Sir Gawain and the Green Knight
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Es ist das Neujahrsfest an König Arthurs noch jungem Hof, als ein seltsamer grüner Reitter an den Hof kommt. Grün nicht nun in Kleidung - selbst seine Haut ist grün! In einigermaßen rauen Worten fordert er die Ritter heraus, ihren Mut zu beweisen: Einer soll einen Schlag mit seiner furchtbaren Axt gegen ihn führen und sie gehört ihm. Aber es gibt einen zweiten Teil, denn genau ein Jahr später soll der Ritter, der das Spiel annimmt, ihn in der Grünen Kapelle aufsuchen. Dort soll er einen ebensolchen schlag erhalten.
Nach anfänglichem Zögern, erbittet Gawain, Arthurs Neffe und ein bisher unerprobter Ritter, die Ehre zu bekommen, dieses Spiel anzunehmen. Mit einem einzigen Hieb enthauptet er den Grünen Ritter - was diesen kaum kümmert, denn sein Kopf spricht weiter und mit ihm unter dem Arm reitet er davon.
Gawain bleibt kaum etwas anderes übrig, als den "Vertrag" zu erfüllen, den er mit dem Ritter schloss. Fast ein Jahr später macht er sich auf die Suche nach der Kapelle, wie es ihm aufgetragen wurde. Die Drachen, Wölfe und dergleichen mehr sind kaum ein Problem, doch das Wetter macht ihm zu schaffen. Da kommt ihm eine Burg entgegen.
Die dortige Gesellschaft ist freundlich und fröhlich, der Lord überaus herzlich. Und die Spiele sind harmlos: Gawain soll sich im Schloss ausruhen - denn zur Grünen Kapelle kann man ihn an einem Tag führen - und der Lord wird jagen gehen. Dann sollen sie beide austauschen, was sie an jedem Tag erlangten. Gawain stimmt beherzt zu - doch scheint dies allzu einfach, denn die Lady des Hauses hat ein Auge auf ihn geworfen...
"Sir Gawain and the Green Knight" (Sir Gawain und der Grüne Ritter, weiterhin SGGK) gilt als eines der bedeutendsten Manuskripte des Mittelenglischen. Zusammen mit diesem Werk finden sich im Original 3 weitere, von weniger phantastischem Inhalt. Der Autor ist leider vollkommen unbekannt, wenngleich es verschiedene Mutmaßungen gibt. Allgemein wird er als "the Gawain Poet" bezeichnet.
Als Genre kann SGGK eindeutig dem mittelalterlichen Genre der "Arthurian Romance", der Artusromanze zugerechnet werden. Das Werk gehört somit zum größeren Kreis der Artuslegende. Ritter und das Übernatürliche bilden hier einen hochinteressanten Stoff, der selbstredend (keltische) Legende mit mutmaßlicher Wahrheit vermischt.
Dabei überliefert der Text einiges an mittelalterlichen Bräuchen wie zum Beispiel in drei Jagdszenen. Interpretationen gibt es viele (u.a. von Tolkien - ja, J.R.R. Tolkien!) und nicht weniger Probleme: Warum findet Gawain plötzlich ein Schloss? Hat er am Ende gefehlt oder war er im Recht, wie er handelte? Was ist die Rolle des Grünen Ritters wirklich, wem dient er oder dient er keinem? Und was hat Bercilak/Bernlak de Hautdesert eigentlich zu tun und erst die "Graue Eminenz"? Welche Pläne gingen zumindest teilweise auf?
Als Geschichte lässt SGGK sehr viele Dinge am Ende offen. Dies ist jedoch kein Makel sondern Standard in mittelalterlichen Erzählungen. Die Zuhörer (solche Erzählungen wurden meist vor Publikum vorgetragen und für wahr erachtet) diskutierten selbst über die Ereignisse.
Eine große Barriere bei Lektüre des Textes ist die Sprache, weniger die Reimform (Alliterationen, gleiche Anfangsbuchstaben; aber keine (End-)reime). Das Original ist in Mittelenglisch verfasst, was an sich schon zur Verzweiflung treiben kann. Überdies ist es jedoch eine alte Form des Mittelenglischen mit starken skandinavischen Einflüssen. Dies macht es noch schwerer zu lesen als das spätere, stärker vom Französischen beeinflusste Mittelenglisch, wie beispielsweise das von Chaucer.
Lohnt es sich? Vielleicht. Ich studiere Anglistik und bin auf den Geschmack des Mittelenglischen gekommen. Ein Ottonormalleser sollte jedoch besser zur Übersetzung ins moderne Englisch greifen oder zu einer Übersetzung ins Deutsche, so oft ich sonst auch zu Originalen rate.
Einen Blick in die Geschichte werfen kann man wie so oft im Projekt Gutenberg. Dies sollte auch offenbaren, weshalb die Lektüre des Originaltextes so problematisch ist. (Vorgeschmack: "Sythen the sege and the assault was cesed at Troye[...] - Nach der Belagerung und dem Angriff auf Troja[...])
Gelesen wurde die Ausgabe des Everyman Verlages, die auch die restlichen Texte des mittelalterlichen Manuskripts enthält und reich an Kommentaren und Lesehilfen ist (Seitenzahl für das gesamte Buch, Preis in Pfund). Wer ein überdurchschnittliches Englisch spricht und auch nicht vor weiteren Schwierigkeiten zurückschreckt, kann es versuchen. Doch erneut Warnung: Es kann sehr wohl zu einer Qual werden.
Als Alternative kann man zum Reclam-Text greifen. (Dieser wurde NICHT von mir gelesen oder betrachtet!) ISBN: 3-15-009667-7.
Text in modernem Englisch gefolgt von Mittelenglischem Text im Projekt Gutenberg: http://www.gutenberg.org/ebooks/14568 - Empfehlenswert auch die Kommentare im Vorwort!
Neu-Englische "Märchen"-Version mit Endreim von Charlton Miner Lewis: http://www.gutenberg.org/ebooks/14410 - vielleicht einen Blick wert. Ich empfehle jedoch eher die "Originalversion" oder zumindest nicht künstlich be-Endreimte
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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