Der Erlkönig
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(Klassiker)
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Spät in der Nacht reitet "der Vater" mit seinem Kind nach Hause. Das Kind hört in der Dunkelheit eine Stimme, die es zunächst lockt, umwirbt und es am Ende gar bedroht. Der Vater jedoch hört diese Stimme nicht und tut sie als die Geräusche der Natur ab.
Umso schlimmer ist sein "Erwachen", als er zu Hause ankommt...
"Der Erlkönig" ist eine Ballade, wie man sie an Kürze kaum unterbieten kann. Zugegeben: Es geht. Heinz Erhardt hat es mit seiner Parodie dieses Gedichtes geschafft.
Dieses Gedicht ist nach wie vor sehr beliebt in Schule wie auch (als Beispiel) in Universität, nicht zuletzt wegen genannter Kürze. Wenngleich viele auf die Idee kommen, das Kind sei krank und phantasiert, gibt es doch nichts im Text, was dafür spricht. Eventuell sind dies Einflüsse der Erhardtschen Version - es ist zugegeben ein kurzer Schritt, wenn man in Gedanken gerade bei Erkältungen und ähnlichen ist.
Jedoch ist festzuhalten, dass man auch gesunde Kinder warm hält und eben nicht nur kranke. Dementsprechend scheint das Kind tatsächlich etwas zu sehen, was der Vater nicht wahrnimmt. Dies wurde von verschiedenen Personen dahingehend interpretiert, dass der Vater in einer Welt fortschreitender Industrialisierung oder auch Rationalisierung lebt. Er nimmt die natürlichen Dinge nicht mehr wahr und tut sie als inexistent ab. Das Kind hingegen ist noch in der "natürlichen" Welt aufgewachsen: Es hört die Stimme des Erlkönigs, was auch immer sich genau hinter diesem verbirgt (s.u.). Dies macht das Kind zugehörig zu einer naturidyllischen Welt, in der Mythen und Legenden halb Wirklichkeit sind.
Wer ist der Erlkönig? Etymologisch (die Wortherkunft betreffend) ist es eine Fehlübersetzung aus dem Dänischen: "Ellerkonge" bezeichnet dort den Elfenkönig (Elbenkönig). Der Erlkönig entstand aus der falschen Kombination von Eller (Erle - auch hier verbunden mit verschiedenstem Aberglauben) mit König. Welche Rolle hat der König im Gedicht? Während Wikipedia ihn als "dämonischen Verführer" bezeichnet, ist dies doch mehr als zweifelhaft. Festhalten kann man, dass es eine nicht klar umrissene, evtl. (natur)mystische Wesenheit ist, die im Laufe der Ballade verschiedene Positionen und Stellungen einnimmt: Gleichberechtigter Spielkamerad, möglicher Schwiegervater und schließlich ein bedrohlicher "Verführer", auf den "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt" zurückgeht.
Was der Erlenkönig wirklich ist, bleibt also offen und auch der (naturblinde?) Vater hat keine Erklärung. Diese mangelnde Absolutheit macht den Erlkönig auch weiterhin zu einem guten Diskussionstext - und er ist sicher eines der bekanntesten Werke Goethes, insbesondere unter den Kurzen.
Der Erlkönig wurde inzwischen vielfach parodiert – mit gänzlich unterschiedlichen Methoden. Eine Google-Suche nach „Parodie + Erlkönig“ fördert eine Vielzahl dieser Texte zu Tage.
Der Text ist im Projekt Gutenberg frei verfügbar: http://gutenberg.spiegel.de/buch/johann-wolfgang-goethe-gedichte-3670/231
Es befindet sich ebenfalls [mit vielen anderen] in der Anthologie Deutsche Gedichte des Reclam Verlages, welche hier verlinkt ist (Seitenzahl bezieht sich auf die Einzelballade).
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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