Der Zauberlehrling
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keine Wertung
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Fantasy-Fans müssen sich manchmal vorwerfen lassen, dass diese Gattung doch total unecht sei. Mit dem Blick auf einige phantastische Klassiker sei bewiesen, dass Fantasy und Phantastik keineswegs trivial ist. Manches bekannte und vielgelesene Werk ist derart gestaltet, dass kantenlos in diese Gattungen fällt, so auch Goethes Zauberlehrling, den man als Metapher auf viele Arten lesen kann.
Unsachgemäße Magie
Hat der alte Hexenmeister / sich doch einmal wegbegeben..., so beginnt Goethes Zauberlehrling und wie die Geschichte weitergeht ist doch recht bekannt und abgesehen davon auch vorhersehbar: Der Alte ist weg, der Junge haut kräftig auf den Putz und weiß zuletzt keinen Ausweg aus der Misere, die er sich dadurch geschaffen hat.
Dies allein ist bei normalen Kindern oder Lehrlingen schlimm genug, doch die Anwendung von (unsachgemäßer) Magie verschlimmert das Ganze um ein Vielfaches und so droht der Lehrling schließlich zu ertrinken, da der verzauberte Besen sich weigert, mit dem Herantragen von Wasser aufzuhören.
Vielfältig interpretierbare Metapher
Viel wurde hineininterpretiert in dieses Gedicht: die Unbesonnenheit der Jugend; die Weisheit des Alters, die allein Rettung bringt. Gut, schon Aristoteles beschwerte sich über die morallose Jugend seiner Tage. Da scheint sich nicht viel zu ändern. Aber die Jugend braucht man gar nicht - denn wer sagt, dass ein Lehrling immer jung sein muss? Klar: es bleibt der "alte Meister", aber das kann man auch darauf beziehen, dass er eben schon Meister ist. Es bleibt, dass man vorsichtig mit dem sein muss, was man in Gang setzt - und Technologie ist hier nicht anders als Magie. Datenschutzeinstellungen falsch? Ups. E-Mail herausgegeben? Viel Spaß beim Ersticken unter Spam-Mails. Aus versehen etwas bestellt? Viel Spaß! Auch moderne Interpretationen dürften in aller Regel leicht fallen.
Über den Stoff stolperte übrigens sogar Disney. Bei ihm wurde Micky Maus zum Zauberlehrling - auch als (nicht gerade anspruchsvolles) Computerspiel auf dem SNES.
Flott und rhythmisch
Der Zauberlehrling ist in einem flotten Stil geschrieben, bei dem man fast zwangsläufig ins Schema der gewählten Rhythmus verfällt. Möchte man Stimmen und Betonung hineinlesen, so ergibt sich die zunächst feixende Stimme des Lehrlings, die später durch zunehmendes Entsetzen gezeichnet ist - gerade auch beim lauten Lesen.
Neben jeder Handlungsstrophe gibt es zudem eine weitere, die ich Zauberstrophe<(i> nennen möchte, wenngleich dies nur zu Anfang so ist. In dieser Zauberstrophe gibt der Lehrling zunächst Anweisungen an den Besen. Der Rhythmus klingt dabei schon wie eine Zauberformel an sich: Walle, walle / manche Strecke…. Später fließen auch die Strophen dieses Rhythmus in die normale Handlung mit ein. Der Ton und Rhythmus separieren diese Zauberstrophen allerdings nach wie vor von den anderen, wenngleich der Sprecher in jedem Fall (bis auf die letzte, welche dem zurückkehrenden Meister zufällt) der Zauberlehrling selbst ist.
Ziemlich kurz
Das schlechte an der Ballade? Sie hält für kaum 5 Minuten. Dafür kann sie immer wieder gelesen werden und auch das Vorlesen im Familienkreis kann für Erheiterung sorgen. Dies ist beileibe nicht schwer, die Stimmverstellungen beim erhabenen oder auch arrogant-überlegenen Zaubern und das Entsetzen sind so offensichtlich in den Zeilen (ohne Regieanweisung!) dass es ohne längere Übung klappen sollte. Ein Gedicht, das man also aufführen kann? Ein Gedicht, das man also aufführen kann. Und das obendrein vergnüglich ist.
Frei verfügbarer Text
Der komplette Text dieser Ballade findet sich auch im Projekt Gutenberg online unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/johann-wolfgang-goethe-gedichte-3670/457
Als ISBN angegeben ist ein Reclam-Heft mit vielen Deutschen Gedichten. Die Seitenzahl bezieht sich auf die Größe, welche die Ballade dort einnimmt. Auch Erscheinungsdatum und Preis beziehen sich hierauf.
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Nico hat besonderes Interesse an Fantasy sowie ihrem Bezug zur Realität und anderen Texten (Intertextualität). Nico studierte Literatur in Deutschland und England. Wenn er nicht liest, läuft er oder ist im Tischtennis unterwegs.
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