Maraskengift
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Zweifach verwoben sind Wahrheit und Dichtung und so erfordert auch die Geschichte, die ein Wanderer im Tempel hört nicht einen sondern zwei Erzähler. Erster Erzähler ist Rujibor, der Träge. Zweiter Erzähler ist Khaziber, der Gerechte. Gemeinsam erzählen die beiden die Geschichte von Brindiji(a)n, welcher einen Auftrag vom zweiten Finger Tsas erhielt.
Nachdem sein Haus einigen Käfern zum Opfer fiel, bekam eben jener Brindijin (oder Brindijian, wemimmer der beiden Erzähler man glaubt) eine Botschaft, die er durch den Dschungel nach Jergan tragen soll. Ist dies allein schon ein waghalsiges Unterfangen, so ist es durch die dämonischen Umtreibe des Fürstkomturs Helme Haffax noch gefährlicher geworden. Dass Brindijin sich auch noch verliebt, macht die Sache nicht eben einfacher.
Auch ist die Gruppe höchst seltsam und verdächtig: Statt des Führers schient sie in Wirklichkeit eine Maraskantarantel zu führen und jeder scheint ein Geheimnis zu haben. Schon bald gibt es den ersten Toten: Ein Kaufmann wird von Käfern aus dem Inneren heraus aufgefressen. Überrascht stellt Brindijin fässt, dass etwas aus dem Besitz des Kaufmanns fehlt: Ein Beutel mit Horuschenkernen, den er am Tag zuvor gezeigt bekam. Stattdessen findet sich dort ein Meuchlerdolch...
Jener Beutel mit Horuschenkernen scheint in der gesamten Gruppe überaus beliebt und bald schon weiß Brindijin nicht mehr, wer eigentlich was als Ziel hat und auf welcher Seite er steht. Ist ein Anhänger Haffax' in der Gruppe? Oder ist dies alles Rivalität zwischen verschiedenen Geheimbünden? Es mag sein, dass nicht der Dschungel die größte Gefahr ist und auch nicht die Dämonendiener sondern ein Feind in den eigenen Reihen.
Das Buch erhält 7 von 10 Punkten.
Maraskengift hinterlässt einen Zwiespalt in mir. Das Buch ist äußerst aventurisch, Maraskan unter den borbaradianischen Einflüssen ausgezeichnet portraitiert. Die Rätselgeschichte ist zudem interessant und alles fügt sich gut in das Universum ein.
Doch dann kommen auf der anderen Seite genauso schwer wiegende Nachteile, die jeder für sich aufwiegen muss. Der größte ist das Ende. Der Autor schließt alles logisch ab, ja, gewiss. Logisch, wie es der Held erklärt - und per deux ex machina im wahrsten Wortsinn. Dem Leser wird keine Chance gegeben, die Wahrheit herauszufinden. Wenn man ein solches Ende mag, kein Problem. Mir missfiel es, zusammen mit dem mehrseitigen Entschlüsselungs-Monolog. Zudem benahm sich der Hauptcharakter zeitweise einfach nur grottendämlich und man fragt sich doch, wie er es überhaupt fertig brachte, jetzt und zuvor zu überleben.
Dies bezog sich alles auf die Geschichte in der Geschichte. Der Rahmen der erzählenden Priester ist natürlich etwas mehr als ein Rahmen und hat letztlich eine Verbindung zur Erzählung - die mir allerdings nicht gänzlich aufgegangen ist. Zudem wurde hier einiges an Potential verschenkt: Die Priester widersprechen sich zwar fortlaufend aber nur in Kleinigkeiten, die absolut unwesentlich sind und nicht einmal beim Enträtseln in die Irre führen - abgesehen davon, dass es so oder so unmöglich ist. Stellenweise verwechseln dann selbst Autor oder Lektor die richtigen Namen oder Personalpronomen beim entsprechenden Erzähler. Auch eine längere Passage, die nahezu identisch ist mit Kafkas "Varwandlung", macht nicht wirklich viel Sinn, es sei denn man interpretiert sie als Halluzination - verschenkte Intertextualität ohne Effekt.
All dies macht die Geschichte nicht schlecht. Sie bleibt ein ausgezeichnetes Portrait Schwarzmaraskans inklusive Abstecher ins Haffaxsche Tuzak und Besuch des Widerstandes. Wem dieses Schwarzmaraskan-Portrait ausreicht, dem kann man das Buch sicher empfehlen, nicht jedoch Lesern, die gerne miträtseln. Jene werden sich am Ende fast unweigerlich betrogen fühlen, denn die "Eiserne Krimiregel", dass Leser theoretisch fähig sein müssen, das Rätsel zu lösen, wird hier konsequent ignoriert. Ein Tillmanns-Roman, der hinter den vorherigen leider ein wenig zurückbleibt.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
Diese Rezension wurde zuletzt geändert am und ursprünglich veröffentlicht am .
Zitat(e) aus dem Buch
- Ich glaube, das liegt daran, dass sich der Weltendiskus dreht und daher sowieso früher oder später jeder wieder an derselben Stelle… Hilfe, ich denke, das ergibt Sinn!
- Du hast nicht gesehen, was wir gesehen haben. Was Haffax und seine Gefolgsleute diesem Land und seinen Menschen angetan haben. Du hast das Glück, im Exil aufgewachsen zu sein. Hier aber herrscht Krieg.
- Natürlich werden Garethjas wiedergeboren. / Es gibt so viele von ihnen. / Wo sollten sie sonst herkommen?
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