Intertextualität und Sprechende Namen in allen Ehren (nicht nur Personen, man suche einmal den Inselnamen in einem etwas besseren englischen Wörterbuch…) , aber man kann es übertreiben. Wie hier. Nach dem ersten 150 Seiten Langeweile bekommt man abgesehen davon jedoch eine interessante Geschichte. Und die letzten 30 Seiten vergisst man dann besser wieder.
P.S.: Den Titel möge man ebenfalls vergessen. "Castle Storm" mag man zwar als "Sturm auf die Burg" sehen, aber das ist kaum eine Belagerung. Oder eben als "Sturmburg", wie wohl primär beabsichtigt (zuzüglich des Wortspiels). Die Übersetzung aber ist einfach nur falsch und ein wenig sinnlos.Und was Ausrufezeichen in Titeln zu suchen haben, ist wiederum eine andere Frage.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- "Eines Tages könnte ich Lehensherr sein." "Du?", brumte der Prinz. "Nur über meine Leiche." Als er diese Worte hörte, verstummte Pompom. Doch ein strahlendes Leuchten kam in seine Augen, während er seinen Herrn und Meister ansah. Und dann summte er eine kleine Melodie.
Diese Rezension bewerteten 7 positiv und 15 negativ. (7685 Leser bisher.)
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